Die Erde ist eine Kugel – genauer gesagt eine Diskokugel. Hunderte dieser glitzernden Symbole des Beat- und Diskozeitalters beherrschen seit Sonnabend die Szenerie in Wittichenau. Die Damen tragen sie als Ohrringe, die Herren als baumelnden Anstecker am Revers – und allein 40 stattliche Exemplare hängen von der Decke der Mehrzweckhalle in Wittichenau herab.
Dort wurde am Wochenende das neue Wittichenauer Dreigestirn eingeführt, das ab sofort über das Narrenvolk in der sächsischen Karnevalshochburg herrschen wird: Prinz Tobias, Ihre Lieblichkeit Prinzessin Jenny und Hofmarschall Markus werden die wilden närrischen Horden bis zum Aschermittwoch regieren. „Es soll eine Zeit voller Glamour, Glitzer und Beatmusik sein“, sagt der 39-Jährige, der als „Partyprinz Wintus – der Boss aller Beatschuppen“, in die Annalen des über dreihundertjährigen Wittichenauer Karnevals eingehen will.

Die neuen Tollitäten von Wittichenau – wer sind sie?

Doch wer sind die drei Tollitäten, die jetzt in der traditionsreichen Faschingshochburg bis Aschermittwoch das Sagen haben? Prinz Tobias Winter aus dem Ortsteil Keula führt auch im richtigen Leben schon ein ganzes Unternehmen an. Er ist Geschäftsführer der Winter-Bau GmbH. Doch der 39-Jährige ist in der Party- und Karnevalslandschaft der Stadt seit 20 Jahren eine feste Größe: In der Technik- und Musikcrew für den Wittichenauer Karneval hat er bisher den Ton angegeben, macht Diskomugge auf Veranstaltungen, betreibt eine eigene Faschingsbar und stand viele Jahre als Vorsitzender des United Clubs for Kulow e.V an der Spitze des Dachverbandes für alle Jugendclubs von Stadt und Umland.
Als er im vergangenen Sommer von den Prinzenwerbern Matthias Popella und Sandor Modsching unter größter Geheimhaltung gefragt wurde, geht das auf eine bierselige Aktion aus der Corona-Zeit zurück. Mitten im größten „Faschingsentzug“ hatte Tobias Winter auf einer privaten Feier im Spaß versprochen, zusammen mit einer guten Bekannten irgendwann den Prinzenthron erklimmen zu wollen. Das entging den Prinzenwerbern natürlich nicht – und ein Dreivierteljahr später erinnerten sie den 39-Jährigen an seine großspurige Absichtserklärung.

Für Prinzessin Jenny geht ein Traum in Erfüllung

Zögernd berichtete er seiner richtigen Freundin Jenny Kockert, mit der er seit 2017 ein Paar ist, von den Anwerbeversuchen der Karnevalisten und fragte, ob sie sich das vorstellen könnte. Die 26-Jährige war sofort Feuer und Flamme und ließ keine Zweifel mehr gelten: „Seit ich ein kleines Mädchen war, wollte ich Faschingsprinzessin in Wittichenau sein. Damit geht ein großer Traum in Erfüllung“, freut sich die hübsche, junge Frau, die als Zahntechnikerin in Dresden arbeitet und lebt.
Die Rote Garde des Wittichenauer Karnevals. Dieser Garde gehörte auch Prinzessin Jenny ein paar Jahre lang an.
Die Rote Garde des Wittichenauer Karnevals. Dieser Garde gehörte auch Prinzessin Jenny ein paar Jahre lang an.
© Foto: Catrin Würz
Prinzessin Jenny stammt schließlich aus einer eingefleischten Wittichenauer Karnevalsfamilie und ist sowieso eine Frohnatur. Papa Michael Kockert war vor rund 30 Jahren selbst einmal in der Rolle des Hofmarschall aufgegangen und ist seitdem ein aktiver Kappenbruder im Verein. Die Prinzessin gehörte viele Jahre lang als Gardemädchen den Roten Funken an. Die Wittichenauer Faschingsbräuche, Lieder und Schlachtrufe kennt sie aus dem Effeff.

Prinzessinnenkleid wie aus „Tüll und Tränen“

Ihr Prinzessinnenkleid ist indes ein gleißendes Gesamtkunstwerk und steht ganz im Zeichen des von ihrem Prinzen ausgerufenen Motto für die 317. Karnevalssaison: Glitzer, Glamour, Funkelwelt. Über dem weit schwingenden Reifrock trägt Prinzessin Jenny ein Gedicht von einem Kleid aus gold- und silberfarbenem Tüll und einem Mieder aus tausenden goldenen Pailletten. „Ich habe es bei Uwe Herrmann in Dresden gekauft“, verrät die 26-Jährige. Das Dresdner Brautmodengeschäft ist in ganz Deutschland durch die Fernsehsendung „Tüll und Tränen“ bekannt.
Das funkelt und glitzert: Karnevalsprinzessin Jenny Kockert mit ihren Paginnen Justine Kockert und Lisa Glaab.
Das funkelt und glitzert: Karnevalsprinzessin Jenny Kockert mit ihren Paginnen Justine Kockert und Lisa Glaab.
© Foto: Catrin Würz
Hofmarschall Markus „Kaschti“ Kaschta steht dem glitzernden Prinzenpaar als rechte Hand, Organisator und Finanzberater zur Seite. Der 31-Jährige arbeitet als Ingenieur bei TDDK Straßgräbchen und hat ebenfalls eine karnevalistische Vorgeschichte – als einer der Kerls der Langen Garde. Prinz, Prinzessin und Hofmarschall kennen sich schon lange und sind befreundet – dass sie jedoch gemeinsam das Dreigestirn der 317. Karnevalssaison bilden werden, haben beide Seiten erst beim offiziellen Kappenabend mit Prinzenwahl im vergangenen November auf der Bühne erfahren. Denn die Identität des neuen Dreigestirns ist in Wittichenau ja immer das bestgehütete Geheimnis – scheinbar sogar zwischen den Betroffenen.

Dreieinhalb närrische Wochen bis zum Aschermittwoch

Kein Geheimnis ist allerdings: Ab sofort befindet sich Wittichenau wieder im närrischen Ausnahmezustand. Mit einem zweiten Kappenabend am 4. Februar, dem Maskenball am 11. Februar, dem Weiberfaschings-Umzug am 18. Februar und dem großen Rosenmontagsumzug am 20. Februar gibt es jetzt jede Menge Gelegenheit, die Welt in das Glitzerlicht der großen Diskokugel zu tauchen. Wittichenau Helau!!
Das neue Wittichenauer Dreigestirn ist fertig für die Prinzeneinführung: Prinz Tobias Winter, Prinzessin Jenny Kockert, Hofmarschall Markus Kaschta und die Pagen Justine und Lisa werden von den Garden zu Hause abgeholt und zum Kappenabend begleitet.
Das neue Wittichenauer Dreigestirn ist fertig für die Prinzeneinführung: Prinz Tobias Winter, Prinzessin Jenny Kockert, Hofmarschall Markus Kaschta und die Pagen Justine und Lisa werden von den Garden zu Hause abgeholt und zum Kappenabend begleitet.
© Foto: Catrin Würz