2024 ist es schon wieder 20 Jahre her, dass der Muskauer Park in die Welterbeliste der Unesco aufgenommen worden ist. Dieses Jubiläum wollen die polnischen und die deutschen Partner nutzen, um gemeinsam zu feiern.
2004 war eine ganze Region stolz, dass der Fürst-Pückler-Park in Łeknica und Bad Muskau zu solch großen Ehren gekommen war. Dass der Titel etwas gebracht hat, gerade auch was die mediale Aufmerksamkeit betrifft, dürfte unstrittig sein. Und so kann man von Frühjahr bis Herbst auf den Autokennzeichen ablesen, woher die Besucher kommen und wie sie sich später von diesem besonderen Flecken Erde begeistert zeigen. Und wie oft bekommt man dann als Einheimischer zu hören: Wisst ihr eigentlich, wie schön ihr es hier habt?
Muskauer Park als Forschungsprojekt
Und wie denkt der Einheimische: Ist die Kulturerbestätte Muskauer Park nur etwas für Touristen?
Dieser Frage geht Gesine Schuster nach. Die Sozialwissenschaftlerin arbeitet zurzeit an ihrer Promotion. Diese absolviert sie im italienischen Lucca. „In Italien gibt es einen gut etablierten Zweig der Kulturwissenschaften, der sich speziell mit der Kulturerbeforschung beschäftigt, und da bin ich dann eigentlich hängen geblieben“, erklärt Gesine Schuster.
Kulturerbe und Kulturerbestätten sind greifbare Zeugnisse kultureller Vorstellungen und Identität. Gesine Schuster hat sich gefragt, welche Rolle diese im Bewusstsein der Menschen vor Ort spielen. So zum Beispiel, ob sie nur als wirtschaftliche Faktoren wahrgenommen werden oder tatsächlich für die eigene Identität eine Rolle spielen.
„Ich bin im ländlichen Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen und habe immer wieder erlebt, wie große Kulturerbestätten und andere Kulturinstitutionen punktuell viel Aufmerksamkeit und auch Förderung bekommen haben, aber oft Schwierigkeiten hatten, die Menschen in der Region wirklich mit ihren Projekten und Ideen zu erreichen“, schildert Gesine Schuster.
Ein wichtiger Teil der Forschung ist eine postalische Bevölkerungsumfrage. Im Laufe der nächsten Wochen werden zufällig ausgewählte Adressen in der Region – das reicht von Forst über die Region Weißwasser bis in den Raum Hoyerswerda – einen Brief erhalten, in dem um Teilnahme an der Umfrage gebeten wird. Die Teilnahme ist natürlich vollkommen freiwillig.
Trotzdem ist jede einzelne Antwort sehr wichtig. Denn nur, wenn alle teilnehmen, also beispielweise auch Menschen, die bisher noch nie etwas von der entsprechenden Kulturerbestätte gehört haben, kann man am Ende sicher sein, dass die vielen verschiedenen Meinungen und Ansichten in der Bevölkerung auch wirklich alle gehört wurden.
Danke im Voraus an die Teilnehmer der Umfrage
„Ich möchte daher allen, die in den nächsten Wochen so einen Brief erhalten und an der Umfrage teilnehmen, schon jetzt recht herzlich für Ihre Unterstützung danken. Durch ihre Teilnahme kann am Ende das kulturelle Angebot und auch die Teilhabe in der Region verbessert werden“, ist sich Gesine Schuster sicher.
Denn nur, wenn man die Frage beantworten kann, wie die Menschen vor Ort die Angebote der Kulturerbestätten nutzen und wie sie sie wahrnehmen, könne man den Einrichtungen helfen, sich wirklich in der Region zu verankern.
Die Forschung wird von der Stiftung Fürst-Pückler-Park Bad Muskau unterstützt, worüber Gesine Schuster sehr froh ist. „Der Muskauer Park ist aus so vielen Gründe ein besonders spannender Fall, allein schon durch die Grenzlage und die aktive Zusammenarbeit zwischen der polnischen und der deutschen Seite, aber auch weil die Lausitz doch eher wenig Aufmerksamkeit in der Forschung bekommt.“
Neben dem Muskauer Park spielen bei der Forschungsarbeit das Gartenreich Dessau-Wörlitz, das Klassische Weimar und die Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin noch eine wichtige Rolle.