Von Regina Weiß, Christian Köhler und Joachim Rehle

Die Sonne scheint am Freitag in Mühlrose. Es ist der Tag nach der lang erwarteten Botschaft zur Zukunft des Dorfes: Mühlrose wird dem Tagebau Nochten weichen. Am Vorabend hatte die Lausitz Energie Bergbau AG (Leag) verkündet, dass der Trebendorfer Ortsteil umgesiedelt wird. Nach der Einwohnerversammlung ist vor allem Erleichterung zu spüren im Dorf. Aber auch die Trauer über den Verlust des Heimatortes ist da, offen allerdings weniger spürbar.

Regina und Heinz Lohr steht die Freude ins Gesicht geschrieben. „Gestern, als uns die Nachricht übermittelt wurde, gab es ein kleines Volksfest. Einigen standen die Tränen in den Augen, andere umarmten sich. Die aufreibenden Jahre der Ungewissheit sind vorbei“, erzählt die ehemalige Verkäuferin von Obst und Gemüse in Weißwasser am Gartenzaun. Heinz Lohr ist begeisterter Züchter seltener Kanarienvögel. Hier hat er zwar Platz für sein Hobby, aber er will weg aus Mühlrose. Seine mehr als 200 Kanarien wird er dem Tierpark Weißwasser überlassen. Auch das Damwild des Ortes wird an den Schweren Berg bei Weißwasser umgesiedelt.

Uwe Pommrich sagt nach der Leag-Entscheidung zur Umsiedlung von Mühlrose: „Das ist ein Zeichen für eine Zukunft. Ich bin froh, dass die Leag zu ihrem Wort steht.“

Claudia Paufler, die noch in der vergangenen Woche beim Bürgerdialog mit Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) die Umsiedlung ihres Heimatdorfes vehement forderte, ist erleichtert: „Mir fällt ein Stein vom Herzen.“ Endlich habe die „Familie nun Planungssicherheit.“

Bürgermeister Waldemar Locke (CDU) gibt zu, in der Nacht nach der Entscheidung nicht gut geschlafen zu haben. Zwei Herzen schlagen in seiner Brust. Er weiß um das 15-jährige Warten der Dorfbewohner und dass die Familien nun erleichtert sind über die gefallene Entscheidung. Er weiß aber auch um die Älteren, die das Ganze unwahrscheinlich mitnimmt und die gern noch bis zu ihrem Lebensende weitergewartet hätten. „Ich hatte gerade eben so ein Gespräch. Das ist so schwer“, sagt er. Sofort seien Erinnerungen an die Teilortsumsiedlung von Mühlrose wachgeworden, die ab 1966 den Ort um 200 Einwohner dezimiert hatte.

„Eine Menge Arbeit kommt auf uns zu.“ Zuerst muss der Mühlrosevertrag unterzeichnet werden. Der Termin steht: Mitte März. Mit den Unterschriften der Gemeindeoberhäupter und des Leag-Vorstandes könnten ab dem 1. April die ersten Einzelumsiedlungen in Angriff genommen werden. Für den neuen Wohnstandort in Schleife, an den die meisten der 200 Mühlroser umsiedeln wollen, wird bis zum Sommer das Baurecht geschaffen. Im Juli soll das der Gemeinderat  absegnen. Die Erschließung der Grundstücke soll dann im Auftrag des Bergbaubetreibers im Frühjahr starten. „Im Herbst könnte dann mit dem Bau der ersten Häuser angefangen werden.“

Die Ungeduld der Wegzugswilligen ist nach 15 Jahren der Ungewissheit groß. Aufbruchstimmung ist zu spüren. Und die Schleifer heißen die Mühlroser Neubürger nun willkommen, betont der Bürgermeister nach diesem Tag der Entscheidung, der für den Neubeginn steht, aber auch für den nahen Abschied.

Aufbruchstimmung nicht bei allen
Nach der Entscheidung der Leag
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Mühlrose

Abbaggerung von Mühlrose ist für Sachsens Grüne völlig inakzeptabel
Umsiedlung für den Tagebau Nochten
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Dresden/Mühlrose

Mühlrose wird umgesiedelt
Über weiteren Kohleabbau entschieden
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Nochten/Cottbus