Nach Angaben der Bertelsmann-Stiftung gehört Cottbus neben 139 weiteren Städten und Gemeinden in Deutschland zu den „Wirtschaftszentren mit geringerer Wachstumsdynamik“. Sie weisen viele Einpersonenhaushalte auf, viele Hochqualifizierte am Arbeitsort und am Wohnort, zugleich aber auch niedrige Einkommen, geringe Kaufkraft, hohe Soziallasten und eine angespannte Haushaltslage.
Diesen Aspekt wollen die Forscher des Leibniz-Instituts für raumbezogene Sozialforschung ebenfalls beleuchten. Mit Blick auf Cottbus arbeiten sie an einem Projekt, das aktuelle politische Diskussionen streift. Demnach ist die strukturschwache Stadt zwar auf Zuwanderung angewiesen. Aber dieses Thema sei in Cottbus „in hohem Maße politisch umstritten“, was sich auch am überdurchschnittlich hohen Stimmenanteil der rechtspopulistischen AfD zeige, stellen die Forscher fest. Gleichzeitig verfüge die Stadt mit der Brandenburgischen Technischen Universität über eine standortprägende „kosmopolitische“ Bildungsinstitution. Aufgrund all dieser Widersprüche stehen die Stadtentwickler vor neuen politischen Aufgaben, wie die Wissenschaftler des Leibniz-Instituts anmerken. Ihr Forschungsprojekt dazu werden sie frühestens zum Ende des Jahres 2021 abschließen.
Die Sandower Studie wird ebenfalls das Zusammenleben zwischen Alteingesessenen und Zugewanderten untersuchen. Neben dem Cottbuser Stadtteil analysieren die Forscher Wohngebiete in Schwerin und Halle. Ursprünglich wollten sie bereits in diesem Jahr Gespräche mit den Einwohnern führen. Doch aufgrund der Corona-Krise verzögert sich der Zeitplan.

Mieter bleiben Sandow treu

Sandow hebt sich von anderen Cottbuser Stadtteilen unter anderem durch die Altersstruktur ab. Wie Stadtplanerin Doreen Mohaupt berichtet, war bereits im Jahr 2015 jeder dritte Einwohner älter als 60 Jahre. Viele Mieter leben nach ihren Worten seit dem Entstehen der Plattenbauten im Wohngebiet.
Eine Prognose der Statistikstelle im Rathaus sagte bereits im Jahr 2014 recht treffsicher die aktuelle Einwohnerzahl in Sandow voraus. Laut diesen Berechnungen sollten derzeit 15 280 Menschen im Stadtteil leben. Tatsächlich sind es 15 196. Für das Jahr 2035 ging die Prognose von 12 520 Einwohnern aus, von denen dann 4740 Personen 65 Jahre und älter wären. Doch dieser Trend könnte sich noch ändern. So sagt Stadtplanerin Doreen Mohaupt: „Wir merken heute schon, dass die Nachfrage in Bezug auf Wohnungen in Sandow steigt.“ Schließlich soll der Stadtteil künftig als „erster Übergang zur Achse“ des Cottbuser Ostsees dienen, wie die Stadtplanerin erläutert.