Die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) und die Technische Hochschule (TH) Wildau eröffnen eine Präsenzstelle im Herzen von Finsterwalde. Darüber hat Wirtschaftsförderer Torsten Drescher im Bauausschuss der Sängerstadt am Dienstag informiert.
Der zweite BTU-Außenposten soll demnach unter anderem dazu dienen, Kontakte zu Firmen aufzubauen und neue Studierende aus der Region zu gewinnen. Geplant sei, das Netzwerkerbüro im großen Sitzungssaal des Rathauses zu etablieren und mit zwei Hochschulmitarbeitenden zu besetzen.
BTU-Akademiker kommen auch in Westlausitzer Schulen
Torsten Drescher: „Die Akteure von der BTU sollen aber nicht nur im Büro präsent sein, sondern auch aktiv den Kontakt zu Unternehmen suchen und in Schulen mit Praxisseminaren den jungen Leuten Geschmack auf Uni machen. Das kann für uns nur ein Gewinn sein“, betont der 45-jährige Wirtschaftsförderer.
Ganz bewusst sei die Wahl auf Finsterwalde gefallen, sagt Katrin Erb, an der BTU Leiterin der Abteilung für Wissens- und Technologietransfer. „Aufgrund der Diversität der Wirtschaftsstruktur in der Sängerstadtregion und der zentralen Lage ist diese Entscheidung in Abstimmung mit den anderen Städten im Regionalen Wachstumskern (RWK) getroffen worden.“
Fokus in Finsterwalde auf innovative Fertigungsverfahren
Jede brandenburgische Präsenz lege ihren Fokus auf ein anderes Thema. In Finsterwalde soll sich das Büro, standorttypisch, auf innovative Fertigungsverfahren konzentrieren, geht Katrin Erb noch etwas weiter ins Detail.
„Erste Kontakte zu Unternehmen sind mit einer großen Vorfreude für beide Seiten schon geknüpft worden“, sagt Katrin Erb und nennt die Unternehmensgruppe der Metall- und Elektroindustrie Kjellberg als ein Beispiel. Diese Kontakte vor Ort seien immens wichtig. Nicht jedoch eben „nur“ zu den Unternehmen. „Der Transfer soll nicht nur mit der Wirtschaft stattfinden, sondern genauso auch mit der Gesellschaft“, betont die Leiterin der Abteilung für Wissens- und Technologietransfer an der BTU. Seniorenakademien seien ebenso geplant wie beispielsweise Praxis-Seminare an Schulen im RWK Westlausitz oder auch Film-Unis. „Dafür kommen die entsprechenden Wissenschaftler aus den Universitätsstandorten in Cottbus, Senftenberg und Wildau in die hochschulfernen Städte“, so Katrin Erb.
Das sind im RWK Westlausitz neben Finsterwalde die Städte Großräschen, Lauchhammer, Schwarzheide und Senftenberg. „Finsterwalde ist ein Anker in der Region. Die anderen Städte im RWK haben die Standortwahl für die Präsenzstelle unterstützt“, sagt Katrin Erb. Auf die Außenposten-Mitarbeiter kommt also auch einiges an Reisetätigkeit zu.
Auftaktveranstaltung steigt am 20. August
Die beiden Stellen für die Akademiker sollen in Kürze ausgeschrieben werden, informiert Katrin Erb. Am 20. August findet die offizielle Auftaktveranstaltung im Finsterwalder Rathaus statt. Für diesen Termin hat sich auch Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) angekündigt, um die Fördermittel für den BTU-Außenposten in der Sängerstadt zu übergeben. 200 000 Euro lässt sich das Land das Büro für Personal und Aktivitäten kosten. Unterstützung von der Stadt selbst gibt es unter anderem in Form der kostenlosen Zurverfügungstellung des Sitzungssaales. Der Standort in Finsterwalde war im gemeinsamen Koalitionsvertrag von SPD, CDU und Grünen im vergangenen Jahr festgehalten worden. „Mit einer sehr hervorgehobenen Bedeutung für das Land“, betont Katrin Erb. „In dem Büro soll sich die komplette brandenburgische Hochschullandschaft widerspiegeln.“
In regionalen Wachstumskernen ohne Hochschulstandort werden vor Ort Informationen hinsichtlich Studienberatung, Transfer, Kooperationen und Forschung zugänglich gemacht und der gegenseitige Austausch verstärkt. Die erste Präsenzstelle der BTU Cottbus-Senftenberg öffnete ihre Türen für Unternehmen, Studieninteressierte und Gesellschaft aus Spremberg und Umgebung im November 2018.
Bisher gibt es in Brandenburg vier Präsenzstellen: in Luckenwalde (gemeinsame Trägerschaft von TH Wildau und FH Potsdam), Spremberg (Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg), Pritzwalk, Wittenberge und Neuruppin (TH Brandenburg) sowie Schwedt (Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde).
Beim BTU-Außenposten in Finsterwalde soll es nicht bleiben
Neben dem Uni-Außenposten in Finsterwalde seien weitere Präsenzstellen in Vorbereitung, sagte Stephan Breiding vom Brandenburger Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur der Märkischen Oderzeitung (MOZ) im April. Geplant seien Standorte auch in Fürstenwalde (Oder-Spree) sowie in Velten (Oberhavel).