Von Anja Guhlan

Auf die Tonne, fertig, los: Als der Startschuss fällt, rennen zwei Schieber mit ihren anthrazitfarbenden Renngefährten den Radweg in Sellessen nahe der Feuerwehr hinauf. Sie schieben die 120-Liter-Tonnen sowohl auf der Innen- als auch auf der Außenbahn in einem rasanten Tempo nach oben. Dann der Wechsel: Die Tonne wird an die Fahrer übergeben, die  sich bäuchlings auf die umgekippte Tonne werfen und mittels Inlineskatern an den Füßen die 100 Meter lange Strecke wieder bergab hinunter sausen. Wer auf der Strecke mit einem Gefälle von rund fünf Prozent der Schnellste ist, gewinnt.

Genau 16 Mülltonnen-Teams haben sich angemeldet. Darunter sind Teilnehmer aus Sellessen, Groß Luja, Weskow, Haidemühl und Neuhausen.

Mülltonnen mit Bremsvorrichtung

„Die Mülltonnen sind nicht präpariert: Nur die Deckel sind angeschraubt und  Bremsvorrichtungen wurden an den Tonnen angebracht“, berichtet Hellmuth Henneberg, einer der Mitorganisatoren.  In den zwei Vorläufen des ersten Mülltonnenrennens zeigen sich schon erste Bestzeiten. 35 Sekunden brauchen die Schnellsten für die Auf- und Abfahrt. In den Finalläufen wird schließlich über die tatsächliche Platzierung entschieden.

Am Ende landen die „Giftigen Gartenzwerge“ aus Sellessen mit einer  Zeit von 35,13 Sekunden auf dem Siegertreppchen und holen sich die „Goldene Tonne“. Die beiden Freunde Mendy Kunze (32) und Frank Hering (35) freuen sich tierisch über den Sieg. „Der Start hatte super geklappt, auch der Wechsel war reibungslos verlaufen und am Ende hatte ich solch einen Speed drauf, das hat alles zum Sieg geführt“, zieht Mendy ihr Fazit. Auf dem Siegertreppchen gab es dann auch gleich eine Sektdusche.

Hauptarbeit liegt beim Schieber der Tonne

Auf dem zweiten Platz landete das „Duale Systeam“ aus Neuhausen. Die Brüder Anton (20) und Felix Filip (28) galten in den Vorläufen noch als Favoriten.  Ihre Zeiten in den Vorläufen waren nie schlechter als 36 Sekunden.  In ihrem Finallauf schafften sie jedoch nur 37,2 Sekunden. Die „Silberne Tonne“ war ihr Endergebnis. „Trainiert haben wir vorher nicht wirklich viel.  Daher haben wir auch so eine hohe Platzierung nicht erwartet. Freuen tun wir uns aber trotzdem“, meint Felix Filip. Die Hauptarbeit liegt nach den Erfahrungen der beiden Teilnehmer beim Schieber, der das 120-Liter-Gefährt schnellstmöglich nach oben schieben muss. „Das ist gar nicht mal so einfach. Aber Anton hat das stets besser als ich hinbekommen“, gibt Felix Filip zu.

Auf dem dritten Platz landete das Team „Schwanke“ mit Marissa Schiffer und Ricardo Wanke. Sie ergatterten die „Bronzene Tonne“. Auf dem undankbaren vierten Platz landete die „Sellessener Sturmspitze“. Eric Bruck  und Vincent Stühm (beide 16) waren auch die ersten angemeldeten Teilnehmer für dieses Rennen. „Als wir von dem verrückten Rennen erfuhren, waren wir sofort Feuer und Flamme. Gaudi und Sport sind eine gute Kombination, da mussten wir einfach mitmachen“, erzählen die beiden, die beim SV Grün-Weiß Sellessen auch Fußball spielen und im ortsansässigen Jugendclub aktiv sind.

200 Zuschauer an der Rennstrecke

Zu den jüngsten Teilnehmern zählte Tillmann Rätze aus Haidemühl mit seinen erst 14 Jahren. Er erreichte mit seinem Vater als Team „70. Republikgeburtstag“ nur den 13. Platz.  Noch weiter hinten landete das rein weibliche Team „Heideschnucken“ mit Yvonne Mahling (45) und Sandy Wagner (45). „Wir waren mit Abstand bestimmt die ältesten Teilnehmer und zudem weiblich. Wir sind trotz der  vorletzten Platzierung mächtig stolz auf uns, dieses skurrile Rennen mitgemacht zu haben“, so Yvonne Mahling.

Auch die rund 200 Zuschauer an der Rennstrecke zeigten sich begeistert. „Es ist eine tolle Veranstaltung. Davon sollte es mehr in der Region geben“, meint Manfred Templin, der extra aus Cotttbus angereist ist. „Ich fand es recht lustig. Es ist eine Aufwertung des Ortes. Und mal was anderes als Dorffeste. Auch die Kostüme  und die kreativen Namen der Teilnehmer sind ein Hingucker gewesen“, meint Katharina Pantel-Krüger aus Sellessen.  Das schrägste Kostüm des Rennens  trug das Team „Abfahrtskommando“. Im Assi-Style der 1990er-Jahre trugen die beiden  Teilnehmer Julian Wusk und Leonard Mahling alte und kunterbunte Trainingsanzüge, zerzauste Perücken und Sonnenbrillen. Sie wurden mit dem Preis der besten Kostümierung ausgezeichnet.

Termin für nächstes Rennen noch offen

Am Ende zieht auch der 20-köpfige Freundeskreis aus Sellessen, der das Mülltonnenrennen zum ersten Mal initiiert und organisiert hatte, ein positives Fazit: „Sowohl Teilnehmer als auch Zuschauer zeigen sich gleichermaßen begeistert. Solche Rennen sind bisher äußerst selten, aber ich denke, dass wir eine nächste Auflage starten werden. Ob es gleich im nächsten Jahr sein wird oder in welchem Rhythmus wir die Veranstaltung in Zukunft durchführen, muss intern noch besprochen werden“, erklärt Hellmuth Henneberg. Eins steht fest: Das erste Mülltonnenrennen hat die Region erobert, und vielleicht dient es  als Ansporn für weitere Teilnehmer.

Erstes Mülltonnenrennen in Sellesen

Bildergalerie Erstes Mülltonnenrennen in Sellesen