„Die Helden des Alltags“ – so hat Brandenburgs Ministerpräsident vor wenigen Tagen in Finsterwalde die Lebensretter genannt. Und er lud alle Besucher ein, unbedingt den Frauen und Männern über die Schulter zu schauen, die dann zur Stelle sind, wenn sich irgendwo ein Unglück ereignet hat.
2022 habe es etwa 500 Waldbrände, darunter fünf Großschadenseinsätze im Land gegeben, so Woidke. Auch Finsterwalde sei betroffen gewesen. Dazu kommen immer wieder tragische Unfälle.

Blaulichtmeile war ein Höhepunkt beim Brandenburg-Tag

Obwohl etwas abgelegen, war die Blaulichtmeile für viele Besucher das persönliche Highlight des Brandenburg-Tages. An beiden Tagen war hier rund um die Uhr ein dichter Publikumsverkehr zu registrieren. Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst, Katastrophenschutz und die Bundeswehr hatten mit einem Großaufgebot an Technik und Einsatzkräften ihre Stände aufgebaut, um mit Fallbeispielen aus ihrer Tätigkeit Einblicke in ihre Berufsbilder zu gewähren, um Verständnis für Notwendigkeiten zu werben und auch um neue Mitarbeiter zu gewinnen.
Alkohol und Drogen meiden, grundsätzlich anschnallen, runter vom Gas, Ablenkung und gefährliche Situationen meiden: Nach dieser Devise werden sicher einige Autofahrer künftig handeln, die sich die Crash-Demonstrationen der Dekra angesehen haben. Mit einem Schwerlastkran wurden alte Autos mit Aufprallgeschwindigkeiten zwischen 30 und 60 Kilometer pro Stunde auf einen Baumstamm fallen gelassen, um zu zeigen, welche Wirkung ein Frontalcrash und ein Seitenaufprall auf ein Fahrzeug und auf dessen Insassen entfaltet.

Rettungsdienste arbeiten eng zusammen

Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst erleben diese Situationen regelmäßig in der Realität. Bei einem Seitenaufprall auf einen Baum haben die Insassen trotz modernster Technik moderner Fahrzeuge auf der Aufprallseite kaum eine Chance. In vielen Fällen müssen Insassen von der Feuerwehr aus den Fahrzeugen herausgeschnitten werden.
Bei Unfällen und Katastrophenarbeiten Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei eng zusammen. In Finsterwalde wurde das demonstriert - diesmal nur bei einer Übung.
Bei Unfällen und Katastrophenarbeiten Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei eng zusammen. In Finsterwalde wurde das demonstriert - diesmal nur bei einer Übung.
© Foto: VRS
Feuerwehr, Rettungsdienst, manchmal auch das THW und die Polizei arbeiten dabei berufsbildübergreifend eng verzahnt unmittelbar zusammen, um Verletzte zu retten und Leben zu erhalten. Dabei gibt es innerhalb der Berufsgruppen speziell ausgebildete Fachbereiche, die durch ihre Ausbildung und Technik gezielt auf mögliche besondere Einsatzsituationen vorbereitet werden.

Prävention ist für Helfer sehr wichtig

Priorität hat nicht nur die Ausbildung der Kameraden der Einsatzkräfte, sondern auch die Prävention. So war zum Beispiel beim Brandenburg-Tag auf der Blaulichtmeile ein Überschlagsimulator der Polizei vor Ort, in dem Feuerwehrleute, Polizei und Autofahrer das Aussteigen aus einem auf dem Kopf liegenden PKW lernen können.
Autofahrer, die zunächst einen Unfall überleben, sterben mitunter beim Versuch, das Fahrzeug zu verlassen, so die Experten. Beim Lösen des Sicherheitsgurtes in einem auf dem Kopf liegenden Fahrzeug sei es extrem wichtig, den Kopf auf die Brust zu legen und sich mit den Beinen am Armaturenbrett abzustützen, erklärt Polizeihauptkommissar Mario Fuchs (54) von der Polizeiinspektion Brandenburg. „Ansonsten sind die sieben wichtigsten Wirbel gefährdet. Das kann bei einem Fallgewicht ab 30 Kilo sofort zum Genickbruch führen“, erklärt seine Kollegin Angelina Schäfer (18).
Bei Großveranstaltungen wie Finsterwalde werden mit dem Gerät also präventiv unzählige Leben gerettet! Hunderte Mutige haben den Kopf-Überschlag ausprobiert.

Personalknappheit macht sich auch in Finsterwalde bemerkbar

Doch die Helfer haben ein Problem, das auch in Finsterwalde sichtbar wurde: Personal sei knapp, so Mario Fuchs. Das Gerät konnte deshalb am Samstag nicht in vollem Umfang genutzt werden, weil ausgebildetes Personal fehle.
Der Kampfmittelbeseitigungsdienst klärte die Besucher über das Gefahrenrisiko auf.
Der Kampfmittelbeseitigungsdienst klärte die Besucher über das Gefahrenrisiko auf.
© Foto: VRS
Die Polizei suche für das nächste Jahr 440 junge Leute für die Kriminalpolizei, für die Schutzpolizei, im Wach- und Wechseldienst, bei den Technischen Einsatzeinheiten, bei Spezialeinheiten, bei der Verkehrspolizei, bis hin zu den Hundertschaften, erklärt Polizeikommissarin Anna Stahl (38) von der Hochschule der Polizei des Landes Brandenburg.
Wichtig ist auch die Öffentlichkeitsarbeit des Kampfmittelbeseitigungsdienstes, um die Leute über das Gefahrenrisiko aufzuklären. Neun Mitarbeiter aus Wünsdorf haben in Finsterwalde unterschiedlichste im Land Brandenburg gefundene Kampfmittel gezeigt, von der Panzerabwehrrakete bis hin zu Gewehren. Alte Luftbildaufnahmen aus dem Raum Cottbus belegen, wo im Zweiten Weltkrieg Bomben explodiert und damit aus heutiger Sicht unschädlich sind und auch, wo sich noch gefährliche Blindgänger im Boden befinden könnten. Jährlich werden zwischen 300 und 500 Tonnen Kampfmittel geborgen und unschädlich gemacht. Gerechnet wird noch mit tausenden Tonnen.

Oma transportiert gefährliche Fracht im Handwagen

„Keiner weiß, wie viel eingesetzt wurde und wie viel davon noch gefährlich ist“, meint Sascha Gast (42) vom Kampfmittelbeseitigungsdienst.
So helfen Veranstaltungen wie jetzt in Finsterwalde, die Leute zu sensibilisieren, um mögliche Gefahren zu erkennen. Ein Beispiel wird von den Kampfmittelräumern dabei immer wieder gern genannt: So habe eine Oma eine nicht ganz ungefährliche Fracht höchstselbst abgeliefert. Im Handwagen, den sie mit sich führte, lag ein schussbereites Sturmgewehr STG44.