Die Länder-Ministerpräsidenten und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatten in der Nacht zu Dienstag beschlossen, Deutschland über Ostern in den schärfsten Lockdown seit Beginn der Pandemie vor einem Jahr zu schicken. Vom 1. April bis 5. April soll das öffentliche, private und wirtschaftliche Leben weitgehend heruntergefahren werden, um die dritte Welle der Pandemie zu brechen. Damit gehen weitgehenden Kontaktbeschränkungen einher.
Das Bundesinnenministerium soll jetzt Details der Beschlüsse von Bund und Ländern zu den Corona-Regelungen über Ostern ausarbeiten. Der Bund erarbeite noch Rechtsgrundlagen, um beide Tage wie Sonn- und Feiertage zu behandeln, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag. Dabei gehe es auch um Zuschläge für Arbeitnehmer.
Welche Geschäfte haben Gründonnerstag und Karsamstag offen?
Diese Antwort fällt sehr kurz aus. Laut den Ergebnissen der Bund-Länder-Konferenz soll nur am Karsamstag der Lebensmittelhandel öffnen dürfen. Alle anderen Geschäfte müssen demnach geschlossen bleiben.
Ansammlungen im öffentlichen Raum werden dem Beschluss zufolge in dieser Zeit generell untersagt. Wo bereits Außengastronomie offen ist, muss sie für diese fünf Tage wieder geschlossen werden. Kirchen und Religionsgemeinschaft werden gebeten, an Ostern nur Online-Angebote für die Gläubigen zu machen. Nur Impf- und Testzentren sollen offen bleiben.
Wie viele Haushalte dürfen sich noch treffen?
Private Zusammenkünfte sollen auf den eigenen Haushalt und einen weiteren Hausstand, jedoch maximal fünf Personen beschränkt werden. Kinder bis 14 Jahre werden nicht mitgezählt. Paare mit getrennten Wohnungen gelten als ein Haushalt.
Muss ich an Gründonnerstag arbeiten?
Merkel erläuterte mit Blick auf das Wirtschaftsleben, die „Ruhetage“ bedeuteten Regelungen analog zu Sonn- und Feiertagen. Das heiße, dass etwa Tankstellen selbstverständlich geöffnet seien. Es könnten wie an Sonn- und Feiertagen auch bestimmte Unternehmen arbeiten. Da es zusammen mit den Osterfeiertagen insgesamt um eine Spanne von fünf Tagen (1. bis 5. April) gehe, könne der engere Lebensmitteleinzelhandel am Samstag öffnen.
Das Land Sachsen will für Gründonnerstag und Karsamstag ein Arbeitsverbot erlassen, mit Ausnahmen lediglich für systemrelevante Berufe.
Scharfe Kritik vom Handel
Nach den neuen Corona-Beschlüssen von Bund und Ländern rechnet der Handel mit erhöhtem Kundenandrang in Lebensmittelmärkten am Mittwoch und Samstag vor Ostern. Die vereinbarte Schließung am Gründonnerstag sei daher kontraproduktiv, teilte der Handelsverband Deutschland am Dienstag mit.
Die Branchenvertretung reagierte mit scharfer Kritik auf die Verlängerung der Beschränkungen bis Mitte April. „Bund und Länder agieren nur noch im Tunnelmodus“, sagte Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Sie konzentrierten sich auf Infektionszahlen, nicht aber auf die tatsächliche Infektionsgefahr beim Einkaufen. Diese sei gering.
Kirchen sind von Oster-Shutdown überrascht
Der von Bund und Ländern beschlossene sogenannte Oster-Shutdown trifft die Kirchen unvorbereitet. „Das Ergebnis hat uns ohne jede Vorwarnung durch die Nachrichten heute Morgen überrascht. Wir werden das im Laufe des Tages beraten“, sagte der Sprecher der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, am Dienstagmorgen in einer ersten Reaktion dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Noch am Montag hatte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Rande der digital tagenden Landessynode in München erklärt, er habe „keinen Anlass“ daran zu zweifeln, dass die Gottesdienste in diesem Jahr stattfinden könnten. „Die Hygienekonzepte der Kirchen haben sich bewährt“, sagte der bayerische Landesbischof. Man sei „in guten Gesprächen“ mit den Behörden
Was sagt Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) dazu?
Nach den Worten des brandenburgischen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD) werden an Gründonnerstag und Karsamstag in diesem Jahr ähnliche Regelungen gelten wie an gesetzlichen Feiertagen. An diesen beiden Tagen solle das „öffentliche Leben, auch das Berufsleben, möglichst weit heruntergefahren“ werden, um zur Eindämmung der Corona-Pandemie beizutragen, sagte Woidke am Dienstag im Deutschlandfunk. Über Details zu diesen zusätzlichen Ruhetagen sollen laut Woidke im Tagesverlauf die Chefs der Staatskanzleien beraten. Auch eine weitere Beratung der Ministerpräsidenten am Abend sei möglich.
Ziel des sogenannten Oster-Shutdowns sei es, dass „alles, was nicht dringend lebensnotwendig ist, heruntergefahren werden soll“. Woidke äußerte sich zuversichtlich, dass die Kirchen der Bitte nachkommen, Ostergottesdienste ausschließlich digital zu feiern. Bislang hätten die Kirchen in der Pandemie „eine sehr verantwortungsvolle Arbeit geleistet“.
Was gilt für den Freistaat Sachsen?
Sachsen will zu Ostern einen konsequenten Lockdown einhalten. Es gehe jetzt darum, die Tage um Ostern zu nutzen, um die neue Welle zu brechen, kündigte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) am Dienstag nach der Kabinettssitzung an. Am Gründonnerstag und auch am Ostersamstag soll nicht gearbeitet werden. Es gehe darum, am Osterfest so viel wie möglich zu Hause zu bleiben. Nach Ostern wolle man einen Weg beschreiten, der mit vielen Tests einhergehe.
Sachsen folgt mit seinem Vorgehen den Beschlüssen der Bund-Länder-Beratungen. Kretschmer zufolge muss die Infektionslage unbedingt abgebremst werden. Die aktuelle Entwicklung führe sonst zu einer Überlastung der Krankenhäuser in kurzer Zeit.
Wie sehen die Ostertage in Berlin aus?
Der Lockdown zur Eindämmung der Corona-Pandemie wird in Berlin sogar bis zum 24. April verlängert und damit um knapp eine Woche mehr als von Bund und Ländern vereinbart. Darauf verständigte sich der Senat am Dienstag, wie der Regierende Bürgermeister Michael Müller nach der Sitzung mitteilte.Die Abweichung vom Bund-Länder-Beschluss habe rein formale Gründe, um weniger Termindruck zu haben.
Der Berliner Senat hat allerdings zunächst keine konkreten Beschlüsse über schärfere Corona-Beschränkungen zu Ostern gefasst. Voraussichtlich am kommenden Donnerstag ist dazu nach dem Plenum des Abgeordnetenhauses eine Sondersitzung geplant, wie die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag aus Senatskreisen erfuhr. Das hänge aber von Festlegungen ab, die der Bund im Hinblick auf die angedachte Osterruhe angekündigt habe.
Das am Ostersonntag geplante Derby zwischen dem 1. FC Union und Hertha BSC in der Fußball-Bundesliga wird ohne Zuschauer stattfinden. Wie ein Sprecher des Berliner Innensenators am Dienstag mitteilte, wird die Partie am 4. April im Stadion an der Alten Försterei nicht Teil des Pilotprojektes für eine Fan-Rückkehr in der Corona-Pandemie sein. Berichte über eine Absage des Spiels wurden vom Senat zurückgewiesen. Ob am Osterwochenende überhaupt Bundesligaspiele stattfinden, wird dem Vernehmen nach allerdings zwischen Politik und Deutscher Fußball Liga beraten.
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