Nach der Regierungsbildung wurden die brandenburgischen Grünen kritisiert, weil Ostdeutsche im Personaltableau fehlten. 
Ulrich Thiessen befragte dazu den Landesvorsitzenden Clemens Rostock.

Herr Rostock, Sie sind in Eisenhüttenstadt geboren, leben in Oberhavel. Sind diejenigen mit Ostbiografie wie Sie bei den brandenburgischen Grünen eine Minderheit?

Nein. Ganz und gar nicht.

Gibt es denn Erhebungen über die Biografie der Mitglieder?

Nein. Aber ich bin als Parteivorsitzender viel vor Ort in Orts- und Kreisverbänden. Dort erlebe ich das nicht so.

Wie kommt es dann, dass diejenigen mit ostdeutscher Herkunft in der neuen Führungsriege keine Rolle spielen – weder bei den Ministern noch bei den Staatssekretären?

Nach dem Wahlergebnis standen uns zwei Ministerien zu. Ursula Nonnemacher und Axel Vogel – beide im Übrigen ja auch den größten Teil ihres Lebens bereits in Brandenburg – finden in der Partei breite Anerkennung und waren einfach gesetzt. Hätten wir ein drittes Ressort erhalten, was angesichts der Umfragewerte lange Zeit möglich schien, dann hätte das anders ausgesehen.

Sie haben aber auch drei Staatssekretäre ...

Eine davon – Anna Heyer-Stuffer – kommt aus der Slowakei. Michael Ranft ist seit 1991 in der brandenburgischen Verwaltung tätig. Und bei Silvia Bender, der Staatssekretärin für Landwirtschaft, ist es eben so, dass es beim Thema Ökolandbau tatsächlich noch wenige ostdeutsche Experten mit der nötigen Verwaltungserfahrung gibt. Aber es gibt ja noch mehr Posten. Der stellvertretende Regierungssprecher, der mit am Kabinettstisch sitzen wird, kommt aus Ostdeutschland.

Trotzdem ist es ein eigenartiges Signal, wenn die Grünen einen Koalitionsvertrag unterschreiben, der ausdrücklich von einer Stärkung der Ostdeutschen auf den Entscheidungsebenen spricht und das dann bei den ersten Personalentscheidungen keine Rolle spielt ...

Es wird ja noch viele nachgelagerte Posten zu besetzen geben. Da bin ich zuversichtlich. Aber letztlich holen wir auf, was wir in den 90ern verloren haben. Damals hatten wir wenige Mitglieder – und diese Generation fehlt uns heute.
Aber wenn man in die Landtagsfraktion oder in den Landesvorstand schaut, da wächst schon die junge Generation von hier nach. Bei der Urwahl unserer Spitzenkandidaten zur Landtagswahl waren zum Beispiel drei von vier Kandidierenden ostdeutscher Herkunft. Insgesamt bleibt aber der entscheidende Punkt für uns, wie man sich für die Brandenburger Interessen einsetzt.

Überschrift Infokasten diesmal zwei Zeilen