Mit Nils Petersen dirigierte der Mann des Spiels nach dem Schlusspfiff glückselig die Jubelgesänge der Fans des SC Freiburg im Berliner Olympiastadion. Trainer Pal Dardai dagegen war überhaupt nicht zum Lachen zumute. Immerhin – Dardai darf trotz der 1:2 (0:1)-Niederlage von Hertha BSC, die der Freiburger Edeljoker Petersen mit einem spektakulären Fallrückzieher besiegelt hatte, nach einem Machtwort der Club-Führung zumindest vorübergehend durchatmen. Er geht als Hertha-Coach in die nun anstehende Länderspielpause und wird es auch bleiben.
Die Bosse des Berliner Bundesliga-Clubs waren nach der fünften Pleite im siebten Saisonspiel darum bemüht, verbal kein weiteres Öl in die seit Tagen in der Hauptstadt schwelende Trainerdiskussion zu gießen. Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic stellte sich hinter Dardai und die Mannschaft. „Die Leistung und die Art und Weise war insgesamt in Ordnung, auch von der Körpersprache, obwohl natürlich das Ergebnis nicht stimmt“, sagte Bobic. Deshalb bleibe Dardai über die Länderspielpause hinaus im Amt. Neben diesem Machtwort stellte Bobic gleichzeitig aber eine klare Forderung auf: „Wir sind jetzt ein, zwei Spiele im Rückstand und müssen alles tun, um den Rückstand im Herbst aufzuholen.“
Risiko bei Hertha BSC
Dabei waren die positiven Ansätze auch im Heimspiel gegen Freiburg ziemlich überschaubar. Hertha BSC wirkte über weite Strecken verunsichert und lief meistens den ballsicheren Gästen hinterher. Pal Dardai durfte jedoch für sich verbuchen, mit seinen Einwechslungen dem Spiel beinahe doch noch die Wende gegeben zu haben. Nach gut einer Stunde hatte er bereits alle fünf Wechseloptionen aufgebraucht. Doch dieses Risiko machte sich bezahlt. Keineswegs zufällig sorgte mit Krzysztof Piatek ein Einwechsler in der 70. Minute für den zwischenzeitlichen Ausgleich, nachdem Freiburg durch Philipp Lienhart (17.) in Führung gegangen war.
Jetzt war Hertha wach und willig – aber eben auch weiter anfällig bei Standards. Mit den Treffern von Lienhart und dann Petersen (78.) kassierten die Berliner bereits die Gegentreffer Nummer sieben und acht nach ruhenden Bällen. Von zwei „unmöglichen Standardtoren“ sprach Pal Dardai: „Das ist schmerzhaft. Da gibt es nichts schönzureden.“
Tor des Tages durch Nils Petersen
Das Tor des Tages durch Nils Petersen war aus Sicht von Hertha BSC in der Tat schmerzhaft – gleichzeitig war es aber auch ein wunderschöner Treffer des Freiburger Edeljokers. Der Ex-Profi von Energie Cottbus drehte sich trotz enger Umklammerung irgendwie um den Berliner Lucas Tousart herum und beförderte den Ball dann aus vier Metern reaktionsschnell per Fallrückzieher ins lange Eck. „Der abprallende Ball war schwer zu verteidigen. Er ist genau dahingefallen, wo er für mich hinfallen muss, damit ich ihn ins Tor bugsieren kann“, meinte der Stürmer gegenüber dem Südwestrundfunk (SWR).
Nils Petersen erzielte in seinem 250. Bundesliga-Spiel bereits den 30. Treffer als Einwechsler und ist damit Rekordhalter der Bundesliga. Insgesamt hat Petersen jetzt 84 Bundesliga-Tore auf seinem Konto. Diesmal brauchte er exakt 104 Sekunden, um praktisch mit seiner ersten Aktion das Siegtor zu schießen: „In erster Linie spielt man ja für den mannschaftlichen Erfolg. Aber wenn man als Stürmer trifft und dann noch in irgendwelchen Statistiken weit vorn stehen kann, ist auch schön. Das nimmt man gern mit.“
Höhenflug des SC Freiburg geht weiter
Nach Spielschluss dirigierte Nils Petersen vor der roten Fankurve gewissermaßen auch den anhaltenden Höhenflug der Breisgauer. Nach sieben Spieltagen ist der SC Freiburg bei vier Siegen und drei Remis weiter ungeschlagen – das gab es zu diesem Zeitpunkt noch nie in der Vereinsgeschichte.
Übrigens: Auch für Rekordjoker gelten selbst an solchen Tagen gewisse Grundregeln im Fußballgeschäft. Denn unmittelbar nach seiner Einlage als Dirigent gesellte sich der Mann des Tages zu den anderen Freiburger Wechselspielern und absolvierte noch einige Trainingssprints auf dem Rasen des Berliner Olympiastadions.