Mit der musikalisch komödiantischen Revue „Wenn ich den See seh, brauch’ ich kein Meer mehr“ hat die Neue Bühne Senftenberg zu Pfingsten die Amphitheatersaison 2023 und damit auch die Jubiläumsfeierlichkeiten zum 50. Geburtstag des Senftenberger Sees eröffnet.
Während das Geburtstagskind selbst in der untergehenden goldenen Abendsonne still ruht, hebt das Premierenpublikum im gut besetzten und mit freudvollen Farben von Steven Koop ausgestatteten Rundtheater vom ersten Ton an ab und begleitet die Zeitreise durch 50 Jahre Seegeschichte begeistert.
Jede Menge Promis sind in Senftenberg mit dabei
Kein Wunder: Immerhin sind jede Menge Promis an Bord des Jubiläumsdampfers: Während Frank Schöbel mit dem Titelsong aus dem Kultfilm „Heißer Sommer“ startet, verspricht Udo Lindenberg, dass auf der „Andrea Doria“ alles wieder klar ist.
Rod Stewart schwärmt mit „I’m sailing“ vom Segeln, Die Ärzte von Westerland, und Coldplay entführt ins „Paradise“. So geht es munter weiter von Titanic bis Traumschiff mit insgesamt 50 Songs über Wasser, Sonne, Strand und Meer/Mehr, die in mehreren Medleys verknüpft sind. Zwar sind die Promis nur in ihren Liedern präsent, doch das stört das Publikum nicht. Denn die sechs in pinkfarbene Glitzerkostüme (Kostümbild: Gabriele Kortmann) gehüllten Schauspieler, die ein Show-Ensemble, das die Jubiläumsfeier bestreiten soll, darstellen, vertreten sie hervorragend. Ihre Spielfreude springt aufs Publikum über. Nicht nur, weil sie gekonnt singen, sondern auch in witzigen Kabbeleien die eigene Zunft auf die Schippe nehmen: die Diva, die niemanden neben sich duldet, den Star, der stets im Mittelpunkt stehen will oder die Anfängerin, die alles besser weiß.
Herrlich auch die clownesken Gesten von Matthias Manz, der auch mit seinem musikalischen Können überzeugt. Das haben auch die Musiker um Benjamin Rietz, die alle Rhythmus- und Stilwechsel fantastisch meistern. So ist für jedes Alter und jeden Musikgeschmack etwas dabei.
Neue Bühne Senftenberg inszeniert gelungene Geschichte
Die Geschichte, die den Rahmen für das Showprogramm bildet, ist die der jungen Souffleuse Peggy (Lena Conrad), die durch eine inszenierte Panne und mithilfe des liebenden Stagemanagers Dennis (Patrick Gees mit toller Gesangsstimme) beweisen will und kann, dass sie das Zeug zur Moderatorin hat.
Die Erzählung endet in einem mitreißenden Duett à la Patrick Swayze und Jennifer Grey von „(I’ve had) TheTime of my Life“ aus „Dirty Dancing“. Dazwischen hat Peggy allerlei Elemente, die zu einem Unterhaltungsprogramm gehören, wie Interviews und Quiz, zu bewältigen. So jubelt das Publikum, als Geli (Sybille Böversen) und Otto (Mirko Warnatz) als Alt-Camper-Paar als Ehrengäste geradewegs vom Campingplatz auf die Showbühne gerufen werden. Sie schwelgen jede(r) auf eigene Weise in Erinnerungen an ihre Camping-Hoch-Zeiten und sind selbst darin nicht einig, welches ihr Lieblingslied war. Während Geli den „Itsy Bitsy Teenie Weenie Senftenberger Strandbikini“ beschwört, ist Otto sicher, es war Tom Jones „Sexbomb“, was beide dem sich köstlich amüsierenden Publikum gleichzeitig präsentieren.
Mit der musikalischen Zeitreise ist Intendant Daniel Ris in seiner zweiten Regiearbeit an der Neuen Bühne Senftenberg eine erfrischende Sommerrevue gelungen, die Lust auf das Leben und auch in schwierigen Zeiten den Mut dazu macht. Dafür knüpft er an das Lebensgefühl in der Lausitz an, in der man mit Stolz auf den Anfang des Lausitzer Seenlandes blickt, wo aus einem Tagebaurestloch ein beliebtes Urlaubsgebiet geworden ist – und wo ein Wandel gelingen kann.