Herr Banusch, vor zwei Wochen haben Sie sich Ihren ersten Europameistertitel bei der Bahnrad-U23-EM in Gent gesichert. Wie ist die Stimmung nach dem Erfolg?
Banusch Auf jeden Fall sehr gut. In den letzten Wochen war ich schon gut drauf gewesen, deshalb hatte ich mir schon eine gute Platzierung vorgestellt. Aber dass es für den Titel reicht, hätte ich dann doch nicht gedacht.
War es ein enges Rennen oder sind Sie von Anfang an vorneweg gefahren?
Banusch Am Anfang des Rennens habe ich mich eher zurückgehalten, das war auch so der Plan. Die Renndistanz war ja schließlich 40 Kilometer, da wird das Rennen erst hinten raus entschieden. Dann geht es um die Ausdauer, wo meine Stärke liegt. Als die meisten dann nicht mehr die Kraft hatten, sprinten zu können, habe ich versucht, mit Attacken Runden zu gewinnen und konnte damit noch Punkte machen und am Ende oben stehen.
Wie haben Sie sich auf den Wettkampf vorbereitet?
Banusch Im Vorfeld haben wir uns eher auf die Deutschen Straßenrad-Meisterschaften in Spremberg konzentriert. Bei der EM in Gent bin ich dann zunächst in der Vierer und der Einer-Verfolgung gestartet, wo ich auch persönliche Bestzeit gefahren bin. Danach hat mich der Bundestrainer auch für das Punktefahren nominiert.
Sie haben also zu Beginn der Europameisterschaften noch gar nicht gewusst, dass Sie dort antreten werden?
Banusch Genau. Es war so, dass zwei Fahrer für dieses Rennen vorgesehen waren. Die Entscheidung für den zweiten Platz ist dann zwischen mir und einem meiner Teamkollegen gefallen. Da ich in den vorherigen Rennen gut abgeschnitten hatte, hat man sich dann für mich entschieden.
Ihr Bundestrainer Frank Augustin lobte Sie nach Ihrem Sieg, sagte aber auch, Sie hätten sich in der Vergangenheit oft selbst im Weg gestanden. Was meinte er damit?
Banusch In der Vergangenheit habe ich mich mental vor bestimmten Rennen extrem fertig gemacht. Das hat dazu geführt, dass ich oft zwar sehr gut drauf war, aber meine Leistung nicht immer auf die Bahn bringen konnte. Das war etwa bei meiner letzten Europameisterschaft in der Vierer-Verfolgung der Fall. Dieses Mal habe ich mich aber gut auf den Wettbewerb vorbereitet.
Neben dem Bahnradfahren nehmen Sie auch regelmäßig an Straßenradrennen teil. Was fahren Sie lieber?
Worin unterscheiden sich die Disziplinen?
Banusch Der größte Unterschied ist eigentlich die Distanz. Die längste Disziplin ist das Punktefahren mit 40 bis 50 Kilometern, während man auf der Straße auch mal das Vier- oder Fünffache fährt. Auf der Bahn vier Kilometer möglichst schnell zu fahren ist aber genauso kraftintensiv wie die Langdistanzen auf der Straße.
Ist es auch ein Vorteil, in einer radsportverrückten Region wie der Lausitz zu trainieren?
Banusch Das auf jeden Fall. Hier wird man von guten Leuten unterstützt wie Paul Voß, der auch schon für World Teams gestartet ist oder Heiko Salzwedel, der schon in verschiedenen Ländern Nationaltrainer war und diese zu Olympiamedaillen geführt hat. Das sind Leute, die wissen, wie man Erfolg hat. Und gerade die Trainingsgruppen, die wir hier haben, sind etwas Besonderes. An anderen Standorten müssen viele Radsportler ja alleine trainieren. Weil aber viele hier in der Nähe von Cottbus wohnen, hat man hier immer Leute, mit denen man zusammen trainieren kann. Das motiviert schon mehr, als immer nur alleine auf den Tacho zu gucken und versuchen, die Zeit herumzubringen.
Zurzeit läuft auch die Tour de France. Wem drücken Sie dort die Daumen?
Banusch Natürlich vor allem den deutschen Sportlern. Es wäre schön, wenn sie den Radsport in Deutschland wieder ein bisschen auf Vordermann bringen könnten, der ja hier oft in der Kritik stand. Und natürlich fiebere ich mit ehemaligen Cottbusern wie Nikias Arndt oder Lennart Kämna mit. Die hat man hier auch ab und zu mal getroffen, weshalb es natürlich toll ist, sie dort zu sehen.
Demnächst finden bereits die Deutschen Bahnrad-Meisterschaften in Berlin statt. Werden Sie dort auch einen Titel gewinnen?
Banusch Noch weiß ich nicht ganz genau, welche Rennen ich dort fahre. In der Einer-Verfolgung wird es mir auf jeden Fall um die Verbesserung meiner persönlichen Bestleistung gehen. Im Zweier-Mannschaftsfahren konnte ich ja letztes Jahr schon Deutscher Meister werden. In diesem Jahr habe ich aber einen neuen Partner. Da muss man mal schauen, wie die Konkurrenten so agieren. Ich bin nicht der Favorit, aber manchmal hat man dann doch die Chance, vorne mitzufahren.
Was sind Ihre langfristigen Ziele?
Banusch Ich würde gerne einmal an Olympischen Spielen teilnehmen. Außerdem möchte ich ein World Team finden, damit ich bei der Tour de France oder einer anderen Tour mitfahren kann. Aber man muss gucken, wie es sich entwickelt. Letztendlich kann es sehr schnell gehen und man bald oben mitfahren, aber genauso kann auch ein Sturz oder ähnliches passieren.