Schnell startet Andreas Uebel das Hovercraft-Luftkissenfahrzeug. Über den mit Luft gefüllten Rand springt Frank Degen zu ihm. Sicher geht es über geflutete Straßen und Wiesen zum Pumpspeicherwerk Niederwartha. Hochleistungspumpen müssen sie zum Werk bringen, damit dort das Elbwasser aus sensiblen Bereichen abgepumpt werden kann. Das Werk soll schnell wieder ans Netz. Der Propeller rotiert laut. Der Hub- und der Schubmotor arbeiten. Das Luftkissen, das geradezu schwebt, schafft überflutete Flächen, die für ein Boot zu flach und für einen Lkw zu gefährlich wären. Das war vor zehn Jahren zur Elbe-Flut im Jahr 2013.
In den Hallen der Firma Frank-Air hat sich die Auro Hovercraft GmbH am Welzower Verkehrslandeplatz mit Andreas Uebel, Frank Degen und Peer Forberg eingerichtet. Feuerwehrrot sind die Luftkissenfahrzeuge. Der HC 480, der Kleine, schafft fünf Menschen. Der HC 6000 bis zu acht Menschen oder bis zu 800 Kilogramm zusätzliche Ladung. Mit einer Geschwindigkeit von 85 Kilometern pro Stunde können sie am Unfallort sein.
„Baumstämme im Wasser überwinden wir, schwer gestürzte Schlittschuhläufer holen wir vom Eis“, beginnt Andreas Uebel aufzuzählen. Sie können im Eis eingebrochene Menschen aus dem Wasser holen, bewältigen das Watt, weite Sandflächen und Rutschungsgebiete in Tagebaufolgelandschaften, wo es für andere Fahrzeuge zu gefährlich wird. Mit dem Technischen Hilfswerk und mit Feuerwehren haben sie bereits zusammengearbeitet. An der Küste und auch im Ausland.

Auro Hovercraft baut in Welzow Prototypen

„Aber die Anschaffung und die Ausbildung von Fahrern muss sich für die Retter lohnen“, sagt Frank Degen, selbst Feuerwehrmann. Rund 78.000 Euro kostet aktuell so ein Hovercraft von Auro. Vieles müssen sie selbst entwickeln und bauen, daraus entstehen Prototypen, die zur Serienreife geführt werden. Vorrangig regionale Zulieferer sollen dabei die Baugruppen liefern. Mit der TU Freiberg und der BTU Cottbus bringen sie Entwicklungsprojekte auf den Weg.
Und jetzt findet nur wenige Meter von ihrer Werkstatt entfernt die Firemobil statt. Einmal mehr werden wir erleben, was Feuerwehren brauchen. „Das Schöne ist“, sagt Frank Degen, „wir können unser Luftkissenfahrzeug hier starten – auf dem Gelände und vielleicht auch auf dem Sedlitzer See.“

Starten und Landen: Die Neuhausener fliegen zur Firemobil nach Welzow

Auch Aeroheli International, das Unternehmen, das seit 1992 am Verkehrslandplatz Neuhausen angesiedelt ist, wird als Aussteller auf der Firemobil vertreten sein. „Wir fliegen dann natürlich schnell rüber nach Welzow“, sagt Geschäftsführer Dirk Franzke. Genau zwölf Minuten Flugzeit seien es von Neuhausen zum Nachbar-Flugplatz. Denn Aeroheli International will einen seiner Hubschrauber ausstellen und vorführen. „Und das gleich zusammen mit der Feuerlöschausrüstung für diesen Hubschrauber“, sagt Franzke.
Jan Dammes und Dirk Franzke (r.) haben Waldbrand-Erfahrungen vor allem auf dem Balkan gesammelt. Mit ihrer Firma Aeroheli International, mit der sie seit 31 Jahren am Verkehrslandeplatz Neuhausen angesiedelt sind, werden sie zur Firemobil vertreten sein.
Jan Dammes und Dirk Franzke (r.) haben Waldbrand-Erfahrungen vor allem auf dem Balkan gesammelt. Mit ihrer Firma Aeroheli International, mit der sie seit 31 Jahren am Verkehrslandeplatz Neuhausen angesiedelt sind, werden sie zur Firemobil vertreten sein.
© Foto: Steven Wiesner/Archiv
Aeroheli ist waldbranderfahren mit seinen Piloten und den Hubschraubern – und zwar vor allem auf dem Balkan. So haben sie neben den Erfahrungen mit den hohen Temperaturen auch Erfahrung im Gebirge. „Aber“, so der Geschäftsführer, „in der Vergangenheit war es schwierig bis unmöglich, im Falle eines Waldbrandes als Anbieter von luftgestützten Löscharbeiten auch wirklich eingesetzt zu werden.“ Eine einzelne Messe werde daran wohl nichts ändern. „Aber eventuell werden wir irgendwann ausreichend wahrgenommen, wenn wir wiederholt auftreten können.“

Welzow hat das Gelände für eine Messe mit vielen Löschvorführungen

Es ist die erste Firemobil, die die Neue Messe Fulda GmbH ausrichtet. Messe-Chef Manfred Hommel war einfach begeistert von dem Gelände am Verkehrslandeplatz Welzow samt Wasserlandeplatz am Sedlitzer See. Läuft die Premiere gut, könnte die 2. Firemobil 2025 erneut in Welzow starten. Auch zur Freude der Stadt am Tagebau. Angemeldet haben sich neben zahlreichen hochkarätigen Herstellern von Feuerwehrtechnik bereits die obersten Repräsentanten der Feuerwehrverbände aus Österreich, Kroatien, Polen, Slowenien, Tschechien, Nordmazedonien und natürlich aus Deutschland zugesagt. Wie Hommel mitteilt, wollen die internationalen Brandschutzexperten in Welzow gemeinsam darüber beraten, wie Landesgrenzen bei Großschadenslagen die Arbeit der Feuerwehren nicht gefährden.

Die Johanniter bringen ihre Drohnenpiloten mit

Frank Steckling, der Geschäftsführer bei Flugplatzbetriebsgesellschaft Welzow mbh hofft, dass sich Feuerwehren der Region anmelden und den Standortvorteil nutzen. Besonders für die Feuerwehrjugend kann diese Messe ein tolles Erlebnis werden.
Auch die Sondereinsatzgruppe  F.L.I.G.H.T. der Johanniter  – hier mit Henrik Blumhagen  – will zur Firemobil in Welzow zeigen, was ihre Spezialdrohne alles kann.
Auch die Sondereinsatzgruppe F.L.I.G.H.T. der Johanniter – hier mit Henrik Blumhagen – will zur Firemobil in Welzow zeigen, was ihre Spezialdrohne alles kann.
© Foto: Michael Helbig/Archiv
Mit seiner schnellen Einsatzgruppe F.L.I.G.H.T. hat sich der Regionalverband Südbrandenburg der Johanniter-Unfall-Hilfe als Aussteller angemeldet. Die Fachberater und Drohnenpiloten dieser Sondereinsatzgruppe unterstützen die Feuerwehren der Region bei Waldbrandlagen. Auf der Firemobil wollen sie zeigen, wie sie mit Drohnen und Wärmebildkameras Glutnester erkennen und hochaufgelöste Bewegtbilder in Echtzeit an einen Einsatzleitwagen übertragen.
Manfred Hommel jedenfalls setzt auf die realen Bedingungen in Welzow und auf die Live-Vorführungen der Technik. „So etwas“, so der Messeveranstalter, „gab es in dieser Form und Dimension bislang in Deutschland noch nie. Angesichts der aktuellen Waldbrandgeschehen in Europa ist so eine Veranstaltung aber dringend notwendig.“

Das kostet der Messebesuch

Stattfinden wird die Firemobil am Welzower Verkehrslandeplatz von Donnerstag, 14. September, bis Samstag, 16. September. Sie gilt als Leistungsschau im Krisenmanagement und Katastrophenschutz für Entscheider und Anwender in Einsatzorganisationen. Fachleute werden ebenso erwartet, wie Laien. An allen drei Tagen ist die Messe von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Karten können online oder an der Tageskasse gekauft werden. Die Tageskarte kostet 20 Euro. In Gruppen ab zehn Besucher sind jeweils 15 Euro pro Person nötig. Wer nachweisen kann, dass er Mitglied einer Jugendfeuerwehr ist, kommt für zehn Euro auf das Messegelände. Aktionen, die am Sedlitzer See laufen oder auf dem Parcours im schwierigen Gelände, sollen auf einem großen Bildschirm mitverfolgt werden können. Auch in den vier Zonen auf dem weitläufigen Flugplatzgelände werden verschiedene Löschübungen und Fahrzeuge zu erleben sein.