Wer würde schon nein sagen, wenn Eduard Geyer ruft? Die Trainerlegende von Energie Cottbus führte eine Cottbuser Stadtauswahl ins Spiel gegen den FC Bundestag. „Der Wendepunkt war definitiv die Zusage von Eduard Geyer. Als er zugesagt hatte, war es unglaublich einfach, Menschen für diese Mannschaft zu gewinnen“, erzählt die SPD-Bundestagsabgeordnete Maja Wallstein nach Abpfiff.
Gemeinsam mit Tobias Schick, dem Geschäftsführer des Stadtsportbundes und SPD-Oberbürgermeisterkandidaten, hatte sie die Partie organisiert. Auch ich finde mich am 20. September im Kader wieder, der unter anderem mit Amateurkickern und -kickerinnen, Unternehmern, Erzieherinnen und Politikern aus der Region bunt aufgestellt ist.

Den ersten Spruch zur Lausitzer Rundschau gibt es nach wenigen Minuten

Als Geyer eine dreiviertel Stunde vor Anpfiff die Kabine betritt, wird schnell klar, dass er auch bei diesem Spiel mit seinem Ruf als harter Hund und Sprücheklopfer kokettieren wird. So muss ich mir schon bald den ersten flapsigen Spruch anhören: „Von der LR? Die gibt‘s noch?“ Es steht ein unterhaltsames Abenteuer bevor, das ist jetzt schon klar in der Kabine.
Ich bin einer der spät Berufenen in Geyers Kader, erst in der Vorwoche habe ich von meinem Glück erfahren. Am Tag vor dem Spiel hat mich dann die wichtigste taktische Frage erreicht: „Welche Position spielen Sie eigentlich?“, fragte mich ein Mitarbeiter aus Wallsteins Büro. Ja, welche Position spiele ich eigentlich?
Eduard Geyer trifft mit Stadtauswahl aus Cottbus auf den FC Bundestag – Spieler noch gesucht
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Beim Kicken auf dem Bolzplatz hat sich die Frage nie gestellt. In der D-Jugend hatte ich mal Torwart gespielt, aber das erledigte sich wenig später mit dem ausbleibenden großen Wachstumsschub. „Irgendwas auf dem linken Flügel, vielleicht Linksverteidiger“, antwortete ich also.

Frühe Auswechslung trotz Motivation von Geyer und Ex-Profi Sven Benken

Geyer setzt mich direkt in die Startelf, sogar auf der genannten Position. Ein Mitspieler hat weniger Glück. „Wo spielst du eigentlich?“, fragt Geyer ihn. „Normal auf der sechs oder acht“, lautet die Antwort, doch Geyer entscheidet gut gelaunt anders: „Heute spielst du hinten drin“, meint er unter Gelächter der Kabine.
Dort stellt sich der umfunktionierte Innenverteidiger besser an als ich hinten links. Da hilft auch nicht, dass Ex-Profi Sven Benken mir wertvolle Tipps gibt. „Nicht nur am Gegner orientieren, im Raum stehen!“ Ede Geyer versucht unterdessen, meine fehlenden fußballerischen Qualitäten durch Motivation wettzumachen. „Geh hinterher!“, fordert er mich im Laufduell auf.
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Als ich nach drei Minuten das erste Mal getunnelt werde und mich danach in der Anfangsphase noch zweimal auf den Hosenboden setze, bin ich froh, die 60-minütige Partie nicht komplett durchstehen zu müssen.
Ausgedribbelt: Hier lässt sich unser Redakteur (grüne Schuhe) von seinem Gegenspieler Carsten Schneider (Ostbeauftragter der Bundesregierung und Staatsminister beim Bundeskanzler) überlaufen. Wenig später folgt die freiwillige Auswechslung.
Ausgedribbelt: Hier lässt sich unser Redakteur (grüne Schuhe) von seinem Gegenspieler Carsten Schneider (Ostbeauftragter der Bundesregierung und Staatsminister beim Bundeskanzler) überlaufen. Wenig später folgt die freiwillige Auswechslung.
© Foto: Johannes Nix

Trainer Geyer gibt immer wieder kleine Tipps

Nach gut 20 Minuten kommt mein Linksverteidiger-Kollege, der sich souveräner präsentiert. Geyer kümmert sich nach der Auswechslung direkt um mich: „Bleib hier und zieh dir eine Jacke über.“ Fortan verfolge ich von außen, wie der Trainer Kommandos gibt. „Mach ruhig, du hast Zeit“, heißt es, wenn der Gegner nicht anläuft. „Geh nach, der kann nicht mehr!“, wenn der Gegenspieler keucht.
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Auch bei Standardsituationen hilft Geyer: „Spielt die Freistöße ein bisschen in die Halbräume, sonst köpft der Große die alle raus.“ In der Halbzeit spricht er beim Stand von 0:0 grundsätzliches an: „Spielt hinten nicht so Klein-Klein.“ Die Anweisungen haben Erfolg, am Ende steht ein souveränes 3:0, als die Parlamentarier müder werden und ihr körperbetontes Spiel nicht durchhalten können.

Doppeltorschütze Sven Pechmann erhält vor dem zweiten Tor eine klare Ansage

Dass aber auch wir keine Konditionswunder sind, ist zu sehen. Matchwinner Sven Pechmann – einst Stürmer des Kolkwitzer SV – liegt vor seinem zweiten Tor bereits mit Krämpfen auf dem Boden.

Alexander Knappe, Tobias Schick und Sven Pechmann über das Erlebnis mit Ede Geyer (im Video)

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Eine klare Ansage des Trainers hilft aber, erzählt der Torjäger später: „Als die Wade gekrampft hat, hat er gesagt: ‚Steh auf, du faule Sau!‘“ Pechmann gehorcht und erzielt kurz darauf das 2:0. Es gibt aber nicht nur Aufmunterung von der Trainerlegende. Als wir eine Großchance vergeben, haut Geyer einen seiner typischen Sprüche raus: „Was ist das denn für eine Bratwurst?!“

Auch der Schiedsrichter muss sich einiges anhören

Auch bei einem Benefizspiel – es wurden 2000 € für das „Ronald McDonald Elternhaus für die Lausitz“ gesammelt – verliert der 77-Jährige seinen Ehrgeiz nicht komplett. Als der Unparteiische mit merkwürdigen Pfiffen auffällt, wird Geyer laut. „Was ist das denn für ein Musiker?“, brüllt er und meint etwas leiser schmunzelnd zur Bank: „Schiedsrichter sind immer die schlimmsten...“
Kapitän Alexander Knappe spricht in höchsten Tönen von seinem Trainer: „Er macht da keine Unterschiede, ob Bundesliga oder Stadtauswahl Cottbus gegen den FC Bundestag. Das ist dasselbe Level von Energie auf der Bank.“
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Ehrgeiz zeigt Geyer auch nochmal im Gespräch weit nach Abpfiff: „Wenn man richtig ein bisschen Fußball spielen will, damit es auch nach Fußball aussieht, muss man sich ein, zweimal treffen und ein bisschen trainieren.“

Die Kader der beiden Mannschaften

Kader der Cottbuser Stadtauswahl:
Eduard Geyer (Trainer), Tobias Schick (Kapitän), Christian Kschenka (Torwart), Maja Wallstein (1. Halbzeit), Alexander Knappe, Manuela Kunnig, Florian Belle, Benjamin Kaschula, Oliver Giese, Matthias Boddeutsch, René Starick, Daniel Fritsche, Sven Benken, Afrim Gashi, Kerstin Oelsch, Sven Pechmann, Carolin Olbricht, Nicole Kämeling, Peter Mertes, Peter Wallstein (Zeugwart)
Kader des FC Bundestag:
Fritz Güntzler (Kapitän), Ingmar Jung (Torwart), Maja Wallstein (2. Halbzeit), Daniel Baldy, Dr. André Hahn, Peter Heidt, Bruno Hönel, Kevin Leiser, Erik von Malottki, Maximilian Mordhorst, Sebastian Oys, Felix Döring, Oliver Luksic, Johannes Schätzl, Carsten Schneider, Stephan Pilsinger, Frank Schäffler, Kassem Taher Saleh, Dr. Andreas Phillipi (Teamarzt)