Die Lausitz im Strukturwandel. Die Lausitz im Jobabbau. Die Lausitz als Region ohne Perspektive. Die Klischees sind bekannt und weit verbreitet. Die Realität sieht aber längst anders aus. „Nee, nee“, sagt Heinz-Wilhelm Müller, Chef der Arbeitsagentur Cottbus und präsentiert die aktuellen Zahlen für den Monat September.
Arbeitslosenquote im Geschäftsstellenbezirk Cottbus: 6,2 Prozent.
Arbeitslosenquote in Brandenburg: 6,2 Prozent.
Lausitzer Arbeitslosenquote so niedrig wie im Bundesschnitt
„Das hat es in den vergangenen 30 Jahren noch nicht gegeben“, sagt Müller. Jahre, in denen der Süden des Landes teils um das Doppelte über dem Landesschnitt lag, hat es gegeben. Und nun das: Im Osten und Nordosten Brandenburgs liegt die Arbeitslosenquote deutlich höher. 7,8 Prozent sind es in der Uckermark.
Und sogar der Bundesschnitt wird erreicht. Heißt: Wir stehen nicht schlechter da als der Rest Deutschlands – auch wenn die Arbeitslosenquote in Bayern noch deutlich niedriger ist.
6,6 Prozent Arbeitslosenquote in Ostsachen
Auch in der sächsischen Lausitz gibt es übrigens positive Signale. Auch wenn die Arbeitslosenquote hier etwas langsamer sinkt. 6,6 Prozent meldet der Agenturbezirk Bautzen für den September. Darin bleibt allerdings der Landkreis Görlitz mit 8,1 Prozent ein Sorgenkind. Nur Leipzig hat in Sachsen mit 8,2 Prozent eine höhere Quote.
Was sind die Gründe für den erfreulichen Trend in der Lausitz? Zum einen: Die Arbeitslosenquote ist im vergangenen Monat deutlich gesunken in der Lausitz. Um 0,2 bis 0,5 Prozentpunkte in allen Geschäftsstellen, auch den schwierigen in Forst und Guben.
Lausitzer Unternehmen suchen wieder Arbeitskräfte
Zudem suchen die Unternehmen wieder Beschäftige. Die Zahl der gemeldeten Stellenangebote sei im September fast wieder auf das Vor-Corona-Niveau gestiegen, berichtet Müller. Etwa 1200 neue Meldungen waren es im September. Gesucht werden vor allem Fachkräfte im handel, in der Altenpflege, Helfer in der Lagerwirtschaft und Bauelektriker.
Auch bei den Azubis scheint die Coronakrise keine größeren Auswirkungen zu haben. „Den Corona-Jahrgang hat es so in der Lausitz nicht gegeben“, sagt Müller. „Jeder Jugendliche, der das will, bekommt eine Perspektive in der Lausitz.“ Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 5,4 Prozent – und damit deutlich unter dem Brandenburger Schnitt von 7,7 Prozent.
„Die Unternehmen der Region melden wieder deutlich mehr Stellen als noch im August. Junge Leute beginnen ihre Ausbildung, Betriebe sind wieder optimistischer und stellen Arbeitnehmer ein“, fasst es Kathrin Groschwald, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bautzen, zusammen.
Corona-Sorgen: Wieder mehr Anmeldungen zur Kurzarbeit
Aber natürlich ist nicht alles rosig. Die Arbeitslosenquote liegt weiterhin über der des Vorjahres. Der Corona-Effekt ist hie sichtbar. Hinzu kommen viele Lausitzer in Kurzarbeit. Wie viele, dass kann auch die Arbeitsagentur noch nicht sagen, weil die Meldungen erst mit zeitlichem Verzug kommen. „Was wir sagen können, ist, dass es deutlich mehr sind als in den Vorjahren“, so Müller. Von den fast 40 000 Personen, die im April auf dem bisherigen Höhepunkt der Krise in Kurzarbeit gemeldet wurden, ist man deutlich runter. Im September gab es 659 Meldungen.
Das sind immer noch viermal so viele wie im September 2019. Und es sind rund 150 mehr als im August diesen Jahres. Die Zahl steigt also wieder an. Ein Grund zur Sorge? „Wir sehen, dass sich der ein oder andere Betrieb Sorgen macht, wie es in den kommenden Wochen angesichts steigender Coronazahlen weitergeht“, berichtet Müller. Vor allem Gastronomie und Einzelhandel bleiben von der Krise betroffen.
„Für Entwarnung ist es zu früh. Noch immer haben Unternehmen aus der Veranstaltungsbranche, aus der Gastronomie und aus dem Tourismus große Probleme. Bei vielen gehen die Reserven zur Neige“, sagt Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes Brandenburg.
BER, Bahnwerk und Tesla machen Mut für den Lausitzer Arbeitsmarkt
Müller blickt dennoch positiv in die Zukunft: BER, Bahnausbesserungswerk, Tesla – die Impulse seien da, dass es mit dem Arbeitsmarkt in der Lausitz gut weitergehen könne. „Es gibt ganz viele positive Signale, die den Jobverlust in der Lausitz mehr als kompensieren.“
Arbeitsmarkt in der Lausitz
Im September waren in Südbrandenburg 19 373 Menschen arbeitslos gemeldet. Neu gemeldet haben sich im September 3677 Menschen. Das sind 842 weniger als im September 2019 (-18,6 Prozent). Gleichzeitig haben sich 4639 Personen aus Arbeitslosigkeit abgemeldet. Das sind 333 weniger als vor einem Jahr (-6,7 Prozent).
Die Arbeitslosenquote lag im gesamten Agenturbezirk Cottbus bei 6,2 Prozent (-0,3 Prozentpunkte im Vergleich zum Vormonat). Und so sieht es in den einzelnen Geschäftsstellen aus:
Cottbus: 6,8 Prozent (-0,3)
Bad Liebenwerda: 5,0 Prozent (-0,2)
Lübbenau: 5,6 Prozent (-0,4)
Finsterwalde: 8,0 Prozent (-0,2)
Forst: 9,4 Prozent (-0,3)
Guben: 8,6 Prozent (-0,5)
Herzberg: 6,6 Prozent (-0,5)
Luckau: 3,3 Prozent (-0,4)
Lübben: 3,9 Prozent (-0,2)
Senftenberg: 7,8 Prozent (-0,3)
Spremberg: 5,9 Prozent (-0,5).
Im September waren im Bezirk der Agentur für Arbeit Bautzen insgesamt 18 299 Menschen arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote lag bei 6,6 Prozent (-0,2 Prozentpunkte im Vergleich zum Vormonat). Uns so sieht es in den beiden Landkreisen aus:
Bautzen: 5,3 Prozent (-0,2)
Görlitz: 8,1 Prozent (-0,2).