Seit dem 4. Mai 2020 gilt die neue Allgemeinverfügung des Freistaat Sachsen, mit der weitere Lockerungen beschlossen wurden. Im Weißwasseraner Rathaus wird deshalb intensiv beraten. Immerhin, so berichtet Wulf Stibenz, wolle man „alle Handhabungen umsetzen, jedoch zeitlich versetzt über die aktuelle Woche hinweg, um die Menschen, Vereine, Institutionen und Einrichtungen auf dem Weg mitzunehmen und gut zu informieren.“

Vor allem Familien haben im Altkreis Weißwasser zu kämpfen

Seit der Schließung von Kitas und Schulen haben vor allem Familien ein schweres Los gezogen. Zwischen Job und Kinderbetreuung, Haushalt und Einkauf bleibt auch im Altkreis Weißwasser vieles an den Eltern hängen. Zwar hatte der Freistaat bereits die Liste der Berufe, die „systemrelevant“ sind, erweitert, allerdings bleiben noch immer viele Kinder zu Hause.
„Die Notbetreuung geht weiter, mit erweiterter Liste der Berufe, welche einen Antrag auf Betreuung stellen können“, erklärt Stibenz. Darüber hinaus, so informiert das Finanzministerium in Dresden, fallen für Eltern, die derzeit keine Betreuungsangebote in Kitas oder Horten nutzen können, bis 24. Mai auch keine Beiträge an. „Nur wer die Notbetreuung für systemrelevante Berufe nutzt, entrichtet dafür auch die entsprechenden Elternbeiträge“, so ein Sprecher.

Für Schulen beginnt in und um Weißwasser eine langsame Normalisierung

Auch für Grundschulen gibt es in Weißwasser und dem Umland erst eine langsame Normalisierung. Für die Klasse vier der Grundschulen werde eine Betreuung neben dem Unterricht auch im Hort nur für die Eltern angeboten, „die einen entsprechenden Vertrag mit der Stadt vor der Coronakrise hatten“, erklärt Stibenz. Der Start ist für den 6. Mai vorgesehen.
Die Oberschule beginnt ebenfalls wieder tageweise mit dem Unterricht für die Klassen acht, neun und zehn. Am Landau Gymnasium in Weißwasser sind die elften ebenfalls wieder zum Unterricht geladen. Die Abiturprüfungen für die Klasse zwölf sind bereits angelaufen.

Spielplätze dürfen in Weißwasser ab dem 7. Mai genutzt werden

Damit sich die Eltern, deren Kinder nicht in die Kita oder Schule können, auch einmal außerhalb aufhalten können, will Weißwasser die Spielplätze ab dem 7. Mai wieder öffnen. „Wir müssen der Infektionsschutzbehörde ein Hygienekonzept für Spielplätze vorlegen, um diese zu öffnen“, so Stibenz. Weil es harte Vorschriften gebe, so bestätigt auch Weißwassers Oberbürgermeister Torsten Pötzsch (Klartext), sei man erst am Donnerstag so weit.
Klar bleibt aber trotz Desinfektion der Spielgeräte: „Die Eltern sind für den Schutz ihrer Kinder verantwortlich, weshalb Kinder unter zwölf Jahren nur mit einer volljährigen Begleitperson den Spielplatz nutzen dürfen“, so Torsten Pötzsch. Man wolle deshalb entsprechende Hinweisschilder aufstellen.

Bibliothek und Museum in Weißwasser öffnen wieder

Ab dem 5. Mai sollen in Weißwasser auch wieder Bibliotheksleistungen angeboten werden. Allerdings sei noch nicht genau klar, in welchem Umfang. „Fest steht, dass der Eingang auf der Rückseite, der Ausgang auf der Vorderseite sein wird“, sagt Wulf Stibenz. Zudem müssten ausgeliehene Medien zur Vermeidung einer Ansteckung fünf Tage liegen, bevor sie wieder in den Bestand eingepflegt werden.
Ab dem 6., spätestens aber dem 7. Mai soll auch das Glasmuseum wieder für Besucher geöffnet werden. Jedoch sei der Besuch des Museums nur über Voranmeldung möglich, um eine Einlasskontrolle, die Erläuterung der Museumsstücke und die Kontrolle der Hygienevorschriften zu ermöglichen.
Seit dem 4. Mai hat der Tierpark in Weißwasser wieder geöffnet. „Bitte nutzen Sie dies intensiv bei allen Hygieneauflagen“, fordert Torsten Pötzsch auf.

Kosmetikerinnen und Friseure in Weißwasser atmen auf

Aufatmen gibt es bei Kosmetikerinnen und Friseuren. Simone Vogt und ihre Kollegin an der Humboldtstraße in Weißwasser können am ersten Tag nach der Zwangspause den Andrang kaum bewältigen. Es dürfen immer nur zwei Kunden den Laden betreten. Seit 23. März musste der Friseur schließen. „Wir sind optimistisch, unsere Bücher sind voll“, sagt die Inhaberin.
Noch vor einigen Tagen musste die Friseurin bangen: „Die Bank will den Kredit für unser Haus finanziert sehen und meine Kollegin ist alleinerziehend mit zwei Kindern. Sie ist auf ihren Lohn angewiesen“, sagt Simone Vogt. Sie wollen nun länger arbeiten, um Frisuren wieder herzustellen und auch Geld zu verdienen.

Die Stadt Weißwasser unterstützt lokale Händler

Nicht nur Stadträtin Karina Ott (Für unser Weißwasser) ruft alle Einwohner der Stadt dazu auf, bei Händlern vor Ort einzukaufen, „damit sie nicht schließen müssen und gut über die besondere Zeit kommen“. Die Stadtverwaltung plant unterdessen als Initialzündung für die lokale Wirtschaft bei 60 inhabergeführten Läden und Geschäften sowie rund 30 Gaststätten Gutscheine im Wert von je 100 Euro zu kaufen.
„Die Gutscheine könnten dann an Vereine der Stadt weitergegeben werden, um die lokale Wirtschaft zu unterstützen“, stellt Wulf Stibenz eine Idee vor. Denn bei vielen Firmen und Händlern liegen die Nerven blank.
Erst am 2. Mai hatte es eine stille Demo rund um den Marktplatz gegeben. „Da es keine Durchsagen und Reden gegeben hat, legen die Plakate nahe, dass die Protestierenden sich gegen die Einschränkungen ihres Lebens durch die Erlasse, Verfügungen und Richtlinien der Infektionsschutzbehörden gewandt haben“, mutmaßt Wulf Stibenz.

Die Coronakrise kostet Weißwasser Geld

Die Kosten der Corona-Krise steigen stetig an, heißt es aus dem Rathaus. Obwohl die Stadt noch keinen bestätigten Haushalt hat, „müssen wir die deutlichen Mehraufwendungen durch die Coronakrise finanziell erst einmal tragen“, sagt der Oberbürgermeister. Man dokumentiere deshalb akribisch alle Mehraufwendungen von Beschaffung bis Personal, um eine klare Zuordnung von normaler Verwaltungstätigkeit und Kosten aufgrund von Coronakrise-Maßnahmen vorlegen zu können.
Bislang haben Freistaat und Bund signalisiert, dass sie diese Mehrkosten von der Kitagebühr bis hin zum Personalaufwand übernehmen. „Was aus den entgangenen Gewerbesteuern wird, muss noch geklärt werden“, sagt Torsten Pötzsch.