Unter Cottbuser Straßen und Wegen schlummern immer wieder böse Überraschungen. Wasserrohrbrüche und Löcher in Fahrbahnen sind gefährlich. Der Cottbuser Wasserbetrieb LWG ist dabei, das in vielen Bereichen des Stadtgebietes mehr als hundert Jahre alte Trink- und Abwassernetz zu sanieren und zu erneuern. Allein im Jahr 2023 will die LWG dabei elf Millionen Euro unter die Erde bringen, kündigt der Technische Leiter Jonas Krause an.
Das Gefahrenpotenzial wächst schleichend. Beim Trinkwasser sind das zum einen Leitungen aus der Anfangszeit des 1897 in Betrieb gegangenen Netzes. Sie wachsen mit Rost zu, was der Kunde am sinkenden Wasserdruck bemerkt. Dann gibt es Leitungen aus den 1980er-Jahren, bei denen es zu Korrosion und Lochfraß kommt, was zu Rohrbrüchen führen kann.
Hinzu komme auch mangelnde Verlegungsqualität, sagt Krause. Frühere VMI-Einsätze, als volkswirtschaftliche Masseninitiative bezeichnete freiwillige Arbeitseinsätze in DDR-Zeiten, machen dem Fachmann beim Wasserversorger noch heute arg zu schaffen.

Diese Gefahren und Probleme bergen die alten Kanäle

Bei der Abwasserentsorgung ziehen sich Undichtigkeiten – vor allem durch Betonkorrosion – durch Leitungen aller Jahrzehnte, sagt Jonas Krause. Durch den stärker gewordenen Verkehr, schwere Lkw und damit verbundene Vibration seien Risse zu verzeichnen. Bei den regelmäßig alle zehn Jahre stattfindenden Kamerabefahrungen werden Schwachstellen in den Kanälen ausgemacht und Sanierungsprioritäten festgelegt.
Übersicht über aktuelle und geplante Baustellen der LWG 2023.
Übersicht über aktuelle und geplante Baustellen der LWG 2023.
© Foto: Grafik: Schubert/LR/Karte: Stepmap, 123map • Daten: OpenStreetMap, Lizenz ODbL 1.0/Quelle: LWG
Bis Ende April wartet in der Cottbuser Altstadt noch viel Arbeit auf die LWG. Vor dem Beginn der Terrassensaison für die Kneipen und Restaurants wird die Baustelle für die Erneuerung der Mischwasserleitung auf dem Altmarkt beendet sein, sagt Jonas Krause. In unmittelbarer Nachbarschaft, in der Gertraudten- und Neustädter Straße, werden Schmutz- und Regenwasserkanäle erneuert. Auf dem Gerichtsplatz kommt alles zusammen: Ebenfalls bis Ende April – so sehen es die Planungen vor – sollen hier die Erneuerung der Trinkwasserleitung sowie der Schmutz-, Mischwasser- und Regenwasserkanäle beendet sein.
In der Cottbuser Altstadt baut die LWG gleich an mehreren Stellen. Die Arbeiten auf dem Altmarkt, in der Gertraudtenstraße (Foto) und Neustädter Straße und auf dem Gerichtsplatz sollen Ende April abgeschlossen sein.
In der Cottbuser Altstadt baut die LWG gleich an mehreren Stellen. Die Arbeiten auf dem Altmarkt, in der Gertraudtenstraße (Foto) und Neustädter Straße und auf dem Gerichtsplatz sollen Ende April abgeschlossen sein.
© Foto: Michael Helbig

Baustart in der Lipezker Straße und für neues Wohngebiet

Nach Ostern startet eine Baustelle in der Lipezker Straße im Bereich Jet-Tankstelle bis Hechtgraben, kündigt Birgit Kutz von der LWG an. Dort werden bis Ende Juli ein Abwasserpumpwerk und die entsprechende Druckleitung erneuert. Ähnliches läuft noch bis Ende Mai in der Jessener Straße.
Einen Neubau plant die LWG in der Gallinchener Grenzstraße. Hier soll ein neues Baugebiet angeschlossen werden. Für die Anwohner erfolge hier jetzt der Anschluss ans Abwasserkanalnetz, sagt Jonas Krause. In diesem Zuge werde auch die Trinkwasserleitung erneuert. Noch im ersten Halbjahr 2023 startet die LWG mit den Bauarbeiten.
In der Gelsenkirchener Allee wird die Schmutzwasserleitung erneuert. Kostenpunkt allein hier: etwa 800.000 Euro (netto). Der erste Bauabschnitt läuft, der zweite in Richtung Ricarda-Huch-Straße soll sich im Mai und Juni anschließen.

Aus zwei Trinkwasserleitungen wird eine

Aus zwei mach eins, so lautet das Motto in der Lausitzer und Carl-von-Ossietzky-Straße. Hier wird auf 770 Metern eine Trinkwasserleitung erneuert. Gleichzeitig werde mehr als ein Leitungskilometer außer Betrieb genommen, so Krause. Hintergrund: Noch liegt auf beiden Straßenseiten eine Wasserleitung. Künftig gibt es nur noch eine.
Gebaut wird im Spühlbohrverfahren. Heißt: Es muss kein langer Graben ausgeschachtet werden. Es bedarf nur weniger Baugruben, von denen aus die Leitungen unterirdisch verlegt werden. Das gehe schneller, sei kostengünstiger und bedeute weniger Beeinträchtigungen für den Anlieger- und Durchgangsverkehr, zählt Krause auf. Der Abschluss der Arbeiten ist für Ende September geplant.
Auch 2023 erneuert der Cottbuser Wasserbetrieb LWG weitere Trinkwasserleitungen – in diesem Frühling unter anderem in der Lutherstraße.
Auch 2023 erneuert der Cottbuser Wasserbetrieb LWG weitere Trinkwasserleitungen – in diesem Frühling unter anderem in der Lutherstraße.
© Foto: Michael Helbig
Auch in der Wernerstraße will die LWG versuchen, die Trinkwasserleitung per Spühlbohrung zu erneuern. Noch befinde sich das Projekt, das im Abschnitt von der Karl-Liebknecht-Straße bis zur Bahn mit einem Stich in die Rudolf-Breitscheid-Straße bis zur Uhr an der Bahnhofstraße vorgesehen ist, in der Vorbereitung, weist Birgit Kutz hin. Von Juli bis November 2023 steht es derzeit im Plan des Wasserversorgers. Auch hier soll statt zwei bestehender Trinkwasserleitungen ein Kanal mit den entsprechenden Hausanschlüssen entstehen.

So wird das Wasserwerk Sachsendorf auf Stand gebracht

Das Vorhaben war schon mehrmals geschoben worden. Eine Ursache: Corona. Wie das zusammenpasst, erklärt Fachmann Krause: In Bahnhofsnähe ist von einer Munitionsbelastung auszugehen. Für den Fall eines Fundes müsste möglicherweise evakuiert werden. Doch in den Hochzeiten der Pandemie sei die Unterbringungen von vielen Menschen an einem Ort nicht möglich gewesen.
Für die Öffentlichkeit kaum wahrzunehmen, aber für den Cottbuser Wasserbetrieb mit erheblichem Aufwand verbunden: Im Sachsendorfer Wasserwerk muss er parallel zum laufenden Betrieb die aus den 1960ern stammende Trafoanlage zur Stromversorgung der Anlage erneuern. Außerdem werden Stränge der Kaskadenleitung für die Rohwasseraufbereitung erneuert. 17.000 Kubikmeter Wasser täglich stellt das Sachsendorfer Wasserwerk im Schnitt zur Verfügung. Ein weiteres betreibt die LWG im Fehrower Weg.

Cottbuser Wasserbetrieb kämpft mit Materialengpässen

Am Beispiel Wasserwerk zeigt sich, dass auch die LWG mit Lieferengpässen bei Material zu kämpfen hat. Der Trafo sei Mitte 2022 bestellt worden, sagt der Technische Leiter Jonas Krause. Für Mai 2023 sei die Lieferung jetzt angekündigt. Auch bei Elektro- und Steuerungstechnik gäbe es lange Lieferzeiten. Bei großen Schiebern könne es bis zu einem halben Jahr dauern.

Das weitere Bauprogramm für Cottbus im Jahr 2023

Laut Planungen der LWG sollen bis Ende April die Erneuerung der Trinkwasserleitung in der Laubster Dorfstraße und in der Cottbuser Hölderlinstraße (im Kollektor) sowie die Sanierung des Mischwasserkanals in der Parzellenstraße von der Bahn bis zur Stromstraße abgeschlossen sein.
Bis Ende Mai stehen die Erneuerung der Trinkwasserleitung in der Lutherstraße sowie die Sanierung von Abwasserpumpwerk und Druckleitung in der Jessener Straße auf dem Programm. Zwei weitere Abwasserpumpwerke sollen bis Ende Juni erneuert sein: in der Limberger Hauptstraße und in der Kiekebuscher Hauptstraße. Ebenfalls bis Ende Juni wird die Trinkwasserleitung Am Hammergraben und in der Bärenbrücker Straße in Merzdorf erneuert.
Im Juni sollen folgende Vorhaben starten: Ersatzneubau des Schmutzwasserkanals in der Saarstraße (zweiter Bauabschnitt / bis August), Erneuerung der Trinkwasserleitung in der Damaschkeallee und Clementinenstraße in der Branitzer Siedlung (bis August), Sanierung der Mischwasserkanäle in der Sandower Hauptstraße (bis Oktober).