Wer ist der Thüringer Ministerpräsident, der als Legastheniker die Schule mit der 9. Klasse abschloss und im Landtag den Mittelfinger zeigte?
Wir stellen Bodo Ramelow vor.
Steckbrief von Bodo Ramelow
- Name: Bodo Ramelow
- Beruf: Kaufmann im Einzelhandel, Politker
- Geburtstag: 16. Februar 1956
- Geburtsort: Osterholz-Scharmbeck (Niedersachsen)
- Wohnort: Erfurt und Saalburg
- Ehefrau: Germana Alberti vom Hofe
- Kinder: zwei Kinder
- Partei: Die Linke
- Konfession: Protestant
- Amt: Ministerpräsident des Freistaates Thüringen
- Instagram: bodo.ramelow
- Twitter: @bodoramelow
- Bücher: „It’s the Internet, stupid!: die Linken und die „Schienennetze“ des 21. Jahrhunderts“, „Made in Thüringen?: Nazi-Terror und Verfassungsschutz-Skandal“, „Schreddern, Spitzeln, Staatsversagen: wie rechter Terror, Behördenkumpanei und Rassismus aus der Mitte zusammengehen“
Herkunft und Werdegang: Legasthenie, Lehre und Landtag
Bodo Ramelow entstammt mütterlicherseits dem alten protestantischen Geschlecht der Fresenius. Sein Vater kam aus einer alten Kaufmannsfamilie. Als Kind hatte er eine Lese-Rechtschreibstörung. Nach dem Schulabschluss mit der 9. Klasse machte Ramelow eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann und erlangte an einer Fachoberschule in Marburg in der 12. Klasse die kaufmännische Fachhochschulreife. Nach der IHK-Prüfung zum Ausbilder arbeitete er als Substitut zur Einarbeitung bei der Karstadt AG sowie bei dem früheren Kaufmarkt HaWeGe. Später arbeitete Ramelow als Filialleiter bei der Jöckel Vertriebs GmbH Marburg.
Von 1981 bis 1990 war der jetzige Politiker Gewerkschaftssekretär in Mittelhessen. 1990 ging er nach Thüringen, um beim Aufbau der neuen Gewerkschaftsstrukturen in den neuen Bundesländern zu helfen. Bis 1999 war er Landesvorsitzender der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV).
1999 trat Ramelow der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) bei und wurde im selben Jahr für die PDS in den Thüringer Landtag gewählt. Im November 2001 wurde er Vorsitzender der Landtagsfraktion. Ab Juni 2005 war Bodo Ramelow als Verhandlungsführer der Linkspartei bei den Gesprächen zur Parteineubildung mit der WASG tätig. Ramelow selbst sagt auf seiner Webseite, die Parteibildung zur Partei. Die Linke sei sein größter Erfolg.
Im September 2005 errang der Politiker ein Mandat für den 16. Deutschen Bundestag auf der Landesliste der Thüringer Linkspartei und wurde in der Fraktion DIE LINKE zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden. Im Bundestag hatte Ramelow verschiedene Funktionen inne. 2009 bis 2014 war er als Vorsitzender der Linksfraktion im Thüringer Landtag tätig.
Im Dezember 2014 wählte ihn der Thüringer Landtag zum Ministerpräsidenten des Freistaats Thüringen. Es war die erste Landesregierung in Deutschland, die von LINKE, SPD und Bündnis 90/Die Grünen gebildet wurde. Im März 2020 wählte der Thüringer Landtag den Linkspolitiker erneut zum Ministerpräsidenten des Freistaats Thüringen.
Thüringens Ministerpräsident privat: Ehe, Kinder und Krebs
Seit November 2006 ist er zum dritten Mal verheiratet – mit der Italienerin Germana Alberti vom Hofe. Sie ist Supervisorin und Organisationsentwicklerin bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Er lebt zusammen mit seiner Frau und Jack-Russell-Terrier Attila in Erfurt und Saalburg.
Bodo Ramelow hat zwei erwachsene Söhne aus seiner ersten Ehe. Beide Söhne erkrankten an Krebs, konnten jedoch geheilt werden, nicht zuletzt durch Blutplasma ihres Vaters. Das erzählte Ramelow in einem Interview mit der „Bunten“ im Jahr 2019.
Ramelows Kontroversen
- Strafverfahren wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz
2010 beteiligte sich Ramelow an einer Demonstration gegen einen Aufmarsch der rechtsextremen „Jungen Landsmannschaft Ostpreußen“ in Dresden. Die sächsischen Justizbehörden warfen ihm vor, die Gegendemonstration maßgeblich mitorganisiert und den Aufmarsch widerrechtlich behindert zu haben. Es wurde ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz eingeleitet. 2015 stellte die Staatsanwaltschaft Dresden das Verfahren wegen Geringfügigkeit endgültig ein.
- Verletzung der Neutralitätspflicht gegenüber der NPD
2016 rief Ramelow in einem Interview mit dem MDR in der Thüringer Staatskanzlei dazu auf, in Kommunalparlamenten keine gemeinsame Sache mit der NPD zu machen. Damit verstieß er gegen seine Neutralitätspflicht als Regierungschef und verletzte das Grundrecht der NPD auf Chancengleichheit im politischen Wettbewerb.
- Unzulässige Überwachung durch Verfassungsschutzbehörden
In den 80er und 90er Jahren wurde Ramelow aufgrund seiner Kontakte zur Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) vom Verfassungsschutz beobachtet. 2013 erklärte das Bundesverfassungsgericht die Überwachung Ramelows und der Mitglieder seiner Bundestagsfraktion für verfassungswidrig.
- Mittelfinger-Vorfall im Landtag
Im Jahr 2020 zeigte Ramelow bei einer Landtagsdebatte zum Umgang mit den Akten des NSU dem AfD-Abgeordneten Stefan Möller während dessen Rede den Mittelfinger. Er bezeichnete ihn außerdem als „widerlichen Drecksack“. Dieser hatte kurz zuvor, mit Blick auf den Verfassungsschutz, in Richtung Ramelows geäußert: „Wer da schon alles Tolles beobachtet wurde, nicht wahr, Herr Ramelow?“. Möller spielte damit auf die Beobachtung Ramelows durch den Verfassungsschutz an. Der AfD-Abgeordnete stellte daraufhin einen Strafantrag wegen Beleidigung. Das Verfahren wurde von der Staatsanwaltschaft gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt.
- „Candy-Crush-Affäre“
2021 erzählte Bodo Ramelow in der Clubhouse-Talkrunde „Nachtgespräche – zwischen Trash und Feuilleton“, dass er während eines Lockdown-Gipfels mit seinem Handy Candy Crush gezockt habe. Dieses Verhalten wurden von vielen Seiten kritisiert.
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