Zwei Jahre lang hatte Corona das Narrenvolk an die Leine gelegt – doch jetzt gibt es kein Halten mehr: Zur ersten regulären Faschingssaison nach der Pandemie wollen die Narrenkappen in Wittichenau, Bernsdorf und Hoyerswerda endlich wieder zur Höchstform auflaufen: Polonaise im Saal, Konfetti-Kanone zum Straßenumzug und die Erstürmung der Rathäuser – all das soll es wieder geben.
In Wittichenau hat man es scheinbar gar nicht abwarten können: Schon fünf Tage vor dem 11.11. waren am vergangenen Sonntag in der Karnevals-Hochburg die wilden Horden los! Strikt getrennt nach Männern und Frauen gab es den vorgezogenen Auftakt für die 317. Karnevalssaison von Wittichenau.
Karnevalsauftakt in Wittichenau: Männer und Frauen getrennt
In der Sport- und Mehrzweckhalle trafen sich um 11.11 Uhr Hunderte Herren der Schöpfung, Wagenbauer und trinkfeste Hobby-Narren zum 48. Internationalen Frühschoppen, während sich die holde Damenwelt zeitgleich auf dem Marktplatz in herrlichen Verkleidungen präsentierte. Der Weiberfaschingsverein Wittichenau hatte erstmals zu diesem bunten Stelldichein geladen – und es wurde auch gleich das neue Jahres-Motto für den Weiberfasching 2022/23 ausgerufen: „Auf nach Witt‘stock – Peace, Love und Rock‘n‘Roll“ heißt diesmal die Devise.
„Alle Faschingsfreunde sind hier außer Rand und Band und die Vorfreude auf einen möglichst ungetrübten Karneval 22/23 ist riesig“, sagt Karnevalspräsident Mathias Glaab. Denn seit dem Herbst 2020 hatten auch die Wittichenauer Narren wegen Corona nicht viel zu lachen: kurzfristige Absagen von Veranstaltungen im Lockdown, Provisorien und Streaming-Karneval im Internet haben die vergangenen zwei Jahre bestimmt. „Das wollen wir möglichst schnell hinter uns lassen“, hofft Glaab. Ein Rest von Unsicherheit, wie es mit Corona weitergeht, bleibt trotzdem immer.
Zwei Kappenabende mit Prinzenwahl stehen bevor
Er erklärt auch gleich, warum die Karnevalisten in der Oberlausitzer Kleinstadt ganz oft schon vor dem 11.11. in die Saison feiern: „Das hängt mit unseren Traditionen zur Veranstaltungsfolge zusammen“, berichtet Glaab. In jedem Herbst gibt es zwei Kappenabende mit Prinzenwahl (diesmal am 12.11. und 19.11. – beide ausverkauft). Die Veranstaltungen müssen zwingend vor dem Totensonntag liegen, denn nach diesem findet kein Karneval mehr statt. Und am Sonntag vor dem ersten Kappenabend liegt eben der Internationale Frühschoppen. Meist ist das dann ein Datum vor dem 11.11. Präsident Mathias Glaab: „Dann ist das eben so.“
Beim Bernsdorfer Karneval Club (BKC) hält man sich dagegen ganz korrekt an das närrische Schnapszahldatum 11.11. Pünktlich um 11.11 Uhr wird an diesem Tag die Machtübernahme durch das närrische Volk im Bernsdorfer Rathaus vollzogen. „Wir rücken mit mindestens zwei Dutzend Vereinsmitgliedern und einer Tanzgruppe im Rathaus an. Der Bürgermeister hat keine Chance“, stellt BKC-Präsident Markus Neumann schon mal klar. Stadtkasse und Rathausschlüssel nehme man dann an sich.
Bernsdorfer Karneval wird 70 Jahre alt
Der BKC feiert in diesem Jahr übrigens 70 Jahre Karneval in Bernsdorf. Mit einer großen Saalveranstaltung im Vereinshaus „Grüner Wald“ wird am Samstagabend, 12. November, in das Jubiläumsjahr gestartet. „Mit allem Drum und Dran“, verspricht Vereinschef Markus Neumann. Es werde ein neues Prinzenpaar gekürt und im Programm gibt es ein Wiedersehen mit den Highlights und schönsten Momente aus der BKC-Geschichte.
Für diese Veranstaltung ist der Kartenvorverkauf zuletzt gut gelaufen. „Aber ob das im nächsten Jahr auch noch so ist, wissen wir nicht“, so Neumann. Werden die Menschen dann das Geld für Ausgelassenheit und Frohsinn lieber sparen? Die Lage ist unsicher.
Gelb-blaue Ausgelassenheit in Hoyerswerda
In Hoyerswerda hat die Erstürmung des Rathauses am 11.11. durch die Narren vom Hoyerswerdaer Karneval Club Gelb Blau 1997 (HKC) ebenfalls schon eine lange Tradition. „Wir freuen uns darauf und rücken am Freitag mit kleiner und großer Funkengarde an“, verspricht Präsident Andreas Kubale. Auch das ganz neue Prinzenpaar mit Prinzessin Kimberly I. und Prinz Martin I. hat an diesem Tag seinen ersten Auftritt. Der Rathaus-Sturm dürfte ein Spaß auch für alle Besucher des Wochenmarktes sein, der freitags immer in der Altstadt stattfindet.
Bei den Planungen für die bevorstehende Faschingssaison sind die HKC-Narren jedoch noch etwas zurückhaltend. „Wir werden im Februar Faschingsveranstaltungen für Erwachsene und für Kinder in unserem Vereinshaus an der Thomas-Mann-Straße ausrichten“, kündigt Andreas Kubale an. Aber es werde diesmal keine große Saalveranstaltung in einem gemieteten Saal geben. „Da ist alles noch zu unsicher. Wir können uns als Verein auf keine finanziellen Experimente einlassen“, ergänzt er.
Größte Hoffnung: Rosenmontagszug in Wittichenau
Beim über 300 Jahre alten Karneval in Wittichenau ist die Hoffnung jedoch groß, dass im Februar 2023 „unser Karneval wie immer ablaufen kann“, so Präsident Mathias Glaab. Feste Termine für das kommende Jahr haben die zwei Kappenabende mit Inthronisation des neuen Prinzenpaares, der Maskenball und der Weiberfasching auf dem Marktplatz. Die größte Hoffnung bleibt jedoch, dass nach drei Jahren Pause erstmals wieder ein Rosenmontagszug in Wittichenau stattfinden darf.
Karneval in Uhyst
Der Uhyster Carnevals Verein (UCV) lädt am Samstag, 12. November ab 19.11 Uhr zur närrischen Eröffnungsveranstaltung in die Gaststätte „Drei Linden“ in Uhyst ein. Das zweistündige Programm steht diesmal unter dem Motto „Der UCV im Wandel der Zeit“. Zuerst muss der Bürgermeister die Gemeindekasse an die Narren abgeben, danach werden sich prominente Persönlichkeiten aus vielen Zeitepochen in Uhyst blicken lassen.
Der Kartenvorverkauf ist unter 035728 / 80227 oder direkt in der Gaststätte „Drei Linden“ möglich.