Bei hochsommerlichem Wetter schon an die Weihnachtszeit denken? Abgesehen von den Spekulatius im Supermarkt dürften dies die wenigsten tun. Für einige allerdings ist das Thema aufgrund von Vorbereitungen hochaktuell. Zum Beispiel für die „Falkenberger Tanzmäuse“.
Deren Aufführung des Weihnachtsmärchens ist in jedem Jahr ein Grund für ein ausverkauftes „Haus des Gastes“ in der Vorweihnachtszeit. Längst wird nicht nur getanzt und gesungen, sondern beim Erzählen der Geschichte sind auch Sprechrollen zu vergeben. Und die sind begehrt.
Während der Teil, den die Erwachsenen übernehmen, mehr oder weniger gesetzt ist, ist für die Kinder, die an einer solchen Rolle interessiert sind, zunächst ein Casting zu überstehen und das nehmen sie ausgesprochen ernst.
An einem Samstagvormittag, noch vor Beginn des Auswahlverfahrens, warten beispielsweise Klara Braune mit ihrer Mutter Lisa bereits vor der Tür der Tanzmäuse. „Ich hoffe, dass ich eine der möglichen Rollen bekommen kann“, sagt die Zehnjährige. „Am liebsten möchte ich Tanni, einen Weihnachtswichtel, spielen, die Rolle kann ich am besten vorsprechen.“ Auch ihre Mutter hofft auf eine Rolle für ihre Tochter. „Ich würde es mir so für sie wünschen.“
Neue Geschichte vom erfahrenen Autor
Geschrieben hat die diesjährige Geschichte erneut Stefan Werner. Gemeinsam mit seiner Frau und Tanzmäusetrainerin Sandra, sowie Trainerin Isabell Dittrich, bildet er an diesem Tag die Jury. Und es wird hart werden.
Zu viel Einzelheiten aus „Winter Wunderland“ möchte Werner noch nicht publik machen. Im Mittelpunkt wird ein Reporter stehen, der das Wunderland aufgrund mysteriöser Umstände ganz anders vorfindet, als er es sich vorgestellt hat. „Was wir aber schon sagen können, ist, dass es dieses Jahr wirklich komplett mit weihnachtlichen Motiven angefüllt sein wird“, sagt seine Frau.
Etwa drei Monate haben die beiden an dem Stück gesessen, um die Geschichte zu entwickeln, die Dialoge, den Tanz und die Musik an die jeweiligen Szenen anzupassen. „Wahrscheinlich wirkt es komisch auf unsere Nachbarn, wenn wir im Sommer drei Stunden Weihnachtsmusik auf unserer Terrasse laufen lassen“, lacht die Trainerin.
Und es sind ja nicht nur die Szenenanpassungen. „Es muss ja auch beim Schreiben bedacht werden, dass manchen Gruppen Zeit zum Umziehen brauchen für den nächsten Abschnitt und noch vieles Weitere mehr“, sagt Stefan Werner. Größere Schwierigkeiten bei den Vorbereitungen sehen die beiden nicht, allerdings blieben immer einige Unsicherheitsfaktoren bestehen. „Einer davon ist die Technik“, meint Sandra Werner. „Wir hoffen immer das Bild- und Tontechnik bei der Liveaufführung wirklich funktionieren, denn sonst sehen wir alt aus. Außerdem haben wir in der Besetzung keine Vertretungen. Wenn also sich jemand kurz vor der Aufführung den Arm bricht, müssen wir seine Rolle auf eine mit Gipsarm umändern.“ Auch die Tatsache, dass er sein Stück für ein Publikum im Alter zwischen „sechs und sechsundneunzig“ schreiben müsse, sei eine Herausforderung, so der Autor.
Wichtig sind Mimik, Gestik und Ausdrucksweise
Mittlerweile hat das Vorsprechen begonnen und die Kinder geben sich die größte Mühe. Dennoch werden am Ende einige Tränen stehen.
„Wir schauen auf Mimik, Gestik, Ausdrucksweise. Auch müssen wir sicher sein, dass die Konzentration über die gesamte Aufführungszeit von etwa zwei Stunden ausreichen wird“, ist in etwa der Grundton der Jury. „Es muss eben alles zusammenpassen. Beim Schreiben habe ich eine Vorstellung davon, wie die jeweilige Rolle gesprochen werden soll. Beim Casting bin ich dann immer wieder überrascht, wie anders es klingt. Dann müssen wir uns entscheiden, was am besten passt.“ Schon vor der Probe wird der Rat gegeben, sich nicht zu sehr zu verstellen, sondern die Rolle so zu sprechen, wie man es für sich selbst fühlt, um authentisch zu wirken.
Wer gewählt wird, bekommt seinen Text und über ein Wochenende geht es dann ins Trainingslager. Groß ist die Erwartung der Mädchen, als sie nach der abschließenden Besprechung wieder in den Proberaum gerufen werden. Und für nur eine der jeweiligen Gruppe erfüllt sie sich. Manche haben deutlich mit den Tränen zu kämpfen, nicht ausgewählt worden zu sein, andere können sie nicht mehr zurückhalten. „Es tut uns ja auch immer leid, aber anders geht es einfach nicht“, sagen die Organisatoren. Gelobt werden aber alle Teilnehmerinnen ausführlich und sie bleiben ja auch Teil der Aufführungen. Wie man hört, musste manches Mitglied bis zu 20 Jahre auf eine Sprechrolle warten.
Nicht alle Bewerber sind erfolgreich
Für die hoffnungsfrohe Klara hat es an diesem Tag noch nicht gereicht, sich gegen ihre Mitbewerberinnen durchzusetzen. Allerdings hat man ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass sie sich für die Zukunft durchaus Chancen ausrechnen kann und sollte.
Wer die Aufführungen besuchen möchte, muss erfahrungsgemäß schnell sein. Der Kartenverkauf für die beiden öffentlichen Veranstaltungen am 9. und 10. Dezember erfolgt ab dem 18. November, 10 Uhr in den Räumen der Tanzmäuse in der Lindenstraße. Um der Handlung des Stückes auch gut folgen zu können, empfiehlt Stefan Werner einen Besuch ab dem Vorschulalter.