Der letzte Heimspieltag der Lausitzer Füchse war sicher einer der emotionalsten Spieltage seit Bestehen des neuen Fuchsbaus. Zum einen lag das an der sportlichen Leistung des Teams, das gegen den Tabellenzweiten der DEL 2 zunächst einen Rückstand Sekunden vor Schluss ausgleichen konnte und zudem in der Verlängerung einen wichtigen Sieg zum vorzeitigen Klassenerhalt festmachte.
Zum anderen stand der Tag im Zeichen der Spendenaktion für Julien Kunze, den Torhüter der U17 Mannschaft, der an Leukämie erkrankt ist. Seit dem Nachmittag bildete sich hinter dem Fanblock eine lange Schlange am Kuchenstand und der Tombola, die bis zum Abend nicht abreißen sollte. Hunderte Kuchen-Stücken und rund eintausend Tombolalose gingen über die Tische.
Hilfsaktion in Weißwasser lässt Helfer ins Schwitzen kommen
Rocco und Florian vom Fanclub „Collabo“, der die Aktion von Anfang an mitgetragen hat, kamen bei der Verteilung der Preise ordentlich ins Schwitzen. „Es gibt keinen wichtigeren Zweck, als Gutes zu tun“, sagt Florian zum Engagement der Fans. „Als wir darauf angesprochen wurden zu helfen, haben wir nicht lange überlegt, ob wir helfen, sondern wie wir helfen“, meint Rocco. So entstanden die Kombination aus Kuchenbasar und Tombola.
Daniel Kunze, der Vater von Julien, beschreibt seine Gefühle mit „nicht in Worte zu fassen“. Die Familie ist den Weißwasseranern unendlich dankbar für die Unterstützung. Julien verfolgte das Spiel über Sprade TV und war so ganz nah dran am Geschehen. Nach Stand der Dinge werden die Ärzte in Dresden Mitte der Woche entscheiden, wann die Behandlung mit dem nächsten Zyklus Chemotherapie fortgesetzt wird, die Leukämiezellen waren bei den letzten Untersuchungen verschwunden.
Prognosen für Nachwuchs-Crack Julien sind gut
„Die Prognosen sind positiv“, zeigt sich der Vater erleichtert. Jetzt hofft die Familie, dass Julien bald in die Normalität zurückkehren kann. Dafür stellen sich hunderte von Fans geduldig in die Warteschlange und investieren fleißig in die Tombola. So wie Enrico Schwamm aus Lohsa, „Das Geld ist unwichtig, es ist für einen guten Zweck“, meint er. „Die Füchse sind eine Familie und helfen sich gegenseitig, es sind außerdem eine Menge toller Sachen zu gewinnen“, sagt er. Nadine, Pauline und Jens haben sich ebenfalls angestellt. „Es geht ums helfen“, sagen die drei Fans, die jedes Spiel in der Arena besuchen. „Es ist eine gute Idee, der Gedanke zählt“, versichert Nadine. Dabei ist ihnen es egal, was sie sich mit nach Hause nehmen dürfen. „Es ist ein Gewinn für alle.“
Mareike Huster ist in Doppelfunktion in der Arena. Zum einen vertritt sie die Öffentlichkeitsarbeit des Füchse-Sponsors Leag, der viele Preise für die Tombola zur Verfügung gestellt hat, zum anderen hat er einhundertfünfzig Pucks mit dem Spieler-Porträt von Julien gekauft. „Wir als Leag sehen uns als langjährige Partner in der Verantwortung, bei dieser Aktion zu helfen“, sagt sie. Als Privatperson besucht sie ohnehin die Heimspiele im Fuchsbau und meint, dass „unsere Region in schweren Zeiten zusammenhalten muss.“
Hilfsaktion in Weißwasser – ein Zeichen für den Zusammenhalt der Fans
Josephine schließlich engagiert sich seit vielen Jahren als Cheerleaderin, derzeit ist sie „verhindert“, da sich Nachwuchs angekündigt hat. Sie hat einen der vielen Kuchen gebacken, die wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln über den Tisch gehen. „Ich finde das super“, meint die werdende Mutter. „Da merkt man den Zusammenhalt über alle Generationen hinweg, von den jüngsten bis zu den ältesten Fans wollen alle helfen.“ Sie wünscht Julien, dass „er auf alle Fälle schnell gesund wird und ihn das gesammelte Geld recht bald bei der Rückkehr ins normale Leben unterstützt.“
Dass Julien dabei nicht allein sein wird, hat die Füchse-Familie am Sonntag in beeindruckender Weise gezeigt. Nicole Borchers, die mit ihren Freundinnen die Hilfsaktin angestoßen hat, sagte im Anschluss an den Abend, dass sowohl Kuchen als auch Lose komplett ausverkauft worden sind. „Wir werden ein paar Tage brauchen, um die Geschichte sacken zu lassen“, beschreibt sie die Emotionen. „Es war überwältigend und hat alles Vorstellbare übertroffen – Wahnsinn!“
Die gelungene Aktion wird in der 90-jährigen Geschichte des Eissports einen würdigen Platz einnehmen. Und der Fan-Gesang „Füchse geben niemals auf, sie kämpfen“ ist nicht nur eine leere Phrase, sondern Realität. Im Fuchsbau. In Weißwasser. Für und mit Julien.