Von Catrin Würz
Fehlender Nachwuchs und bange Sorgen um die Einsatzbereitschaft viele Freiwillige Feuerwehren haben mit diesen Problemen zu kämpfen. Und nicht mal nur die kleinsten Wehren. Auch in der Stadt Ruhland ist in den Vormittagsstunden die Einsatzbereitschaft nicht immer gegeben, umreißt Ortswehrführer Thomas Glaser seine sehr realen Sorgen.
Um bei dieser Entwicklung gegenzusteuern, steht jetzt eine neue Idee im Raum: Feuerwehrunterricht an den weiterführenden Schulen. Die SPD-Landtagsabgeordnete und einstige Schulleiterin Gabi Theiss, die die Sorgen der kleinen Feuerwehren in ihrem Wahlkreis gut kennt, will diese Möglichkeit der Nachwuchsförderung ins Rollen bringen. Wir haben die Chance, die Feuerwehr im Rahmen der Ganztagsschule oder auch als ordentliches Wahlpflichtfach in unsere Schulen zu bringen. Das sollten wir nutzen, erklärte sie auf einer von ihr initiierten Gesprächsrunde in Ruhland mit Amtsdirektoren, Schulleitern, Lehrern und Feuerwehrvertretern aus dem OSL-Kreis.
Feuerwehr als Schulfach das ist in Brandenburg keine ganz neue Idee. Denn eine Oberschule in der Uckermark macht es bereits vor. Seit dem Jahr 2014 gibt es ,Feuerwehr als Wahlpflichtfach bei uns. Wir haben bisher gute Erfahrungen damit gesammelt, erklärte Frank Bretsch, Schulleiter der Ehm-Welk-Oberschule Angermünde. Die Feuerwehrklasse bestehe jeweils aus 10 bis 17 Schülern, die in der 9. und 10. Klassenstufe bis zum Truppmann ausgebildet werden. Dem Unterricht liegt ein schulinternes Curriculum zugrunde. Am Ende der 10. Klasse gibt es eine Prüfung und natürlich ein Abschlusszertifikat als Truppmann, berichtet der Schulleiter. Der Unterricht wird in Theorie und Praxis von dazu befähigten Feuerwehrmännern und von Lehrern durchgeführt. Die Truppmann-Ausbildung berechtigt die Schüler im Anschluss zum aktiven Dienst in der freiwilligen Feuerwehr. Unser Modell hilft demnach allen Seiten, ergänzt Schulleiter Bretsch. Auf das Schulfach Feuerwehr sei man vor fünf Jahren gekommen, weil auch in der ländlich geprägten Uckermark die Probleme der Wehren größer wurden. Weil viele Schüler hier einen sehr langen Schulweg haben, blieb am Abend keine Zeit, um in ihren Dörfern aktiv in der Jugendfeuerwehr mitzumachen.
In der Ruhlander Gesprächsrunde sind Lehrer und Feuerwehrkameraden von der Schilderung beeindruckt. Zudem sichere das Land Brandenburg in seinem neuen Haushalt rund eine halbe Million Euro zu, um solche Initiativen zum Beispiel die Ausrüstung und Kleidung für die Schüler zu finanzieren, informiert Gabi Theiss die Runde.
Dennoch bleiben bislang viele Fragen offen, merkt Christiane Zeiger, Schulleiterin der Grund- und Oberschule Calau an. Besteht soviel Bedarf bei den Schülern, dass ausreichend große Feuerwehrklassen gebildet werden können? Die Calauer Schule hätte mit einem aktiven Feuerwehrmann in der Lehrerschaft Mathe- und Chemielehrer Fred-Hagen Karzenburg ist sogar Kreisjugendfeuerwehrwart optimale Voraussetzungen. Aber könnten anderswo in den Feuerwehren überhaupt genügend Ausbilder gefunden werden, die vormittags Zeit haben?
Ortrands Amtsdirektor Kersten Sickert findet das Nachdenken über alle diese Themen auf jeden Fall lohnend. Die Idee vom Feuerwehrunterricht müsse auf jeden Fall gründlich geprüft werden. Nach den Sommerferien soll es weitere Aussprachen geben. Frühester Start für das neue Schulfach könnte das Schuljahr 2020/21 sein.