Feiern wie die Seemänner. Dass die Senftenberger das können, haben sie eindrucksvoll gezeigt. Und wie.
Zum ersten runden Hafengeburtstag haben rund 1000 Menschen Senftenbergs beliebteste Meile zum Saisonstart abgenommen. Die mit 80 Metern wohl längste Kuchentafel des Seelandes hat die Hafenpromenade in ein maritimes Schlemmerparadies verwandelt.
Zum 10. Geburtstag ein Stück Sahnetorte. Dazu ließen sich die Senftenberger nicht zweimal bitten. Denn es gibt keinen Ort in der Kreisstadt, der Einheimische wie Touristen gleichermaßen magisch anzieht und zugleich sichtbares Symbol für den Strukturwandel ist. Von der Kohlehauptstadt zur Seestadt.
Stadthafen aktuell noch ziemlich leer
Am 23. April vor zehn Jahren eingeweiht, ist der Hafen inzwischen Senftenbergs Aushängeschild Nr. 1. Wenn der Hafen ruft, sind die Senftenberger da. Es gibt kaum eine Bewegung im Hafen, die in der Stadt nicht kommentiert wird.
Niemand weiß das so genau wie Hafenmeisterin Ulrike Herrmann. Wenn sie morgens ihr Hafenmeisterbüro aufschließt, dann stehen die ersten Hafenbesucher schon auf der Matte.
Aktuell ist der Hafen noch ziemlich leer. Die allermeisten Liegeplätze für Boote sind noch frei. Das wird sich spätestens am langen Maiwochenende ändern, vermutet zumindest die Hafenmeisterin. Viele Freizeitkapitäne nutzen dann das Einkranen am 29. April, um ihre maritimen Schätzchen wieder ins Wasser zu hieven.
270 Skipper stehen auf der Warteliste
Die Nachfragen nach Boots-Liegeplätzen sind in den vergangenen zwei, drei Jahren regelrecht explodiert. Das bestätigt die Hafenmeisterin. Für die 60 Gastliegeplätze gibt es dreimal so viele Anträge wie Plätze. Noch krasser ist der Ansturm bei den Dauerliegern. Vergeben kann Ulrike Herrmann 75 Plätze dafür. 270 Freizeitkapitäne stehen auf einer Warteliste. Diese wird tendenziell von Jahr zu Jahr länger.
Um eine Erweiterung der Steganlagen im Hafen führt daher perspektivisch kein See-Weg vorbei. Selbst wenn in drei, vier Jahren die rund 130 Liegeplätze im Hafen Großräschen endlich zur Nutzung freigegeben werden können, wird der Bedarf das Liegeplatz-Angebot im Seenland noch bei weitem übersteigen.
Die Bootsstege im Stadthafen Senftenberg sollen daher Zuwachs bekommen. Dafür wird aktuell schon nach Förderquellen gegraben. Eine Realisierung hält die Sprecherin des Zweckverbandes Lausitzer Seenland Brandenburg, Dana Hüttner, in drei bis fünf Jahren für realistisch.
Die meisten Skipper, die im Stadthafen Senftenberg mit ihren Booten festgemacht haben, stammen aus Sachsen, Thüringen und dem Berliner Raum. Etwa ein Drittel der Bootsbesitzer kommt direkt aus Senftenberg. Die längste Motorjacht im Stadthafen Senftenberg misst 9,20 Meter.
Hafengebühren für Dauerlieger steigen
Eine schlechte Nachricht haben die Seewellen für die Saison 2023 angespült: Die Hafengebühren für die Dauerlieger sind gestiegen. Für sieben Monate zahlen die Skipper jetzt 135 Euro pro Meter Bootslänge. Vor Corona waren es noch 109 Euro je Meter Bootslänge.
Aufs Wasser kann man vom Stadthafen aus auch mit einem Mietboot. Die Flotte der Bootsvermietung von Voigt Marine hat für die neue Saison weiteren Zuwachs bekommen. Neu sind zwei große Ausflugsboote für bis zu 13 Personen sowie zwei Premium-Motorboote für sieben Personen. „Sie sind perfekt für eine Schleusenfahrt mit der ganzen Familie“, macht Alexander Köstler von Voigt Marine Lust auf die neue Saison. Zur mietbaren Stadthafen-Flotte gehören damit jetzt insgesamt 20 Motorboote und sechs Tretboote.
In der Bootsvermietung hat sich an den Preisen trotz gestiegener Betriebskosten nur wenig getan. Für ein führerscheinfreies Motorboot sind bei einer Mietdauer von einer Stunde 45 Euro fällig. Das war schon so im Vorjahr. Neu in der Saison 2023 ist im Falle stark steigender Dieselpreise eine tagesaktuelle Energiekostenpauschale.
Auch bei den Tretbooten wurde an der Preisschraube nicht gedreht. Für eine Stunde Wasserspaß zahlt man 15 Euro. „Unsere Einstiegsmodelle sollen für jeden, der aufs Wasser will, erschwinglich bleiben“, sagt Alexander Köstler.
Holzbänke bis zum Hafenfest neu
Und wer einfach nur am Stadthafen promenieren will und sich den Wind um die Nase wehen lassen möchte? „Für den gibt es in der Saison 23 auch einige Neuigkeiten“, sagt Hafenmeisterin Ulrike Herrmann. So sind bereits die ersten Holzbänke, von denen man einen herrlichen Blick aufs geschäftige Treiben an den 80 Fingerstegen hat, neu beplankt. Bis zum großen Hafenfest im August sollen alle Bänke entlang der Hafenpromenade neues Holz bekommen. „Die neuen Bauteile sind komplett durch imprägniert und sollten jetzt länger halten“, reagiert der Vorsteher des Zweckverbandes Lausitzer Seenland, Detlev Wurzler, auf die Kritik von Hafenbesuchern.
Sechsstellige Investition für schönsten Ankerplatz
Mit einem besonderen Geschenk ist Senftenbergs Bürgermeister Andreas Pfeiffer (CDU) zum Hafengeburtstag angerückt. Zur maroden Holzbeplankung der Hafenpromenade hat er eine Entscheidung der Stadtverordneten noch in dieser Woche in Aussicht gestellt. Drei Varianten liegen im Bauausschuss auf dem Tisch. Senftenberg lässt sich das neue Hafen-Parkett eine mittlere sechsstellige Summe kosten. „Für den Stadthafen als Wahrzeichen am Senftenberger See gibt es keine halben Sachen“, so Pfeiffer. Geben die Stadtverordneten grünes Licht, dann könnten die Bauleute im nächsten Jahr anrücken. Damit Senftenberg seinen Ruf als schönstem Ankerplatz im Seenland weiter profilieren kann.