Von Schlehe über Mango bis Marille: „Glühwein-King“ Mario Sperlich aus Jessen bietet an seinem Stand auf dem Weihnachtsmarkt in Senftenberg insgesamt 14 Sorten an. „Manche davon sind teurer als andere“, erzählt er. Jetzt, außerhalb der Saison, sei beispielsweise Schwarzer Holunder- oder Heidelbeer-Punsch hochpreisiger als Mehrfruchtglühwein. Trotzdem ist der Preis pro Tasse immer gleich.
„3,50 Euro, egal welcher“, sagt er. Mischkalkulation nenne man das. Mit den günstigeren Sorten werden die teureren kompensiert. Also fünf Tassen, und der Zwanziger wäre weg. Was die Preise betrifft, müsse man laut Glühwein-King die Kirche aber im Dorf lassen. Zugleich müssten die Händler die steigenden Kosten auf die Waren umlegen – so beispielsweise für die Becher.
Mischkalkulation – so rechnen die Händler
Zwar verwendet Mario Sperlich noch Plastebecher aus Restbeständen für drei bis vier Cent. Doch sobald die Riffelbecher zur Neige gehen, muss er den Glühwein in die teuren Ökopapierbecher füllen. Pro Stück zahlt er dafür inzwischen 15 Cent. „Inklusive Entsorgungsgebühr an den Lieferanten“, erklärt er.
Auch Karen Knopp, Betreiberin der Mobilen Gastronomie vom Stadthafen in Senftenberg, setzt auf dem Weihnachtsmarkt beim Punsch für 3,50 Euro auf Mischkalkulation. „Der rote Glühwein muss den weißen abfedern“, sagt sie. Denn letzterer sei im Einkauf teurer. Neu im Angebot ist der „Hot Apple Pie“ (deutsch: flüssiger Apfelkuchen) aus Apfelsaft mit Zimt, Gewürzen und Rum. Kostenpunkt: fünf Euro.
Rapsöl ist teurer – und jetzt auch die Pommes
Im Zuge der allgemeinen Lebensmittelteuerung hat die Mobile Gastronomie die Preise bereits zweimal angehoben. So beispielsweise für die Spezialwürste wie Jalapeño-Cheddar-Bratwurst oder Wildbratwurst mit Fleisch vom Dammhirsch und Känguru. Diese stiegen erst im Sommer von 3,5 auf 3,8 Euro, und jetzt nochmal auf 4 Euro.
Günstiger sind nur die Pommes am Stand der Schlemmerpfanne von Melanie Sperlich. „Eine Portion kostet 3,5 Euro“, sagt sie. Vor Corona waren es noch drei Euro. Doch nicht nur Sonnenblumenöl sei teurer geworden, sondern auch Rapsöl. Statt 40 Cent koste der Liter jetzt über ein Euro, sagt sie. Das Knobibrot mit Creme und Tomate gibt es für vier Euro, ebenso den Langos. Und hundert Gramm gebrannte Mandeln kosten sogar 4,5 Euro.
So teuer ist der Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt in Senftenberg
Ein paar Meter weiter, bei Kathrin Matschack aus Senftenberg, brutzelt derweil neben den Österreichischen Spezialitäten der Käse in der Pfanne. Das Raclette-Brot kostet 5 Euro, die Leberkässemmel 4,5 Euro. Beides sei 50 Cent teurer geworden. „Allein die Semmeln kostet inzwischen statt 28 jetzt 48 Cent“, rechnet sie vor.
Auch den Glühwein habe sie auf 3,5 Euro anpassen müssen. Vor Corona habe der weiße Punsch noch drei Euro gekostet. Doch diesen Preis habe sie nicht halten können. Inzwischen kostet der weiße Gewürzwein ebenso viel wie der Heidelbeerglühwein.
Vom Punsch über „b‘soffene Marille“ bis zum Honigwein
Fast könnte man meinen, die Händler hätten sich bei den Punsch-Preisen untereinander abgesprochen. Doch dem ist nicht so. Auch Anton Judmann, der für den Weihnachtsmarkt extra aus der gleichnamigen niederösterreichischen Partnerstadt Senftenberg angereist ist, verkauft seine „b‘soffenen Marillen“ für 3,5 Euro pro Glas. „So teuer wie bei uns an der Wachau, ein Weingebiet an der Donau“, erklärt er.
Doch es geht auch noch günstiger. Am Stand für Crepes, Churros, Glühwein und Bratwurst verkauft der Familienbetrieb Kauer aus Rückersdorf im Elbe-Elster-Kreis den Christkindel-Glühwein für drei Euro. Alle anderen Sorten wie Orange-Ingwer-Punsch kosten hier allerdings auch 3,5 Euro.
Weihnachtsgeschenke auf dem Weihnachtsmarkt kaufen?
Wer statt Glühwein lieber Met schlürfen mag, der kehrt am Stand der Klosterschenke ein. Zwar ist der skandinavische Honigwein mit fünf Euro pro Tasse am teuersten, laut Standbetreiber Christoph Ruhland aber auch am gesündesten: „Ohne Gerbstoffe und wenig Zucker, der wird nur warm gemacht“, sagt er.
Nach der Runde über den Weihnachtsmarkt noch Geld übrig? Dann ab auf das Karussell. Eine Fahrt kostet 2,5 Euro. Fünf Runden gibt es zum Rabattpreis von zehn Euro. Oder gleich noch ein paar Geschenke shoppen? Die Kaffeerösterei (Markt 15) verkauft an ihrem Stand unweit der Postsäule hübsch eingepackten Weihnachtskaffee zum Verschenken in der Dose für 9,9 Euro. Genauso teuer ist der Gewürzkaffee mit Zimt, Nelken, Sternanis, Vanille und Kardamom in der Tüte, laut Verkäufer Jack Teichert mit Lebkuchen-Note im Abgang. Und wen es nach dem Weihnachtsmarkt-Bummel an den Ohren oder Händen friert, der kann sich hier auch gleich noch Mütze oder Handschuhe kaufen.
Weihnachtsmarktstudie 2022: Punsch im Deutschlandvergleich
Nach zwei Jahren mit abgesagten Weihnachtsmärkten und zuletzt eingeschränktem Weihnachtsmarktvergnügen mit strengen Corona-Bestimmungen, wie Zugangskontrollen, Impfnachweis- und Maskenpflicht, erwartet uns in diesem Jahr fast eine gewohnte Saison. Der Personalmangel in der Gastronomie und die gestiegenen Kosten bei Rohstoffen und Energie machen allerdings auch vor den Schaustellern auf den Weihnachtsmärkten nicht Halt. Wie eine aktuelle Weihnachtsmarktstudie (Quelle: activa event-management) zeigt, mussten 22 von 33 Weihnachtsmärkte, bei denen die Preise aus vorherigen Jahren verglichen werden konnten, den Glühweinpreis anheben. So kostet in Münster eine Tasse roter Glühwein in diesem Jahr im Schnitt 60 Prozent mehr. Noch 2021 gehörte Münster mit einem Preis von 2,50 Euro pro Tasse mit zu den günstigsten Weihnachtsmärkten in Deutschland. In dieser Saison ist Münster mit 4 Euro preislich überdurchschnittlich. Im Schnitt kostet eine Tasse Glühwein auf einem deutschen Weihnachtsmarkt 3,75 Euro. Am teuersten ist die Tasse Glühwein mit 4,50 Euro, ohne Pfand, in diesem Jahr in Aachen, Berlin, Hannover und Köln. Am günstigsten ist das Glühweinvergnügen in Bayreuth, Dortmund, Hof, Lübeck und Rostock, wo die Tasse schon für schmale 3 Euro zu haben ist. In Dortmund und Rostock ist der Glühweinpreis damit stabil geblieben. In Lübeck ist der Glühweinpreis den Recherchen zufolge sogar von 3,50 Euro auf 3 Euro gefallen.