Es hatte etwas ganz besonderes werden sollen: Seit zehn Monaten hatte Dieter Pumpa, Chef des Reitvereins Sielow, das 50. Jubiläum seines traditionellen Pfingstturnier vorbereitet: Zahlreiche Ehrengäste waren geladen, ein Ochse am Spieß für die große Reiterparty war bereits geordert, erstmals sollte im Sielower Reitstadion ein Springen der Klasse S*** ausgerichtet werden.
„Wir haben wirklich bis zuletzt gehofft und an unseren Vorbereitungen festgehalten“, sagt Turnierchef Dieter Pumpa, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feiert. Dann aber kündigten die großen Pferdesportevents in Aachen und Hamburg an, dass sie ihre für Mai und Juni geplanten Wettbewerbe verschieben.

Das Jahr der großen Jubiläen in Cottbus

„Diese Signale haben auch wir zum Anlass genommen, unsere Planungen zu überdenken“, sagt Dieter Pumpa. Eine letzte Entscheidungshilfe gab die aktualisierte Eindämmungsverordnung für Brandenburg.
Ein Schritt, der besonders schwer fällt, weil in diesem Jahr zugleich drei weitere Jubiläen zu feiern wären: Seit 60 Jahren gibt es den Reitverein Sielow, seit 45 Jahren bietet Dieter Pumpa in Cottbus die Möglichkeit des therapeutischen Reitens an, seit 30 Jahren besteht die Reitschule in Sielow.
In Cottbus-Sielow hatte sich bereits Ende der 1950-er Jahre eine Pferdsportgruppe gegründet, die später in den Deutschen Turn und Sportbund DTSB übernommen wurde. 1964 konnten die ambitionierten Reiter das erste Turnier ausrichten. Zu den ersten Siegern damals gehörte Dieter Pumpa. Auch Lutz Göttert und Hagen Ridzkowski schafften es über den Sielower Reitverein und die dortigen, zunächst alle zwei Jahre stattfindenden Turniere den Sprung an die DDR-Spitze.
1983 durfte Sielow erstmals zu einem internationalen Reit- und Springturnier einladen. 11 000 Zuschaer ließen sich damals begeistern. Unvergessen auch das Buga-Turnier 1995, zu dem auch der Olympia- und WM-Reiter Ludger Beerbaum anreiste. Natürlich gewann er damals den Großen Preis.

Hohe Anforderungen in Sielow geplant

Für das diesjährige Turnier hatte Dieter Pumpa im Vorfeld eine Umfrage unter den Spitzenreitern aus Ost- und Norddeutschland gestartet und gefragt, ob sie in Sielow auch an einem Springen der Klasse S*** teilnehmen würden. Diese Prüfung wird in Brandenburg nur selten ausgeschrieben, sie stellt an Pferd und Reiter mit Hindernishöhen von bis zu 1,50 Metern besondere Anforderungen. Die Reiter sagten zu, der Große Preis der Sparkasse Spree-Neiße konnte ausgeschrieben werden.
„Jetzt hoffen wir, dass uns die Reiter und natürlich auch die Sponsoren die Treue halten“, sagt Dieter Pumpa. Er will das große Jubiläumsturnier im kommenden Jahr nachholen. „Denn selbst wenn wir unter Begrenzung der Zuschauerzahlen zu Pfingsten hätten starten können – es wäre einfach kein würdiges Geburtstagsturnier geworden“, sagt der frühere Spitzenreiter. Unbeschwertes Genießen sei in Zeiten der Pandemie nicht möglich, daher sei die Verschiebung nur folgerichtig. „Auch wenn es mir für die reiter sehr leid tut. Viele von ihnen leben von unserem Sport. Sie sind darauf angewiesen, dass sie ihre und die Pferde ihrer Kunden auf Turnieren vorstellen können.“
Ludger Beerbaum, bis heute im internationalen Springsport erfolgreich unterwegs, hatte bereits vor einigen Tagen in einem Interview betont, dass sich der Pferdesport durch Corona nachhaltig verändern werde: die momentan üblichen Turnierserien, die wöchentliche Starts in jeweils neuen Ländern erfordern, könnten auf lange Sicht wegen der geltenden Reisebeschränkungen nicht durchgeführt werden. Er geht davon aus, dass deutsche Top-Reiter daher zunächst verstärkt auf nationalen Turnieren an den Start gehen werden, unabhängig von den hier üblichen niedrigeren Preisgeldern.