Diese Meldung ließ Mitte der Woche aufhorchen. In Herzberg werden zum Tierparkfest Komparsen für die Spielfilmverfilmung eines Bestsellerromans gesucht. Herzberg soll also ins Kino. Na, das ist ja mal was.
Worum geht es? Die Chromosom Film GmbH produziert gemeinsam mit den Sendern MDR, WDR, RBB und Arte unter der Regie von Konstanze Klaue einen Kinofilm nach dem Roman „Mit der Faust in die Welt schlagen“ von Lukas Rietzschel.
Der Roman des 29-jährigen Autors aus Görlitz ist 2018 erschienen und wurde schnell zum Bestseller. Er erzählt die Geschichte der Bewohner des Dorfes Neschwitz im Braunkohle-Revier der sächsischen Oberlausitz in der Zeit zwischen 2000 und 2015. Im Mittelpunkt stehen die beiden Brüder Phillip und Tobias und ihre Perspektivlosigkeit.
Der Zufall führte nach Herzberg
Die Filmemacherin und Autorin Constanze Klaue, sie ist in Berlin und Brandenburg aufgewachsen, hat sich des Stoffes angenommen und lädt die Herzberger dazu ein, Filmluft zu schnuppern und vor der Kamera mit dabei zu sein.
Doch wie ist das Team ausgerechnet auf Herzberg gestoßen? Da kommt Michael Krämer, Herzberger Schausteller und Chef des Fördervereins Tierparkfest ins Spiel. „Es geht bei den Dreharbeiten um Szenen auf einem Rummelpatz im ländlichen Bereich. Wir Schausteller kommen viel herum und über die Mund-zu-Mund-Propaganda ist auch mal mein Name gefallen. Herzberg und das Tierparkfest bieten sich dafür an. So hat sich das Produktionsteam dafür entschieden, diese Szenen in Herzberg zu drehen und braucht dafür Komparsen“, sagt Michael Krämer zur Rundschau.
Gedreht werden sollen die Szenen auf den Fahrgeschäften Riesenrad und Break Dancer sowie auf dem Tierparkfest, erklärt Giulia Pistoia von der Produktionskoordination der Chromosom Film GmbH. Und zwar am Donnerstag, dem 27. April, von 18 Uhr bis 2 Uhr und am Freitag, dem 28. April, von 16 Uhr bis 02 Uhr. Gesucht werden als Komparsen Frauen und Männer im Alter von 18 bis 99 Jahren. „Da unser Film in den Jahren 2005 bis 2016 spielt, wäre es großartig, wenn die Komparsen zu den Dreharbeiten ein paar Dinge mitbringen könnten, die in die Zeit passen“, meint Giulia Pistoia.
Was man alles so mitbringen kann
Gemeint sind sommerliche Kleidung und leichte Jacken (für den Abend), möglichst nicht in grellen, sondern gedeckten Farben und in monochromen Mustern. Marken-Bekleidung ist nicht angebracht. Gefragt sind weiterhin Blusen, kurzärmelige Hemden, Röcke, Kleider, T-Shirts, Longsleeves, Pullover, Fleecepullover, Kapuzenpullover, Strickjacken, Jeansjacken, Lederjacken, Turnschuhe, Lederhalbschuhe und Sandalen.
Die Hosen sollten gerade geschnitten sein, Damen dürfen auch Schlaghosen tragen. Für den Look 2006 aber bitte keine skinny (schlanke) Jeans oder Hosen. Für 2016 ist das dann aber möglich, so Giulia Pistoia.
Anmelden ist noch möglich
Die Produktionsfirma sucht etwa 30 Leute, die als Komparsen mitmachen möchten. „Rund 15 haben sich bei uns schon gemeldet und ihr Interesse bekundet“, sagt die Produktionskoordinatorin. Wer sich ebenfalls noch bewerben möchte, kann sich unter der Mail-Adresse [email protected] oder per Telefon unter 01590 6461092 melden.
Benötigt werden Angaben zum Alter, zur Konfektionsgröße und möglichst ein Foto. Bei der Anmeldung erhalten die Interessenten auch weitere Informationen. Laut Produktionsfirma bekommen die Komparsen als Dankeschön für ihre Teilnahme Mindestlohn.
Fest wird nicht gestört
Auch für die Herzbergerinnen und Herzberger, die nicht an den Dreharbeiten beteiligt sind, wird es sicher interessant sein, einmal zuzuschauen, wie so etwas abläuft. Aber stört das nicht den „normalen“ Ablauf des Tierparkfestes? Michael Krämer glaubt das nicht, zumal die Filmleute nur am Donnerstag und Freitag in Herzberg sind. Auch Giulia Pistoia denkt, dass das Fest nicht gestört wird. „Wir wollen dokumentarisch arbeiten und versuchen, so wenig wie möglich aufzufallen“, sagt sie.
Der Roman
Im Mittelpunkt des Romans „Mit der Faust in die Welt schlagen“ stehen die fiktiven Brüder Tobias und Philipp Zschornack, die in Neschwitz, einem Dorf in Ostsachsen, als Söhne einer Krankenschwester und eines Elektrikers aufwachsen. Die Geschwister erleben in ihrer Kindheit mit dem Umzug aus dem DDR-Plattenbau in das neu gebaute Einfamilienhaus den sozialen Aufstieg der Familie. Doch das Familienglück ist nicht von Dauer; in ihrer Jugend erleiden Philipp und Tobias das Scheitern der Ehe ihrer Eltern, das schließlich in der Aufgabe des Eigenheims mündet. Philipp und Tobias bemerken in zunehmendem Maße die Trostlosigkeit ihrer durch Verfall und Arbeitslosigkeit gekennzeichneten Heimat. Niemand scheint in der Lage, den beiden Heranwachsenden Halt zu geben. Vor dem Hintergrund dieser Orientierungslosigkeit und Einsamkeit wendet sich zunächst Philipp und später auch Tobias dem Neonazi Menzel und dessen Freunden zu. Beide Brüder sind bei rassistischen Anschlägen der Neonazis dabei. Anders als Philipp, der sich nach und nach aus der Neonaziszene zurückzieht, fühlt sich Tobias immer mehr zu der Szene hingezogen. Als in Dresden die ersten Pegida-Demonstrationen beginnen und auch Neschwitz Flüchtlinge aufnehmen soll, kommt es zur Eskalation. (Quelle: Wikipedia)