Als vor wenigen Tagen in Bad Muskau über das neue Parkhaus und die Verkehrslage zu Spitzenzeiten debattiert worden ist, war der Coronavirus gefühlt noch weit weg. Doch nun hat er das öffentliche Leben im Griff und sorgt für reichlich Verkehr in der Parkstadt.
Ist der Samstagmorgen noch gefühlt ruhig, steigt mit der Sonne der Verkehrsstrom stetig an. Gegen 11.30 Uhr herrscht auf der Neißebrücke – dahinter beginnt sofort der Polenmarkt oder der „Bazar Manhattan“ wie er in Polen heißt – nur noch stop-and-go. Das bedeutet auch, dass sich der Verkehr bis in die Innenstadt zurückstaut. So ist es auch. Die wenigsten nutzen die Parkplätze in Bad Muskau, sondern wollen mit ihrem Auto über die Grenze. Der Diesel steht bei 1,04 Euro. Einen weiteren Ansturm erleben die vielen Zigarettenhändler. Stangenweise werden die Tabakwaren eingekauft. Schließlich muss es ein paar Tage reichen.
Der halbe „Bezirk Cottbus“ ist zu Gast in der Pücklerstadt. Neben viel GR und WSW sind Kennzeichen von Luckau über Finsterwalde, Senftenberg bis Cottbus zu sehen. Und auch mehrere Busunternehmen haben Einkaufstouristen an Bord. Diese steuern zu Fuß über die Brücke.
Auch die drei Supermärkte, die sich auf polnischer Seite befinden, können sich über den Mangel an Kundschaft nicht beklagen. Neben den polnischen Kunden, schlagen die deutschen Käufer reichlich zu. Im Markt Biedronka kommen die Verkäufer nicht mehr zum Auspacken aus den Pappkartons, so schnell geht die Ware weg.
Wegen der Coronavirus-Krise schließt Polen seine Grenzen. Dies gelte für alle Ausländer, hat Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki in Warschau mitgeteilt. Damit solle einer weiteren Ausbreitung von Covid-19 entgegengewirkt werden. Die Maßnahmen gelten nach Angaben der Regierung zunächst für zehn Tage, könne aber um weitere 20 Tage verlängert werden.
Das hat auch Auswirkungen auf den Zugverkehr: Ab 0 Uhr beginnen und enden alle Züge der Verbindung Dresden-Görlitz-Zgorzelec ab Sonntag in Görlitz. Das teilt Jörg Puchmüller, Pressesprecher der Länderbahn GmbH mit.
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Brandenburg und Polen in Verhandlungen
Die geplante Schließung der Grenzen zu Polen für Ausländer wegen der Corona-Krise hat nach Angaben der Brandenburger Polizei bereits jetzt Auswirkungen auf deutscher Seite. Sowohl auf den beiden Autobahnen 12 und 15 als auch auf den Umgehungsstraßen komme es zu Staus, sagte eine Polizeisprecherin am Samstagnachmittag. Noch sei die Lage allerdings nicht „so gravierend“. Die Staus zögen sich nicht kilometerweit. „Morgen wird es schlimmer“, sagte die Sprecherin.
Die Brandenburger Landesregierung steht nach eigenen Angaben in Verhandlungen mit Polen, um für weitere Personengruppen Ausnahmen von der geplanten Grenzschließung wegen des Coronavirus zu erreichen. „Da sind wir in enger Abstimmung mit unseren polnischen Nachbarn, dass sich die Ausnahmeregelung nicht nur auf medizinisches und Pflegepersonal bezieht, sondern auf alle im Grenzraum arbeitenden Polen und Deutschen, dass sie entsprechend ein- und ausreisen können“, sagte Europaministerin Katrin Lange (SPD) in Potsdam. „Ausnahmen sind zugesagt.“