Normalerweise fühlt sich Enrico Radnick vom 1. SV Lok Calau auf dem Fußballplatz vor allem im Zentrum vor der Abwehr wohl. Im gegnerischen Strafraum ist er eher selten zu finden. Beim 7:2-Heimsieg gegen Großräschen machte der 29-jährige Mittelfeldspieler kürzlich aber eine Ausnahme und zeigte seine Offensivqualitäten. Vier der sieben Calauer Tore steuerte Radnick bei, was ihn nicht nur in der vereinsinternen Torjägerliste, sondern auch bei der Wahl zum „Sportler der Woche“ den ersten Platz sicherte.

Herr Radnick, nachdem Sie in der Saison bisher noch ohne Torerfolg waren, trafen Sie im Spiel gegen den SV Großräschen gleich vier Mal. Was haben Sie an diesem Abend anders gemacht?

Radnick Wenn ich das erklären könnte! Ehrlich gesagt habe ich mich nicht anders vorbereitet als auf jedes andere Spiel – außer dass ich kurz, bevor ich los musste, noch einmal zehn Minuten gedöst habe. Im Spiel bin ich einfach die richtigen Wege gegangen und zack, waren die Bälle drin.

Auch zwei Treffer der Marke „Tor des Monats“ sollen dabei gewesen sein...

Radnick Das waren Distanzschüsse, die gingen, würde ich sagen, fast in den Winkel. Aus meinem Blickwinkel sah das schon ganz gut aus. Und wenn es so gut läuft, kann man so etwas auch zwei Mal probieren.

Normalerweise spielen Sie im defensiven Mittelfeld. War dieses Spiel auch eine Bewerbung an den Trainer, auch mal offensiver eingesetzt zu werden?

Radnick Nein, die Sechs ist weiterhin meine Lieblingsposition. Und von dort kann man ja genauso gut nach vorne gehen, wie man gesehen hat. Grundsätzlich bin ich aber eher ein Defensivspieler. Mir liegt es, auf dieser Position die Zweikämpfe zu gewinnen, die Bälle dort abzuholen und weiterzugeben.

Weil Sie mehr als drei Tore geschossen haben, durften Sie auch den Spielball mit nach Hause nehmen. Haben Sie schon einen schönen Platz für ihn herausgesucht?

Radnick Leider Gottes hat mein Großer den Ball schon gefunden und ihn gleich zum Spielen mitgenommen. Wahrscheinlich muss ich ihn mir jetzt heimlich wiederholen (lacht). Oder ich hole ihm einen neuen Ball, dass ich den Spielball zurückbekomme. Mir wurde auch vorgeschlagen, den Ball in eine Vitrine zu stellen, aber so etwas kostet natürlich.

Sind ihnen vier Treffer in einem Spiel bisher schon einmal gelungen?

Radnick Nein, sonst bin ich auch eigentlich nicht so der Torschütze. Ich habe ehrlich gesagt jetzt schon mehr Tore erzielt als sonst in einer ganzen Saison. Maximal zwei, drei Tore pro Jahr, mehr schaffe ich normalerweise nicht.

War das also das beste Spiel in Ihrer Karriere?

Radnick Durch die Tore ist es sicherlich unter den Top Drei – und von denen wahrscheinlich auch das Beste, denn so schnell werde ich so etwas sicher nicht mehr schaffen. Das würde aber auch meinem Geldbeutel wehtun.

Inwiefern?

Radnick Ich musste für die Mannschaft ein paar Kisten Bier schmeißen. Für jeden Treffer habe ich eine ausgegeben.

Nachdem Sie ihren Torriecher jetzt unter Beweis gestellt haben: Welche Ziele haben Sie sich für die restliche Saison gesetzt?

Radnick Gute Frage. Von den Toren her habe ich mein persönliches Ziel ja schon erreicht. Jetzt werde ich wohl versuchen, noch ein paar Treffer draufzulegen und auch mal ein paar gute Vorlagen zu geben. Allgemein möchte ich einfach konstant meine Spiele machen.

Und wie sehen die Ziele mit Ihrer Mannschaft in der Kreisoberliga aus?

Radnick Eigentlich schielen wir weiter nach oben und haben in den ersten Spielen auch gut angefangen. In der letzten Woche haben wir aber ein paar Dämpfer bekommen. Man wird in der Tabelle sehen, ob es letztlich für ganz oben reicht.

mit Enrico Radnick
sprach Julian Münz