Die Kunstobjekte, die ab dem 20. Juni 2023 im Schloss Doberlug offiziell gezeigt werden, sind über fast 80 Jahre einen weiten Weg gegangen. Vom heutigen Polen nach Norddeutschland und zurück nach Berlin und Potsdam. Um nun in Doberlug unter dem Titel: „Vom Feinsten. Preußische Adelsschätze in sächsischen Mauern“ detaillierte Einblicke in das Leben preußischen Adels zu geben.
Gezeigt wird als Leihgabe der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg die Sammlung Dohna-Schlobitten. Die rund 2.000 Objekte des 16. bis 19. Jahrhunderts, darunter Gemälde, Grafiken, Bücher, Skulpturen, Möbel, Textilien, Silber, Glas und Porzellan, gehörten einst zum Inventar von Schloss Schlobitten, dem Stammsitz der Burggrafen, Grafen und Fürsten zu Dohna-Schlobitten im früheren Ostpreußen.
Derer zu Dohna-Schlobitten haben eine bewegte Geschichte. Das Geschlecht stammte ursprünglich aus Sachsen, verzweigte sich von der Schweiz bis Schweden und von den Niederlanden bis Tschechien und Polen weit über Mitteleuropa und zählte zu den einflussreichsten Adelsfamilien in Ostpreußen.
Der Glanz endete mit dem Ende des 2. Weltkrieges, als Schloss Schlobitten niederbrannte. Wie nun aber die Sammlung letztlich ihren Weg nach Doberlug fand, erzählt Babette Weber, Leiterin des Museumsverbundes Elbe-Elster, den Gästen der Exklusiv-Führung unter der hundertjährigen Linde auf dem Schlosshof: „Dem letzten Herrn auf Schloss Schlobitten, Alexander Fürst zu Dohna-Schlobitten, ist es zu verdanken, dass etwa ein Drittel des Schlossinventars gerettet werden konnte. Mit einem großen Treck ging es 1945 mit 400 Menschen über 1.500 Kilometer von Ostpreußen nach Norddeutschland.“
Gegenstände der Sammlung an Stiftung übergeben
Dort blieben die Gegenstände zunächst im Familienbesitz, wurden dann aber im westlichen Teil Deutschlands nach und nach der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten übergeben, während in der DDR der Besitz enteignet wurde. Nach der Wende gingen auch diese Objekte zurück an die Dohna-Schlobittens und letztlich in Museumsbesitz.
Nach kleineren Präsentationen in Schloss Charlottenburg und Schloss Schönhausen fiel der Blick der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten schließlich auf Schloss Doberlug. Hier schien der richtige Ort zu sein, die Sammlung in ihrer Vielfalt auszubreiten. „Nach der Landesausstellung im Schloss wurde überlegt, wie es weitergehen könnte. Unser Museum wurde gegründet und eine Ausstellung mit überregionaler Ausstrahlung sollte entstehen“, sagt Babette Weber.
2017 bekamen das Museum und sein Träger, der Landkreis Elbe-Elster, aus Potsdam und Berlin die Bestäting der Leihe. 2018 und 2020 starteten nach der Restaurierung vieler Ausstellungsstücke Kunsttransporte in die Klosterstadt.
Nun also ist unter den ordnenden Händen des Kurators Peter Langen und einem Architekturbüro eine Ausstellung entstanden, die zurück in Adelszeiten versetzt, dabei klar strukturiert ist und auch für so manches Schmunzeln sorgt. Eingeteilt ist sie in verschiedene Themenräume, ohne dabei das Schloss selbst zu imitieren. Babette Weber erklärt dazu: „Wir wollten es nicht nachinszenieren. Das wäre nicht legitim gewesen.“
Themenvielfalt wird zum Anfang dargestellt
Zum Anfang der Ausstellung wird die Themenvielfalt der Exponate dargestellt Da werden kostbare Silberhumpen, Meißener Porzellan oder auch Knöpfe gezeigt. Auf Gemälden sind Einrichtungsgegenstände zu sehen, die im Original vor den Bildern stehen.
Der Themenraum „Geschlossene Gesellschaft“ entschlüsselt adelige Erkennungscodes. Eindeutig: das Adelswappen auf Ringen, Petschaften oder Gefäßen.
Weiter durch die Ausstellung führen Themen wie Machterhaltung, adlige Erziehung und Bildung, standesgemäßes Repräsentieren, aber auch Müßiggang und adliges Tafeln.
Alle Themen werden anhand von Inventarstücken dargestellt. Dicke Bücher für das Lernen, Schachspiele mit Elfenbeinfiguren für die Freizeit oder das mondäne königlich-preußische Porzellanservice für Festlichkeiten. Für Erheiterung unter den Besuchern sorgte das Thema „Schick zurecht machen“, das mit einem umfangreichen Toiletten-Service für die Dame abgebildet wird. Alle Utensilien zu benutzen, dürfte die Dame viel Zeit gekostet haben.
Auch Sicherheitsanlagen funktionieren
Die Generalprobe für die Ausstellung mit der „LR vor Ort“-Aktion ist geglückt. Wie übrigens auch der Test der Sicherheitsanlagen, die sich vorschriftsmäßig bei jedem zu engen Besucherkontakt mit den Exponaten meldeten.
Für Babette Weber enden mit der Eröffnung am 18. Juni „fordernde, aber auch fantastische Wochen“, wie sie es formuliert. „Uns ist damit etwas Wunderschönes in die Hände gegeben worden. Es wird den Standort Schloss Doberlug zum Glänzen bringen.“
Hintergrund
► Die Ausstellung „Vom Feinsten. Preußische Adelsschätze in sächsischen Mauern“ im Schloss im Doberlug wird als Dauerausstellung bis 2030 gezeigt.
Stimmen zur Ausstellung
► Anita Jungnickel und Christine Schönemann aus Doberlug-Kirchhain: „Uns hat alles sehr angesprochen. Alles wird anschaulich dargestellt. Dennoch wirkt die Ausstellung nicht überladen.“
► Heinz Leonhardt aus Schönborn: „Mich hat alles beeindruckt. Eine tolle Sache, die hier entstanden ist. Ich komme auf jeden Fall nochmal her.“
► Christina und Joachim Mertzig aus Doberlug-Kirchhain: „Am besten fanden wir das Toiletten-Service für die Dame. Die ganze Ausstellung ist ein Segen für die Region. Großen Dank an die Organisatoren.“