Eigentlich sind Militärtechniktreffen nicht mehr zeitgemäß. Eigentlich sind sie es nie gewesen. Das sind Aussagen, denen Frank Schleinitz vehement widerspricht. Und er lädt im gleichen Atemzug Neugierige ein, sich selbst ein Bild von dem Treiben vor Ort zu machen.
Vor Ort heißt in diesem Fall Großgrabe, ein Ortsteil von Bernsdorf, in dem am kommenden Wochenende (15. bis 17. September) wieder das „Manöver Herbstwind“ – das mittlerweile 17. Militärtechniktreffen – stattfindet. Die Aussteller wollen etwa 350 Fahrzeuge präsentieren – vom großen Ural 375D bis zum kleinen motorisierten Fahrrad-Kurier. Auch ein sowjetischer Schützenpanzer BMP-1 soll durchs Gelände rollen. Im Vorjahr hat das Treffen die Besuchermarke von 1000 nur ganz knapp verfehlt.

Verein in Großgrabe will Technik von Ideologie trennen

Schleinitz – 54 Jahre alt und im Beruf als Handwerksmeister für Kamine, Öfen und Fliesen unterwegs – organisiert gerade mit dem siebenköpfigen Leitungsteam vom Verein der Militärtechnikfreunde Großgrabe das Treffen auf dem Privatgelände an der Forststraße. Für ihn und seine Mitstreiter sei es ein Grundsatz, die Treffen klar und deutlich von jedweder Ideologie zu trennen.
Beim Militärtechniktreffen in dem Bernsdorfer Ortsteil wird auch ein Feldlager errichtet.
Beim Militärtechniktreffen in dem Bernsdorfer Ortsteil wird auch ein Feldlager errichtet.
© Foto: Militärtechnikfreunde Großgrabe
„Für den Verein gehe es ausschließlich um das Erlebnis Technik, um Geschichte zum Anfassen und um den Spaß an der Erhaltung von Oldtimern“, betont Schleinitz gegenüber lr.de. Und ja, natürlich kenne er die Vorbehalte und Vorwürfe gegen solche Treffen in Teilen der Bevölkerung. Sie träfen aber auf den Großgraber Verein wie auf viele Gleichgesinnte nicht zu. Man wolle nur so original wie möglich Historisches darstellen und mit Exponaten belegen. Und da gehöre ein Motorrad mit dem Kennzeichen der Wehrmacht eben dazu. Im Übrigen sei das WH-Kürzel auch nicht verboten. Gleiches gelte auch für das Eiserne Kreuz – selbstverständlich ohne Hakenkreuz.

Sammler in Bernsdorf sind dem Original auf der Spur

Mit dieser Einschätzung hat Frank Schleinitz recht. Diese Kennzeichen sind nicht verboten, aber sie sind wohl diskutabel? „Das muss jeder mit sich ausmachen“, sagt Schleinitz. Aber jeder Sammler eines historischen Exponats wäre darauf erpicht, es so original wie möglich zu besitzen – völlig unabhängig davon, aus welcher Epoche es stammt.
Schleinitz will dabei gar nicht leugnen, dass es international einen Markt für Hitler-Devotionalen gibt. Auf dem Flyer zum Veranstaltungsplan gibt es am Samstag zum Beispiel auch den Programmpunkt „Verkauf von militärtechnischen Sachen – Uniformen, Orden, Abzeichen, Bücher u.v.m.“ Also Gefahr im Verzug? Mitnichten, das Team vom Verein habe wie jedes Jahr den umfangreichen Auflagenkatalog der Polizei abgearbeitet, erläutert Schleinitz. „So ein Treffen zu organisieren ist viel schwieriger als einen großen Töpfermarkt auf die Beine zu stellen“, stöhnt er. Die Händler seien belehrt worden und ein Wachschutz werde am Wochenende seine Kontrollrunden drehen, damit nichts verbotenerweise über die Verkaufstische geht. Und außerdem werde die Polizei vor dem Treffen wie gewohnt mit Vereinsvertretern das Gelände abnehmen.

Wie funktioniert eigentlich ein Feldlazarett?

Ein großer Aufwand, der offenbar gewissenhaft betrieben wird, um sich dem widmen zu können, wofür der Verein steht: Dem Schrauben und Basteln an der Technik, vielleicht auch dem Staunen, wenn mitzuerleben ist, wie damals eine Fleischerei im Feld funktionierte oder im Lazarett hinter der Front Verletzte versorgt wurden.
Beim "Manöver Herbstwind 2023" werden am Wochenende auch Kettenfahrzeuge gezeigt.
Beim „Manöver Herbstwind 2023“ werden am Wochenende auch Kettenfahrzeuge gezeigt.
© Foto: Militärtechnikfreunde Großgrabe
Das „Manöver Herbstwind“ ist übrigens das letzte auf dem Gelände an der Forststraße in Großgrabe. Dem Eigentümer des Grundstücks ist mit den Jahren der Aufwand, das Gelände in Schuss zu halten, zu groß geworden. Der Verein suche jetzt nach einem geeigneten Gelände für das dann 18. Militärtechniktreffen, wie Frank Schleinitz mitteilt. Es wird also weiter geschraubt.

Technik zum Anfassen in Großgrabe

Am Freitag (15. September) ab 13 Uhr werden die ersten Aussteller mit ihrer Technik anreisen. Am Abend soll es gemütlich am Lagerfeuer zugehen. Am Samstag (16. September) startet das Programm um 9 Uhr. Es gibt Fahrten durchs Gelände, die Ausstellung kann besichtigt werden, Panzer rollen über den Parcour, mit dem Hubschrauber kann das Spektakel auf der Luft beobachtet werden. Zu Gast ist auch die „1. Lichtensteiner Kanonierkompanie“ mit dem Böllerschießen. Außerdem gibt es eine Rennvorführung vom Verein „Cobra Racing Großgrabe“. An den Ständen können unter anderem Uniformen, Orden, Abzeichen und Bücher erworben werden. Es gibt ein Musikprogramm und am Abend eine Liveband. Etwa um 20 Uhr lässt es der Verein beim Höhenfeuerwerk krachen. Am Sonntag (17. September) geht es nach dem Frühstück ans Packen. Es wird abgebaut und abgereist.