Pendler und Reisende hatten es massiv bedauert: Ab Mitte Januar verkehrt plötzlich die einzig morgendliche Direktverbindung von Cottbus nach Potsdam nicht mehr. Jetzt kommt der Zug zurück. Was müssen Reisende und Pendler wissen?
Bereits kurz nach sechs startet der IC eigentlich fast täglich in Richtung Norddeich Mole. In über acht Stunden verkehrt man da in gemütlichen IC2-Doppelstockwagen bis an die Nordsee. Die Verbindung bietet für Cottbus diverse Anbindungen an verschiedene Großstädte.
Von der Lausitz aus, ist es, neben einem einzelnen RE1, die einzige Direktverbindung bis in die Landeshauptstadt Potsdam. Zwischen Cottbus und Potsdam ist der Zug zudem auch für Nahverkehrstickets des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) freigegeben.
Für Potsdam-Pendler war die Situation ab Mitte Januar mitunter unkomfortabel. Statt gemütlich von Cottbus in die Landeshauptstadt durchfahren zu können, wird in Berlin ein Umstieg nötig.
Ab April wieder Intercity von Cottbus
Ab dem 1. April 2023 verkehrt der Intercity aber wieder in Richtung Nordsee. Einen Tag später erreicht der erste Intercity dann auch wieder am Abend Cottbus, nach seiner Fahrt von der Nordsee über Hannover, Magdeburg, Potsdam und Berlin.
Vom 11. bis zum 25. Mai verkehrt der Intercity jedoch abweichend morgens bereits gegen 5.39 Uhr und fährt nicht die Haltestellen der Berliner Stadtbahn an. Stattdessen verkehrt er ohne Zwischenhalt zwischen Königs Wusterhausen und Berlin Hbf. Auch in der Gegenrichtung fährt er mit späterer Ankunft in Cottbus.
Aber was war der Grund für den langen Ausfall? Die Bahn hatte damals Baumaßnahmen als Grund angegeben. „Aufgrund von zahlreichen Baustellen und betrieblichen Engpässen im Schienennetz entfallen vorübergehend bis zum 31. März 2023 einzelne Fernverkehrsfahrten. Für die meisten Verbindungen bestehen Alternativen“, hatte ein Bahnsprecher erklärt.
Welche Baustellen hierbei gemeint sind, war vonseiten der DB nicht erklärt worden. Nach Informationen von LR.de waren Bauarbeiten zwischen Hannover und Braunschweig ursächlich für den Ausfall der Verbindung bis nach Cottbus.
Intercity von Cottbus sichert schnelle Fernverbindungen
Rund um den Fahrplanwechsel Dezember vergangenen Jahres hatte die Deutsche Bahn gegenüber LR.de den früh morgendlichen Intercity sogar noch ausdrücklich angepriesen.
Denn die Fernverkehrsanbindung von Cottbus hatte sich mit der Umstellung des Fahrplans und der längeren Fahrtzeit des RE2, unter anderem durch die zusätzlichen Halte in Raddusch, Kolkwitz beziehungsweise Kunersdorf, verschlechtert.
Aufgrund dessen verlängerte sich beispielsweise die Fahrzeitung in Richtung Hamburg um eine halbe Stunde. Statt eines schnellen Umstiegs muss man nämlich nun eine halbe Stunde Aufenthalt in Berlin einplanen.
Lediglich der frühe Start in Cottbus mit dem IC nach Norddeich Mole (um 6.01 Uhr ab Cottbus) konnte die bis Dezember vergangenen Jahres übliche Gesamtreisezeit von 3:23 Stunden Gesamtreisezeit von Cottbus nach Hamburg erhalten. Auf diese Verbindung hatte auch der DB-Sprecher als schnellste Reisemöglichkeit verwiesen.
Auch Ostsee-Reisende aus Cottbus sind für eine schnelle Ankunft am Reiseziel auf den Intercity angewiesen. Der Fernverkehrszug zur frühen Morgenstunde war es nämlich auch, der den bisher komfortablen Anschluss zur Ostsee nach Warnemünde „rettet“. Denn nur diese Verbindung – mit etwa zehn Minuten Umsteigezeit – bringt Bahnkunden in der lange üblichen Fahrtzeit von vier Stunden ans Ziel. Bei allen anderen Verbindungen muss mitunter eine Stunde Fahrtzeit zusätzlich in Kauf genommen werden.
Schlechte Anbindung von Cottbus an Fernverkehr
Grundsätzlich wird von Vertretern des Fahrgastverbands ProBahn der Anschluss der Lausitz an den Fernverkehr kritisiert. Neben Berlin verpasst man auch in Leipzig die Anschlüsse auf die regelmäßig verkehrenden ICE nach Frankfurt am Main oder München. Hier ist eine Übergangszeit von bis zu einer Stunde einzuplanen.
Die Anschlüsse erreichen könnte man wohl nur wieder, wenn die Strecke Cottbus - Falkenberg - Leipzig auf ihrer ganzen Länge für Geschwindigkeiten bis 160 km/h ausgebaut wird. Für den Streckenabschnitt in Brandenburg hat das Bund-Länder-Koordinierungsgremium (BLKG) bereits 20 Millionen Euro im Jahr 2021 freigegeben. Auf sächsischer Seite verweist man jedoch darauf, dass andere Projekte Vorrang haben und die Kohlegelder bereits ausgeschöpft sind. Ohnehin: Von Bahn-Experten ist mitunter zu vernehmen, dass der Ausbau der Strecke Cottbus - Leipzig insgesamt im Rahmen des Investitionsgesetzes Kohleregionen wohl nicht finanzierbar wäre.