Sachsen hat am Montag wie erwartet die Überlastungsstufe in der Corona-Pandemie erreicht. Am Mittwoch, 17.11. ist es offiziell geworden: Die Überlastungsstufe wird am Freitag greifen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind inzwischen 1524 Betten auf Normalstationen mit Covid-19-Patienten belegt. Auf Intensivstationen liegen 343 Corona-Infizierte. Der Schwellenwert für die Überlastungsstufe liegt bei 1300 beziehungsweise 420 Betten. Sollte der Wert drei Tage in Folge über diesen Zahlen liegen, greifen am übernächsten Tag Einschränkungen. Nach der aktuellen Lage der Dinge wird das am Freitag der Fall sein. Ministerpräsident Michael Kretschmer spricht sogar von einem möglichen Lockdown in Sachsen.
  • Wann wird die Überlastungsstufe erreicht?
  • Wie ist die aktuelle Lage in Sachsen?
  • Welche Einschränkungen werden durch diese Stufe ausgelöst?
  • Kann ein Lockdown verhindert werden?

Überlastungsstufe in Sachsen: Bettenbelegung durch Corona

Laut aktueller Corona-Verordnung greift in Sachsen die Überlastungsstufe, wenn an drei aufeinander folgenden Tagen auf den Normalstationen der Krankenhäuser mehr als 1300 Covid-19-Patienten bzw. auf den Intensivstationen mehr als 420 Covid-19-Patienten liegen. Außerdem gilt die Hospitalisierungsrate als Indikator, die für die Überlastungsstufe bei 12 liegen muss. Die aktuellen Werte (Stand 17. November) sind:
  • Normalbetten belegt: 1524
  • ITS-Betten belegt: 343
  • Hospitalisierungsrate: 6,01
Somit sind die kritischen Werte für die Überlastungsstufe erreicht.

Überlastungsstufe in Sachsen: Das sind die Regeln

Bei Überschreiten der Überlastungsstufe sind Treffen von Angehörigen eines Haushaltes mit nur einer weiteren Person erlaubt. Geimpfte, Genesene oder Kinder bis 16 Jahre zählen dabei nicht mit. Für weitere Bereiche wie Hallenbäder und Saunen, Friseure, Kosmetik oder Tattoo-Studios gilt das 2G-Modell. Ein Testnachweis reicht nicht mehr. Zudem wurde am 16.11. beschlossen, dass ab der Überlastungsstufe 2G auch im Einzelhandel gelten wird. Das gilt nicht für die Grundversorgung, also Supermärkte und Drogerien.
Versammlungen können weiter stattfinden, jedoch sind in der Überlastungsstufe maximal noch zehn Personen erlaubt. Geimpfte und Genesene werden mitgezählt. Im Einzelfall können Ausnahmen bewilligt werden. Zudem gilt bei Veranstaltungen ab 50 Personen das 2G-Plus-Modell.

Lage in Thüringen: Keine freien Intensivbetten mehr

Im Nachbarbundesland Thüringen steht die Überlastung der Krankenhäuser schon an. Dort liegt die Hospitalisierungsrate bei 16,55 (Stand 17. November), in einigen Landkreisen gibt es keine oder nur noch sehr wenige Intensivbetten frei. Entsprechend müssen Patienten dort schon in andere Bundesländer verlegt werden.
Die Thüringer Landesregierung hat als Reaktion auf die Corona-Lage weitere Verschärfungen beschlossen. So gilt in Thüringen auch beim Friseur 2G. Alle Informationen dazu gibt es hier:

Überlastung der Krankenhäuser: Besuchsverbote in Sachsens Kliniken

Die Lage in den Krankenhäusern spitzt sich immer mehr zu. Neben dem Klinikum Chemnitz verhängten weitere Krankenhäuser im Freistaat ein Besuchsverbot. In der derzeitigen Lage gelte es, Patienten und Mitarbeiter so gut wie möglich zu schützen, um die medizinische Versorgung für die Region aufrechterhalten zu können, erklärte der Ärztliche Direktor Ralf Steinmeier in Chemnitz.
Die größte Herausforderung liege beim Pflegepersonal, hieß es in Chemnitz. Da die Versorgung von Covid-Patienten einen höheren Personaleinsatz erfordere, müssten mehr Mitarbeiter für diesen Bereich zur Verfügung gestellt werden. „Dies ist nur mit Einschränkungen bei einem Teil der elektiven, also planbaren, Patientenbehandlungen verbunden. Erste Stationen wurden auf die Versorgung von Covid-Patienten umgestellt. Das OP-Programm wurde auf 80 Prozent reduziert.“
Um auf die Situation zu reagieren, gilt in Sachsen für Teile des öffentlichen Lebens die 2G-Regel. Demnach haben nur noch Geimpfte und Genesene Zugang etwa zu Gaststätten, Bars, Diskotheken und Kultureinrichtungen. Mehr Informationen zu den geltenden Corona-Regeln gibt es hier:
Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) hatte eingeräumt, dass es nicht gelungen sei, einen Schutzwall an Geimpften aufzubauen. Sachsen hat bundesweit die schlechteste Impfquote. Im Freistaat sind nur 59,1 Prozent der Menschen einmal und 57,1 Prozent doppelt geimpft.
Die 30 Mobilen Impfteams in Sachsen arbeiten nach Einschätzung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) an der Belastungsgrenze. Die Teams seien flächendeckend über ihre Kapazitätsgrenze hinaus im Einsatz, sagte DRK-Sprecher Kai Kranich auf Anfrage.

Überlastungsstufe in Sachsen: Welche Corona-Regeln gelten dann?

Wird die Überlastungsstufe erreicht, muss mit weiteren Einschränkungen gerechnet werden. Diese treffen insbesondere Ungeimpfte. Laut Verordnung sind dann diese Maßnahmen vorgesehen:
  • 2G für Gastronomie, Veranstaltungen, Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie beim Sport im Innenbereich (gilt bereits seit 8.11.)
  • 2G im Einzelhandel, außer in Supermärkten und Drogerien
  • Drei Tests pro Woche auf der Arbeit, wer weder geimpft noch genesen ist
  • 3G am Arbeitsplatz
  • Kontaktbeschränkungen: Ungeimpfte dürfen nur Menschen des gleichen Haushalts treffen plus eine weitere Person. Kinder unter 16 sind ausgenommen, Geimpfte/Gensene auch
  • Veranstaltungen sind nur ortsfest und mit maximal zehn Personen erlaubt. Geimpfte und Genesene werden mitgezählt. Es gilt 2G-Plus ab 50 Personen.