Von Regina Weiß
Eine Saalrunde hat es Montag nicht gegeben, obwohl sich die Gäste ihr Bier oder ihren Wein in der Gaststube bei Martins schmecken lassen. Die Saalrunde ist mit dem 14. Februar und mit der für die meisten Mühlroser erlösenden Nachricht verbunden, dass die Umsiedlung des Dorfes nun in Angriff genommen wird.
Am Montag stehen dagegen nicht die Emotionen im Vordergrund, sondern Informationen. An die 100 Mühlroser mancher musste im Saal stehen wollen wissen, wie es nun weiter geht. Zu der Runde hatte die Lausitz Energie Bergbau AG (Leag) eingeladen.
Als erstes sind nun mehrere Unterschriften notwendig. Im Beisein von Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) wird am 28. März der Umsiedlungsvertrag für und in Mühlrose unterzeichnet. Zum 1. April wird dieser Vertrag rechtsgültig und läutet somit die aktive Umsiedlung des Trebendorfer Ortsteils ein. Sie soll bis zum 31. Dezember 2024 abgeschlossen sein. Anfang der 2030er-Jahre wird dann dort, wo Mühlrose jahrhundertelang stand, Kohle gefördert. Kohle, die man wegen ihrer Zusammensetzung/Qualität und in der Menge für die Kraftwerke braucht, hatte jüngst Thomas Penk, Leiter Rekultivierung und Umsiedlungsmanagement der Leag, Medienvertretern erklärt.
Martin Klausch, Leiter für Bauwesen und Umsiedlungsmanagement bei der Leag, hat am Montagabend in Mühlrose mehrere Partner an seiner Seite, die die derzeit vorliegenden Pläne für den gemeinsamen Umsiedlungsstandort in Schleife erläutern können. Dort sind 38 Bauparzellen vorgesehen sowie ein Standort für Mietwohnungsbau. Andere Mühlroser zieht es nach Trebendorf, den kleinsten Teil ganz woanders hin. Mit jedem muss die Leag einen Einzelvertrag abschließen. Vorarbeiten dafür sind bereits in vielen Fällen erfolgt. Bestandsaufnahmen und Gutachten liegen vor, die vom Haus bis zum letzten Baum auf dem Grundstück alles bewerten. Daraus ergibt sich eine Summe, die Grundlage ist für den Erwerb einer anderen Immobilie, für den Neubau eines Hauses oder den Umzug in eine Mietwohnung. Wer in eine Bestandsimmobilie umzieht, für den könnte das gesamte Procerde schon in diesem Jahr abgeschlossen sein, hat Klausch jüngst erklärt. Wer neu baut, für den dauert es entsprechend länger, obwohl man am neuen Standort in Mühlrose schon recht weit vorangekommen ist. Für Mai 2019 wird der Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan erwartet. Im Juli/August beginnen auf dem Gemeinschaftsstandort zwischen Lieskauer und Groß Dübener Weg in Schleife die Erschließungsarbeiten. Auftraggeber ist die Leag. Ein Jahr später soll dann dort mit dem Bau der ersten Einfamilienhäuser begonnen werden.
Das Dorf soll Dorf bleiben, sagt Planer Ansgar Kaup mit Blick auf das neue Mühlrose. Das heißt, es orientiert sich an der jetzigen Bebbauung. Stadtvillen und Flachdächer sind deshalb ausgeschlossen. Man sollte auch immer an den Nachbarn denken, so Kaup weiter. Eine zweigeschossige Bebbauung ist möglich, aber auch Bungalows. Die neuen Häuser können verklinkert oder verputzt sein. Am Waldrand sind auch Holzhäuser möglich. Sattel-, Krüppelwalm- oder Walmdach sind Optionen. Festgeschrieben ist eine Firsthöhe von zehn Metern. Zentrum ist der Dorfanger, wo Dorfgemeinschaftshaus und Mietwohungsbau ihren Platz finden werden. Letzteres soll bis 2022 fertiggestellt sein. Maximal sechs Mietparteien wird es geben. Wir beginnen erst, wenn wir die Anträge dafür vorliegen haben, erklärt Martin Klausch. Auch Glockenturm, Schwimmbad und Kriegerdenkmal ziehen mit um beziehungsweise werden neu errichtet. Ganz sensibel zu betrachten ist der Friedhof. Und das nicht nur, weil er wegen einer Teilortsumsiedlung Ende der 60er-Jahre schon einmal verlegt werden musste. Mühlrose bekommt einen eigenen Friedhof angedogt an den Schleifer. Verschiedene Bestattungsformen sind dort vorgesehen. Bevor Umbettungen erfolgen können, muss der neue Friedhof gewidmet sein. Es sind weiterhin Regelungen des Friedhofsgesetzes zu beachten. Klausch sichert zu, alles laufe in Abstimmung mit den Mühlrosern. Umbettungen von Angehörigen seien auch anderswohin möglich, aber dann müsse der aufnehmende Friedhof seine Zustimmung erteilen.
Eine wichtige Abstimmung steht auch in Sachen Erschließung von Neu-Mühlrose an. Es geht um die Wärme in den künftigen Häusern. In den nächsten Wochen muss klar sein, gibt es eine zentrale Wärmeversorgung oder auch nicht. Anderes steht längst fest, so wird die Straße zwischen Kreisel (Ortsausgang in Richtung Graustein) und Neu-Mühlrose auf 5,50 Meter Breite ausgebaut. Die Straße im Dorf kann künftig auch ein Bus passieren und das Abwasser der Mühlroser wird wie im Altdorf Schleife per Vakuumleitung entsorgt.
Die Info-Versammlung ist von Filmart Postdam aufgenommen worden. Das Filmteam wird im Auftrag der Leag die Umsiedlung begleiten. Damit reagiere man auf einen Wunsch der Mühlroser.
Zur Unterzeichnung des Umsiedlungsvertrages im Gasthaus Zur Erholung am 28. März werden die Mühlroser eingeladen.