(kw) Die Lausitz Energie Bergbau Aktiengesellschaft (Leag) will die 150 Millionen Tonnen Kohle des Teilfeldes Mühlrose des Tagebaus Nochten fördern. Das Dorf Mühlrose mit etwa 200 Bewohnern wird dafür umgesiedelt. Das hat das Unternehmen am Donnerstagabend in einer Einwohnerversammlung im Ort mitgeteilt. Unter dem Applaus der anwesenden Bürger. Heinz Lohr sagt sichtlich erleichtert: „Das ist das Beste, das uns passieren kann. Vor 15 Jahren sollten wir schon umgesiedelt werden, die Leag steht jetzt mit der Zusage dazu.“

Bürgermeister Waldemar Locke (CDU) empfindet eine „große Erleichterung“. Aber, er sagt auch, es komme nun viel Arbeit auf die Dorfgemeinschaft zu. Ältere Bürger wollten das Dorf nicht mehr verlassen, haben Angst vor dem späten Neubeginn. „Das ist nur zu verständlich. Wir müssen diesen älteren Mitbürgern helfen“, betont das Gemeindeoberhaupt.

Die Mehrheit der Mühlroser hat als neuen Wohnort die Nachbargemeinde Schleife gewählt. Die Erschließungsarbeiten für den Wohnstandort sollen im Sommer dieses Jahres planmäßig beginnen. Das hat die Leag am Donnerstagabend auch bestätigt. Die Bedingungen der sozialverträglichen Umsiedlung sind bereits ausgehandelt. Im März soll der Vertrag unterschrieben werden.

„Wir wissen, dass die Mühlroser und die mitbetroffenen Gemeinden Trebendorf und Schleife in den vergangenen Monaten sehr viel Geduld aufgebracht haben. Sie wollen so schnell wie möglich Planungssicherheit“, bestätigt der Leag-Vorstandsvorsitzende Helmar Rendez.

Das bergbautreibende Unternehmen habe angesichts der Ergebnisse der Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung (Kohlekommission) zunächst prioritär mit Blick auf Mühlrose geprüft, wie sich ein vorgezogener Kohleausstieg bis 2038 auf das Revierkonzept auswirken würde. „Der bergbauliche Fortschritt des Tagebaus Nochten zwingt uns unmittelbar zu einer Entscheidung“, so Rendez. „Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass die Kohlereserven im Teilfeld Mühlrose auch bei einem Kohleausstieg Ende 2038 für die bedarfsgerechte Versorgung des Kraftwerks Boxberg benötigt werden. Die Gewinnung dieser Vorräte liegt im Rahmen unseres Revierkonzeptes“, so Rendez.

Der sächsische MInisterpräsident Michael Kretschmer (CDU) zeigt sich am Abend erleichtert. „Die Entscheidung zu Mühlrose durch die Leag ist eine ganz wichtige Zukunftsentscheidung. Viele Menschen bekommen eine neue Heimat, ein neues Zuhause. Seit 15 Jahren warten die Menschen darauf, dass diese Umsiedlung beginnen kann. Das ist eine Entscheidung für die Menschen in dieser Region. Und es ist eine Entscheidung für Investitionssicherheit.“ Das Unternehmen Leag rechne bis zum Jahr 2038. „Das ist wichtig auch für uns, denn wir brauchen Zeit für den Strukturwandel. Mir geht es darum, dass jetzt zügig dieser Prozess beginnen kann und dass sich alle auch demokratisch daran halten. Dies ist eine Entscheidung der Menschen vor Ort, die sie sich gewünscht haben und ich erwarte, dass auch alle von außen diese Entscheidung respektieren“, so Kretschmer weiter.

Auch Wirtschaftsminister Martin Dulig begrüßt die Entscheidung am Abend: „Damit ist eine jahrelange Unsicherheit und Zitterpartie für die Anwohner beendet. Nun haben die Einwohner und Unternehmen von Mühlrose endlich die Sicherheit, welche sie seit Jahren eingefordert haben. Sie warteten schon lange auf die angekündigten Entschädigungszahlungen, damit sie sich eine neue Existenz aufbauen können.“ Viele Anwohner und Unternehmer hatten in den vergangenen Jahren notwendige Erhaltungsmaßnahmen an ihren Gebäuden und Investitionen in Anlagen unterlassen, da sie auf die vereinbarte Umsiedlung setzten.

Der Umsiedlungsprozess soll ab April mit der Unterzeichnung der Entschädigungsverträge beginnen.

Die weiteren Auswirkungen der Kommissionsempfehlungen und ihrer möglichen politischen Umsetzung in der Lausitz prüft die Leag derzeit noch. Sie setzt dabei auch auf die von der Kommission empfohlenen Gespräche, in denen Einvernehmen zwischen den Energieunternehmen und der Bundesregierung erzielt werden soll, teilt ein Unternehmenssprecher mit.

Dr. Helmar Rendez verbindet das Bekenntnis der Leag zu Mühlrose erneut mit einem Appell an die Bundesregierung, die Empfehlungen der Kommission eingehend sachlich und verantwortungsvoll zu prüfen und möglichst bald klare Rahmenbedingungen zu schaffen. „Wir gehen davon aus und erwarten, dassjetzt ein verbindliches und praktisch umsetzbares Maßnahmenpaket geschnürt wird, dass sich am energiewirtschaftlich möglichen und volkswirtschaftlich vertretbaren orientiert und den Regionen eine Perspektive gibt.“, betont der Vorstandsvorsitzende.