Zum bundesweiten Warntag am Donnerstag, 14. September 2023 schrillen auch in Sachsen Handys und Sirenen. Um 11 Uhr werde die Bevölkerung über verschiedene Kanäle gewarnt, teilte Sachsens Innenministerium am Freitag (08. September 2023) mit. „In Zeiten voller Risiken ist es entscheidend, die breite Bevölkerung bei Gefahren schnellstmöglich zu erreichen“, so Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU).
Neben den 3200 Sirenen wird auch über Lautsprecherfahrzeuge, Infotafeln, Warn-Apps und den Handy-Warnkanal Cell Broadcast probeweise alarmiert. Damit sollen die Bürgerinnen und Bürger für den richtigen Umgang mit Warnmitteln fit gemacht werden. „Denn wer die Funktionsweise der Warnsysteme kennt, kann bei einem Hochwasser oder Waldbränden sicher und zügig reagieren“, so Schuster.
Wann ist der Warntag 2023 und was ist das eigentlich?
Am 14. September 2023 löst das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) einen Probealarm der höchsten Warnstufe aus. Den Probealarm wird es in ganz Deutschland geben. Es handelt sich um einen Test – die Bevölkerung muss nichts weiter tun. Es ist nicht nötig, sich auf den Warntag vorzubereiten. Einen Flyer zum Warntag 2023 vom BKK finden Sie als Download am Ende dieser Seite.
Warum gibt es den Warntag?
Das BKK möchte testen, wie gut das Warnsystem in Deutschland funktioniert. Mit jedem Test können Schwachstellen verbessert und geprobt werden, wie es im Ernstfall, wie zum Beispiel Krieg oder Naturkatastrophen, funktioniert.
Wie lange ertönen die Sirenen?
Um 11 Uhr sollen die Sirenen ertönen und um 11:45 Uhr soll es Entwarnung geben.
Wie werden die Menschen gewarnt?
„Wir setzen auf den sogenannten Warnmittel-Mix“, sagte Innenstaatssekretärin Juliane Seifert. Dazu zählten der Handy-Warnkanal „Cell Broadcast“, Warn-Apps wie Nina, Warnungen in Radio und Fernsehen, Sirenen, Informationstafeln in Städten sowie Warnungen auf den Bahnsteigen und in Zügen der Deutschen Bahn. Beim sogenannten Cell Broadcast System geht eine automatische Benachrichtigung an jedes Handy, das zu diesem Zeitpunkt eingeschaltet ist, Empfang hat und mit einer aktuellen Software läuft.
Diese Warnkanäle werden getestet:
  • Radio und Fernsehen
  • Warn-Apps wie NINA
  • Anzeigetafeln in der Stadt
  • Sirenen
  • Lautsprecherwagen
  • Infosysteme der Deutschen Bahn
  • Mobilfunkdienst Cell Broadcast
Die Teilnahme am Warntag in ganz Deutschland ist freiwillig. Nicht alle Kommunen nehmen daran teil oder testen die Warnmittel vor Ort. In Cottbus beispielsweise werden keine Sirenen heulen. Die vorhandenen Warnmittel werden abhängig von ihrer Verfügbarkeit und Einsatzmöglichkeit getestet.
Cell Broadcast in Sachsen
Sachsens Innenminister, Armin Schuster (CDU), bezeichnete die Einführung von Cell Broadcast als gute Ergänzung zu den bisherigen Warnmethoden. Das System ermögliche es, Warnungen zielgenau und ohne Nutzung personenbezogener Daten an eine große Zahl von Mobiltelefonen zu senden. Zwischen Februar und Juli 2023 sei das Warnsystem bereits bei Gefahrenlagen in Dresden, Chemnitz, Frankenberg, St. Egidien und Burgstädt erfolgreich eingesetzt worden, hieß es.
Anlass für die Einführung von Cell Broadcast in Deutschland war die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Sommer 2021 mit mehr als 180 Toten. Seifert wertete die Warnungen auch vor dem Hintergrund des Klimawandels als wichtig. Es gebe „keinen Anlass davon auszugehen, dass die Extremwetterereignisse nachlassen werden“.

War der letzte Warntag erfolgreich?

Aufgrund der Erfahrungen mit dem Warntag 2020 hat der Bund den Ländern seit 2021 Mittel zur Verfügung gestellt, um die Sirenen zu modernisieren und neue zu errichten. Sachsen hat davon rund 4,3 Millionen Euro bekommen. Mit dieser Anschubfinanzierung konnten in Sachsen bereits zahlreiche Modernisierungen durchgeführt werden. Für den Doppelhaushalt 2023/24 hat der Freistaat ein eigenes Sirenenförderprogramm mit rund 3,2 Millionen Euro aufgelegt. Damit können kontinuierlich bis zu 300 neue Sirenen im Land errichtet werden. Darüber informiert das Land Sachsen auf seiner Webseite.
Beim letzten Probealarm waren die Sirenen in Sachsen nur zu hören, wo es noch funktionierende Sirenen gab. Die Stadt Leipzig hat kein flächendeckendes Sirenennetz – die Stadt setzt auf einen Warnmittel-Mix, zu dem auch die Haltestellenansagen der LVB und Lautsprecherwagen gehören. In Dresden hingegen wurde nach dem Hochwasser 2002 ein Sirenensystem installiert.
Sachsen hat rund 3200 Warnsirenen. Auch die Warnmeldungen und die Entwarnung auf dem Handy erreichten Sachsens Bevölkerung gar nicht oder erst verspätet. Gründe dafür waren unter anderem, dass das Handy aus war, kein Netz hatte oder eine alte Software-Version installiert war. Oder es wurde eingestellt, dass Notfallbenachrichtigungen zugelassen sind.
Der bundesweite Warntag soll besser klappen als der letzte Probealarm im Dezember 2022. Dieses Mal sollen die Menschen möglichst flächendeckend mit einer staatlichen Warnung erreicht werden. Beim letzten Warntag im Dezember 2022 erhielten schon neun von zehn Menschen auf dem einen oder anderen Weg eine Warnung. Beim Warntag 2022 wurde das Cell Broadcast System mit automatischen Benachrichtigungen ans Handy erstmals angewendet. Knapp 54 Prozent der Menschen wurden damals über Cell Broadcast erreicht.
Ralph Tiesler, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, sagte, der Warntag sei ein Stresstest für die Systeme. „Es wird laut.“ In einem tatsächlichen Zivilschutzfall, also wenn die Bevölkerung vor Kriegseinwirkungen geschützt werden muss, müsste das Warnsystem bundesweit auslösbar sein. „Hier drückt der Bund auf den Knopf“, sagte Tiesler. Das laufe dann über sein Amt, möglichst nach Absprache mit der Bundesinnenministerin. Faktisch handele es sich um einen Mausklick.
In regionalen Fällen wie bei Bränden oder Amokläufen würden die örtlichen Behörden entsprechend Warnungen aussenden, so Tiesler. Dies ist in mehreren Fällen in den vergangenen Monaten laut Innenressort bereits erfolgreich geschehen. Seifert nannte unter anderem die Amoktat bei einer Versammlung der Zeugen Jehovas im März 2023 in Hamburg mit acht Toten.
Tiesler zeigte sich zuversichtlich, dass beim Warntag 2023 eine mindestens ebenso hohe Quote an erreichten Menschen geschafft wird wie im Jahr 2022. Das Ziel sei der weitere Ausbau der Warn-Infrastruktur. Jedes einzelne Warnmittel solle jeweils an die bisher nur insgesamt erreichte Quote von 90 Prozent gewarnten Menschen herangeführt werden. „Mit jedem Warntag lernen wir letztlich dazu“, sagte Tiesler.
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