Seit Jahren füllt Roland Kaiser die Dresdner Elbwiesen zur Kaisermania mit Zehntausenden Fans – und am Sonntag hat er das auch in Cottbus geschafft. 11.800 und damit fast genauso viele wie in Dresden waren in den Spreeauenpark gepilgert, um eine kaiserliche Party mit dem Schlagersänger zu feiern. Die ersten standen bereits am Vormittag am Einlass, um einen Platz in der ersten Reihe zu ergattern. Darunter auch Nadine Welzel (42) mit ihren drei Freundinnen. Die Senftenbergerin ist aus Berlin, wo sie jetzt wohnt, angereist, direkt vom Kaiser-Konzert am Freitag in der Berliner Waldbühne.
„Eigentlich bin ich kein Schlagerfan, aber Roland ist eine Ausnahme. Seine Bühnenpräsenz ist einzigartig, die Lieder und Texte sind so schön eindeutig zweideutig, und die Stimmung bei den Konzerten ist so schön ausgelassen“, sagt sie und spricht damit vielen Fans aus dem Herzen. Deshalb war Nadine Welzel dieses Jahr bereits bei drei Konzerten des Schlagersängers, sechs weitere werden folgen.
Cottbuser Publikum hat sich schick für den Kaiser gemacht
Und auch in Cottbus wird sie nicht enttäuscht. Roland Kaiser, wie immer im dreiteiligen Anzug, beginnt zwar eine Viertelstunde später als geplant – weil der Soundcheck länger dauerte als vorgesehen, waren auch die Eingänge zum Park später geöffnet worden –, dafür mit voller Wucht und wegen der blendenden Sonne mit Pilotenbrille. Bei „Kurios“ rauschen die Fans gleich zu Beginn mit ihm ins Morgenrot und stellen fest, dass es schon wieder los geht. Meist leicht frivol, oft etwas tiefer als das Herz – das Publikum feiert und singt die Hits ab der ersten Zeile mit.
Auf der Festwiese ist es deutlich voller als einen Tag zuvor bei Popsänger Mark Forster – schließlich sind fast viermal so viele Leute da. Die immer längeren Schlangen an den Imbiss- und Getränkewagen zeugen davon. Das Publikum hat sich schick gemacht für den Kaiser: Mutter-Tochter-Gespanne mit blinkenden Krönchen auf dem Kopf, Frauenrunden mit „Guben grüßt Roland“-T-Shirts oder Blumenketten um den Hals wie Nadine Hensel (44) und Daniela Schultchen (50) aus Kolkwitz sowie deren Schwägerin Sabine Lehmann (61) aus Cottbus. „Es wird Zeit, dass Roland mal wieder nach Cottbus kommt“, sagt Sabine Lehmann, die in zwei Wochen auch bei der Kaisermania dabei ist. Die drei mögen vor allem die alten Titel des Schlagerstars.
Roland Kaiser: 48 Jahre Karriere
Aber auch Ehepaare wie Matthias und Ivonne Kätsch (beide 43) aus Forst sind gekommen. Er sei nicht nur mit, sondern gerne mit, sagt Matthias Kätsch schmunzelnd. Er sei zwar kein Fan, habe seiner Frau die Karten aber zum Hochzeitstag geschenkt. Und ein nicht unerheblicher Teil des Publikums ist jünger als die Karriere von Roland Kaiser dauert. Denn das sind geschlagene 48 Jahre, wie er betont. 500 Titel und 30 LP‘s habe er in der Zeit herausgebracht.
Dass er in diesem Jahr 70 geworden ist, merkt man dem Sänger nicht wirklich an. Er zieht die knapp zweieinhalb Stunden Programm mit seiner Live-Band ohne Pause durch, fast eine halbe Stunde länger, als es Mark Forster am Vorabend getan hat. Seit er 2010 eine neue Lunge hat – Kaiser war schwer an der Lungenkrankheit COPD erkrankt – scheint er regelrecht aufgeblüht zu sein. „Santa Maria“, „Amore mio“, „Kein Grund zu bleiben“ – nach einigen Titeln wirft der Schlagersänger sein Jackett weg und knöpft das Hemd auf.
Kaiser-Lied angesichts der Weltlage aktuell
Dass sein Lied „Liebe kann uns retten“ angesichts der derzeitigen Welt-Lage immer aktueller wird, zeigen die vielen weißen Tücher, die das Publikum dazu schwenkt. „Das Böse hat noch nicht gewonnen“ – das wollen alle gern glauben. Und so feiern sie mit ihm in der Zugabe die großen Hits „Dich zu lieben“, „Joana“ und „Warum hast Du nicht nein gesagt“, bevor die Handy-Lampen das obligatorische Schlusslied „Bis zum nächsten Mal“ begleiten. Nicht nur Roland Kaiser und seine Band bedanken sich – auch die fast 12.000 Fans, die sich durch den Spreeauenpark ihren Heimweg bahnen.