Glutrote Nebel wabern durch den Koselbruch, Feuerfontänen schießen in den Himmel, während die Schwarze Mühle dunkle, mystische Gestalten ausspuckt. Eine geheimnisvolle weiße Frau spaziert feengleich durch die Kulisse. Die Dorfbewohner, die gerade noch ausgelassen ihr Maifest unterm Maibaum gefeiert und getanzt haben, schrecken ängstlich vor ihr zurück. Denn die Smertniza, eine Gestalt der sorbischen Sagenwelt, bringt den Tod ins Dorf. Und wenn sich ihre Kräfte mit der des Schwarzen Müllers vereinen. . . – wehe dem Schicksal der Sorben.
Nur einer kann die dramatische Situation abwenden: Krabat. Doch diese Bestimmung verlangt zum zweiten Mal einen sehr hohen Preis von ihm. Wird er ihn zahlen?
Furioses Festspiel-Finale an der Mühle in Schwarzkollm
Mit einem furiosen Finale gehen die Schwarzkollmer Festspiele mit der Inszenierung „Krabat – das letzte Feuer“ in ihre zehnte Runde. Am Donnerstag (6. Juli) war Premiere – und zum kleinen Jubiläum hat das Team um den künstlerischen Leiter Alexander Siebecke sowie den Autor und Regisseur Michel Kuhn einen ebenso ergreifenden wie auch spannenden Abschluss des zweiten Krabat-Zyklus erschaffen.
Das überraschende Ende und die Auflösung der sich seit vier Bühnenstücken immer weiter zuspitzenden Handlung um Krabats Schicksal soll hier nicht verraten werden. Doch nur so viel: Die zweistündige Inszenierung geht mit noch mehr Effekten durch Licht-, Ton- und Pyrotechnik, mit noch mehr fantasievollen Kostümen und Trachten, mit mehr Tanzchoreografien und noch mehr Humor als je zuvor wirklich unter die Haut.
Allerdings: Noch mehr Tickets als in den Jahren zuvor kann es trotzdem nicht geben. Mit knapp 700 Gästen pro Abend platzt der Mühlenhof schon aus allen Nähten. Die knapp 12.000 Tickets für insgesamt 16 geplante Aufführungen waren schon im Februar innerhalb weniger Minuten ausverkauft.
Sieben Profi-Schauspieler, mehr als 60 Kleindarsteller im Alter von sieben bis 82 Jahre aus der Region Schwarzkollm und Hoyerswerda, aber auch mehr als 200 Techniker, Trachten- und Kostümbildner und Helfer in der Gastronomie sorgen bis zur letzten Aufführung am 23. Juli für unvergessliche Abende.
Zankapfel der Lausitzer Sorben wird thematisiert
Thematisiert wird im Bühnenstück diesmal auch der Zank und Streit, den die Sorben der Oberlausitz und der Niederlausitz seit Jahrhunderten miteinander ausfechten. Das Streben nach einer Einheit der slawischen Minderheit der Lausitz ist gerade jetzt wieder so aktuell wie nie. Im Stück wird dieser Konflikt mit viel Humor in einem Schmählieder-Wettstreit nach dem Vorbild eines Rap-Battles ausgetragen – zwischen „niederträchtigen Niedersorben mit Senfgurkengesicht“ und „oberpeinlichen Obersorben mit Quarkvisage“. Hinter der sehr unterhaltsamen Zankerei steckt jedoch viel Nachdenkenswertes.
In der Rolle des Krabat ist erstmals der deutsch-israelische Schauspieler Gideon Maoz zu sehen als gereifter und mit sich hadernder Zaubermeister am Scheideweg. Doch noch zwei Neulinge glänzen im Ensemble mit fantastischen Leistungen. Der Todesengel Smertniza wird von Johanna F. Krüger in einer wunderbaren Erhabenheit gespielt. Und an der Seite des alten Krabat Schadowitz (Joachim Kaps) ist die erst 13-jährige Jolina Werner als wissbegierige Sorbin Katka zum ersten Mal in einer Hauptrolle zu sehen. Sie verkörpert im Stück wie auch im Ensemble die neue Generation. Wird sie die Krabat-Geschichte in eine neue Zukunft tragen?
Vertragsverhandlungen für neue Festspiel-Dekade im Herbst
Der weise, alte Krabat sagt dazu: „Wenn das Ende geschrieben ist, wird es einen neuen Anfang geben.“ Mit diesem Credo soll es im Herbst Verhandlungen über einen neuen Kooperationsvertrag zwischen der Krabat-Mühle Schwarzkollm und der Dresdner Eventagentur 0351 geben. Festival-Gründer Peter Siebecke ist stolz, in Schwarzkollm mit dem Herzblut und der Gemeinschaft aller Mitwirkenden die Zauberformel für den Erfolg gefunden zu haben. „Und das war meine Vision, mit der 2012 alles begann.“