Sie verbindet die gleiche Leidenschaft: Skirennen in den Winterlandschaften des Riesengebirges. Männer auf primitiven Holzskiern, die in Hemd und Knickerbockern über die Hügel hecheln, getrieben von Ehrgeiz, zusammengehalten von Kameradschaft. Angesichts der sportlichen Herausforderung ist es gleichgültig, ob es Tschechen, Deutsche aus Prag oder Berlin sind. Auch wenn die Rennen offiziell nationale Wettkämpfe sind - im eisigen Wind auf den Bergen sind alle verbunden, sind alle gleich.
Erstaunlich, dass angesichts der Vielzahl aktueller Dramen gerade Tomas Hodans „The Last Race“ den von der Lausitzer Rundschau gestifteten und mit 3000 Euro dotierten Publikumspreis beim 32. Filmfestival in Cottbus gewonnen hat - und auch wieder nicht. Erzählt der Film doch, in Zeitsprüngen zwischen den 1950er Jahren und dem dramatischen Rennen von 1913, wie Sportsgeist politische Fronten überwindet.
Ein Skistar und sein deutscher Freund
Im Zentrum steht der tschechische Ski-Star Bohumil Hranc, der eigentlich schon mit dem Skisport abgeschlossen hatte, weil seine junge Frau nach einer Fehlgeburt ihr zweites Kind erwartet. Als die Tschechen 1913 noch einmal gegen die deutschen Herausforderer antreten sollen, lässt er sich noch einmal überreden - und gerät mit seinen Kontrahenten in eine katastrophale Wetterlage auf der Schneekoppe. Am Ende gibt es zwei Tote - und einen, den Deutsch-Böhmen Emmerich Rath, der dieses Rennen sein Leben lang nicht vergessen wird.
Der Film lässt sich Zeit, die archaisch anmutenden Rituale des frühen Skisports zu etablieren - um dann in der zweiten Hälfte die Dramatik des Rennens in Sturm und Nebel mit großer Spannung auszumalen. Und auch wenn zumindest Sportenthusiasten wissen, wie die Geschichte ausgeht - man fiebert mit, mit diesen Männern, die völlig unzureichend ausgerüstet durch den Sturm stapfen, um ihrem Kameraden zu retten.
Emmerich Rath, dem der Film in den 1950er Jahren noch einmal begegnet, hat nie wieder zurück ins klassische Arbeitsleben gefunden. Am Ende ist er als Obdachloser in einem Altersheim gestorben, verrät der Abspann. Der Film setzt ihm ein Denkmal - und einer besonderen tschechisch-deutschen Freundschaft dazu.
Noch einmal 13.11., 10.30 Uhr, in der Kammerbühne