Ein wenig ist es noch hin, bis zur diesjährigen, nunmehr vierten Ausgabe des Lausitz Festivals. Bei der Programmvorstellung am Montag in der Sächsischen Landesvertretung in Berlin war die Euphorie über das, was zwischen 25. August und 10. September von Görlitz bis Cottbus, über Senftenberg und Weißwasser stattfinden soll, aber bereits deutlich spürbar.

Das Lausitz Festival als „Projekt von nationaler Bedeutung“

Von einer ganz besonderen Festivalsaison spricht etwa Geschäftsführerin Maria Schulz. Diese zeige und bestätige das „doppelte Wollen“ des Lausitz Festivals. Gemeint ist damit eine Programmplanung mit internationalen Künstlerinnen und Künstlern, bei gleichzeitigem Austausch in der Region. Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer, der zusammen mit seinem Brandenburger Amtskollegen Dietmar Woidke als Schirmherr fungiert, sieht in dem Festival gar ein „Projekt von nationaler Bedeutung“, das einem internationalen Anspruch gerecht werde.
Wie war das Lausitz Festival 2022 – eine Bilanz
Kultur in Brandenburg
Wie war das Lausitz Festival 2022 – eine Bilanz
Cottbus
Und tatsächlich vereint das Lausitz Festival erneut ein enorm vielfältiges und gewohnt spartenübergreifendes Programm, das Klassik- und Jazzkonzerte genauso umfasst wie Theater- und Tanzaufführungen, Filme, Kunstausstellungen, Gesprächsrunden und Lesungen. Um „Katalogware“ handle es sich dabei allerdings nicht, wie Intendant Daniel Kühnel betont. Vielmehr bestehe ein großer Teil des Programms aus Originalproduktion.

Stefan Puchner kehrt für weitere Shakespeare-Inszenierung zurück nach Weißwasser

Als Beispiel führt er die Eröffnungsaktion „Verdi – Zimmermann“ an, umgesetzt von Regisseur Luk Perceval. Die „Quattro pezzi sacri“ von Guiseppe Verdi trifft darin auf die „Ekklesiastische Aktion“ von Bernd Alois Zimmermann. Weltpremiere feiert das Stück am 25. August im Hangar 1 in Cottbus. In Sachen Theater ist zudem erneut Stefan Puchner Teil des Programms. Der Theaterregisseur hat bereits 2022 mit „Caesar“ einen Shakespeare-Stoff inszeniert. Im sächsischen Weißwasser, genauer auf dem Telux-Gelände, bringt er diesmal den „Kaufmann von Venedig“ auf die Bühne.
Die französische Choreografin Margaux Marielle Tréhoüart, die mit der Uraufführung von „Gletscher“ Teil des Programms sein wird, stellte ihre Tanzproduktion in Berlin selbst vor. Unter Mitwirkung des israelischen Komponisten Haggai Cohen-Milo wurde diese eigens für die weitläufige Danner-Halle, ebenfalls auf dem Telux-Gelände in Weißwasser, entwickelt. An ihr wird auch der Anspruch des Festivals deutlich, den direkten Austausch mit den Menschen in der Lausitz zu suchen. So berichtet Tréhoüart von Tanz-Workshops vor Ort.

Als Inspirationswort dient die Wortschöpfung „Hereinforderung“

Ziel des Lausitz Festivals sei stets auch, den Strukturwandel, in dem sich die Austragungsregion befindet, zu vermenschlichen, erklärte Intendant Kühnel. So ziehe sich diesmal der Konflikt zwischen Ideal und Wirklichkeit durch das Programm. Zusammengefasst ist dieses Spannungsfeld im diesjährigen Inspirationswort „Hereinforderung“. Für Kühnel beschreibt es einen Zustand, „den wir alle wahrnehmen.“ Getreu dem Kunstwort will das Festival „Türen aufstoßen und Räume öffnen, die dann gemeinsam zu entdecken sind.“
Einer von vielen Spielorten des Lausitz Festivals 2023: die ehemalige Telux-Fabrik in Weißwasser.
Einer von vielen Spielorten des Lausitz Festivals 2023: die ehemalige Telux-Fabrik in Weißwasser.
© Foto: Ben Wiesenfarth
Geografisch stehen diese Türen und Räume erneut in Brandenburg und Sachsen gleichermaßen. Zu den Spielstätten gehören etwa die Görlitzer Synagoge, in der das Konzert Hineni stattfindet, die Neue Bühne Senftenberg, wo Anna Bergmann die Kammeroper „Julie“ inszeniert, die Brikettfabrik Domsdorf, die der Grammy-Preisträger Michel Camilo mit Latin Jazz füllt, oder die Dorfkirche Cunewalde, in der der Abschluss des Festivals mit einem Konzert von Geiger Maxim Vengerov und Pianistin Polina Osetinskaya gefeiert wird.
Zudem gibt es eine weitere Premiere: In seinem vierten Jahr wird das Festival von der erst im April gegründeten „Lausitz Festival GmbH“ durchgeführt – und damit erstmals in eigener Trägerschaft. Versammelt sind darin Vertreterinnen und Vertreter der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, der Kulturministerien Brandenburgs und Sachsens sowie der Städte Cottbus und Görlitz. Eine Kooperation, mit der man laut Geschäftsführerin Maria Schulz „gestärkt neue Wege gehen“ könne.
Weitere Informationen rund um das Lausitz Festival erhalten sie hier.