Cottbus ist die Hochburg des Karnevals im Osten. Selbst Einschränkungen der vergangenen Corona-Jahre haben dem keinen Abbruch leisten können. Nach zwei Jahren Zwangspause stecken die Vereine wieder mitten in den Vorbereitungen für die große Fernsehgala „Heut‘ steppt der Adler“ und den Zug der fröhlichen Leute.
Zu Ostdeutschlands größtem Karnevalsumzug werden wieder Zehntausende Besucher in Cottbus erwartet. Offiziell starten die Jecken am 11.11. um 11.11 Uhr in die fünfte Jahreszeit. Dabei holen sie sich den Schlüssel zum Cottbuser Rathaus.
Die ersten Hoheiten sind bereits inthronisiert. Siggi I und Katrin II haben die Regentschaft für den KVL Karneval Verband Lausitz übernommen. Der Verband steht für die Lausitzer Vereine. 44 Mitglieder zählt er mit mehr als 3500 Karnevalisten. Allein in Cottbus gibt es vier große Vereine. Es ist also ein stattliches närrisches Völkchen, über das die beiden Hoheiten in der Session 2022/23 herrschen. Höhepunkt und Abschluss soll dabei der Karnevalsumzug am 19. Februar 2023 sein.

Lausitzer Karnevalisten wollen ihre Session in vollem Umfang feiern

KVL-Präsident Matthias Schulze bestätigt: „Es ist unsere Intention, diese Session in vollem Umfang zu feiern.“ Allen Unwägbarkeiten und Schwierigkeiten zum Trotz, die Großveranstaltungen in Zeiten einer Pandemie mit sich bringen.
Die Tradition ist den Karnevalisten nicht nur lieb, sondern auch teuer. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Inflation und steigende Energiepreise bekommen auch die Jecken zu spüren. Matthias Schulze: „Wir verbuchen derzeit Mehrkosten von mehreren Zehntausend Euro für unsere Veranstaltungen – von der Gala bis zum Umzug.“ Gleichzeitig steigen die Auflagen – etwa in puncto Sicherheit. „Und wie schwer es in der heutigen Zeit ist, Sponsoren zu finden, brauche ich nicht zu sagen.“

Im vergangenen Jahr rückten die Narren noch mit dem Zollstock im Rathaus an

Aber aufgeben? Mitnichten. Karnevalisten laufen bei Schwierigkeiten offenbar zu Höchstform auf. Der KVL-Präsident bestätigt: „Wir haben bislang keine Absagen erhalten und es gibt auch keine Signale, dass einzelne Vereine aufgeben mussten.“ Sprich: Die Lausitzer Narren halten zusammen und werden erfinderisch.
So ist beim Rathaussturm im November 2021 der Zollstock das wichtigste Utensil der Karnevalisten, wie sich Marion Hirche erinnert. Sie ist die Präsidentin der Cottbuser Narrenweiber und führt alljährlich die Karnevalsschar gemeinsam mit den befreundeten Vereinen an, um den geregelten Rathaus-Alltag durcheinanderzuwirbeln und die Tagespolitik deftig zu kommentieren.
Die Erleichterung ist zu hören: „Die Einschränkungen fallen jetzt weg.“ Derzeit gibt es weder Auflagen zu Abstand noch Teilnehmerzahl. Die Karnevalisten haben sich also vorgenommen, wieder vollumfänglich für Frohgemut zu sorgen. „Wir dürfen wieder loslegen“, freut Marion Hirche. „Wir wollen wieder Unbeschwertheit verbreiten.“

Zehntausende Besucher werden wieder in Cottbus erwartet

Auch beim VCK Verein Cottbuser Karneval ist die Erleichterung groß. Dessen Präsident Peter Pietrasch gehört zu den Urkarnevalisten der Stadt. Er erinnert sich an die Anfänge. In der Session 1989/90 erstürmten die Narren das erste Mal das Cottbuser Rathaus. Das befand sich damals noch am Schillerplatz – heute hat in dem Gebäude wieder die Knappschaft ihren Originalsitz bezogen.
Damals erhielten die Narren den Rathausschlüssel vom frisch gekürten Oberbürgermeister Waldemar Kleinschmidt (CDU). „Am Rosenmontag sind wir dann das erste Mal spontan mit einigen Gefährten von der Stadthalle zum Rathaus gezogen“, erzählt der VCK-Präsident und schiebt nach: „Das war Nuller-Umzug.“
Ganz offiziell wird es im Jahr 1991. Damals setzt sich der erste Zug der fröhlichen Leute durch die Stadt in Bewegung. Längst hat sich der Umzug zum Höhepunkt der närrischen Saison in der Lausitz entwickelt, der die halbe Stadt für einen Tag lahmlegt. Schließlich schlängeln sich die Karnevalisten aus der gesamten Region mit fast 100 Bildern und Gefährten über die Hauptstraßen der Stadt Cottbus. Den Weg säumen regelmäßig bis zu 100.000 Besucher.

Seit zwei Jahren lagert das neue Bühnenbild für die Fernsehgala ein

Zuvor wird am 28. Dezember noch die Fernsehgala „Heut‘ steppt der Adler“ in der Stadthalle aufgezeichnet. Die Show wird ausschließlich von Laien gestaltet. Dabei präsentieren die Vereine ihre Programme. Und der Karneval Verband Lausitz kann endlich das neue Bühnenbild aufbauen. Das kennt nämlich noch keiner. Präsident Schulze: „Das haben wir seit zwei Jahren eingelagert und werden es selbst zum ersten Mal in Gänze sehen.“
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