Wärmepumpe statt Gasheizung – ab 2024 soll das für Hausbesitzer zur Pflicht werden. Über das geplante neue Gesetz wird aktuell heiß diskutiert, die Kritik wird immer lauter. Betroffen davon sind zahlreiche Hausbesitzer in Cottbus und Spree-Neiße, praktisch alle, die nach der Wende gebaut haben und deren Heizung nach 20 Jahren Betrieb jetzt ein Austauschfall ist.
Auch Familie Schneider* aus Cottbus hat Anfang der 2000er-Jahre ein Eigenheim gebaut. Rund 140 Quadratmeter Wohnfläche, die mit der damals als modern geltenden Gas-Brennwert-Technik beheizt werden. Fußbodenheizung gibt es nur im Bad, ansonsten hängen Heizkörper an den Wänden. Das ist in vielen Häusern dieses Jahrgangs Standard, weil Heizgeräte, die mit geringen Vorlauftemperaturen arbeiten können, damals noch nicht so verbreitet waren, wie Experten bestätigen.
Schon der Anruf bei einem ortsansässigen Fachbetrieb versetzt die Familien in helle Aufregung. Mit mindestens 60.000 Euro müsse für die neue Wärmepumpe und den notwendigen Umbau gerechnet werden, erfahren sie. Das ist sechsmal so viel, wie der Austausch der alten gegen eine neue Gasheizung kosten würde. Selbst wenn die vonseiten der Bundesregierung versprochene Förderquote von 40 Prozent kommt, muss die Familie eine Summe von 36.000 Euro alleine stemmen.
Was der Fachhandwerker der Familie aus Cottbus empfiehlt
Als der Fachhandwerker vor Ort ist, kommt es sogar noch schlimmer: Er lehnt den Einbau einer Wärmepumpe rundheraus ab. Der Grund: Die Voraussetzungen in dem Haus sind dafür einfach zu schlecht. Die Heiztechnik befindet sich im Obergeschoss, was weitere zusätzliche Umbauarbeiten erforderlich machen würde und ein unkalkulierbares finanzielles Risiko darstellt.
Stattdessen empfiehlt der Fachhandwerker der Familie den Einbau einer preiswerten gebrauchten Gasheizung, die in den nächsten Jahren für Wärme im Winter sorgen soll. Die ohnehin geplante Klimaanlage könne durch eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach im Sommer CO2-neutral laufen und im Herbst und Frühjahr als Heizung genutzt werden.
Die Verunsicherung unter den Hausbesitzern ist groß, auch weil es kaum Alternativen zur Wärmepumpe gibt. Laut Gesetzentwurf sollen künftig 65 Prozent der Heizenergie aus erneuerbaren Energien stammen. Für Empörung sorgt die Ankündigung hoher Strafen, wenn die Auflagen nicht erfüllt werden. Von Bußgeldern in Höhe von 5000 Euro ist im neuen Gebäudeenergiegesetz (GEG) die Rede.
Warum auch die Wärmepumpe nicht CO2-frei arbeitet
„Aus klimapolitischer Sicht ist die Wärmepumpe immer die bessere Wahl“, stellt Joshua Jahn, Energieberater der Verbraucherzentrale in Brandenburg, klar. Denn sie könne aus einer Kilowattstunde (kWh) Strom drei bis vier Kilowattstunden Wärmeenergie erzeugen. „Bei der Gasheizung liegt das Verhältnis bei eins zu eins“, sagt er.
Das stimmt. Allerdings sind die CO2-Emissionen bei der Stromerzeugung in Deutschland noch immer fast doppelt so hoch wie bei der Gasverbrennung. Für 2021 liegt der CO2-Ausstoß für Strom bei 402 Gramm pro Kilowattstunde. Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien sinkt der Wert jedoch kontinuierlich. Der europäische Durchschnitt liegt bei nur 210 Gramm, also ähnlich hoch wie bei Gas.
Die entscheidende Frage für viele Hausbesitzer ist jedoch die nach der Wirtschaftlichkeit. Die Forscher des Fraunhofer ISE haben nachgerechnet – am Beispiel eines Hauses mit 150 Quadratmetern Heizfläche und einem Wärmepumpentarif von 35 Cent pro kWh. Den Ergebnissen der Studie zufolge verursacht die Wärmepumpe mit einem Effizienzwert von 3,0 geringere monatliche Heizkosten als eine Gasheizung.
Wärmepumpen punkten bei den laufenden Betriebskosten
Bei einem Gaspreis von zwölf Cent/kWh liegt das Einsparpotenzial zwischen 15 Euro (saniertes Haus) und 35 Euro (unsaniertes Haus) pro Monat. Bei einem Gaspreis von 20 Cent/kWh steigt das Einsparpotenzial auf 92 bis 224 Euro pro Monat. Wie sich der Gaspreis künftig entwickeln wird, ist ungewiss. Experten gehen jedoch von weiterhin hohen Preisen aus, auch weil ab 2027 der EU-weite Emmissionshandel starten soll.
Bei der Berechnung des Fraunhofer Instituts geht es jedoch nur um die laufenden Betriebskosten und nicht die Anschaffungskosten. Laut Verbraucherzentrale kostet eine Luftwärmepumpe zwischen 20.000 und 25.000 Euro inklusive Installation. Bei Erdwärmepumpen, die einen höheren Wirkungsgrad haben, kommen zusätzlich Kosten für die Bohrung hinzu.
Was die Nachrüstung in Bestandsgebäuden so teuer macht, sind jedoch die notwendigen Umbauten für die neue Technik. „Als Verbraucherzentrale fordern wir ganz klar, dass auch Menschen mit wenig Geld mitgenommen werden, egal mit welchem System sie heizen“, sagt Joshua Jahn.
Hausbesitzern empfiehlt er, sich zuerst mit dem energetischen Zustand der eigenen Immobilie zu beschäftigen. Eine gute Dämmung und der Austausch von alten Fenstern könne die Heizkosten bereits erheblich reduzieren, egal ob mit Gas oder Wärmepumpe geheizt wird. „Das steigert auch den Wert der Immobilie“, sagt er.
*Name der Redaktion bekannt
Kritik am Gesetzentwurf wird immer lauter
Die Kritik am Gesetzentwurf der Regierung, der ein Verbot von Gas- und Ölheizungen ab 2024 vorsieht, nimmt zu. Immer mehr Experten und Politiker fordern eine Verschiebung des Starttermins oder signalisieren Änderungsbedarf.
So verweist beispielsweise die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) auf Lieferprobleme und mangelnde Fachkräfte für den Einbau der neuen Technik. Eine Verschiebung des Einbauverbots für fossile Heizungen fordert auch der Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen (BVF).
Die FDP kündigt an, kein Gesetz beschließen zu wollen, bei dem Fragen offen bleiben wie die nach der Technologieoffenheit beim Heizungstausch. Auch die SPD hat bereits Änderungsbedarf am Gesetz angemeldet.