Von Andrea Budich
Bei ihm geht es täglich um die Wurst. Und wie! Montags wird geschlachtet, freitags und samstags verkauft, was in die Wurst- und Fleischtheke passt. Der kleine Hofladen, der zum Landwirtschaftsbetrieb Domin gehört, öffnet um 14 Uhr. Die Leute trudeln aber schon zwei Stunden vorher ein, um sich anzustellen. Nach Schnitzel, Eisbein, Rouladen, Schinken, frischer Grützwurst, Hackepeter und anderen hausschlachtenen Lausitzer Spezialitäten. Domins Wurst ist noch ehrliche Handwerksarbeit mit unverfälschtem Geschmack, von Fleischermeister Arnt Hüttner produziert wie zu alten Zeiten. Viel Handarbeit und Liebe zum Produkt also, aber wenig Maschinelles.
Das wissen die Leute zu schätzen, die freitags den Hofladen bis aus Cottbus und Dresden stürmen. Wie Heimat auf dem Teller schmeckt, damit will der junge Chef Thomas Domin heute und morgen auch die Gäste der Grünen Woche in Berlin überzeugen.
Mehr Regionalität geht nicht, bringt es der Familienvater aus dem Senftenberger Ortsteil auf den Punkt. Auf seinem Hof schließt sich der Kreis. Vom Futter bis zum pfannenfertigen Schnitzel wird alles selbst erzeugt. Die Ferkel kommen aus dem Nachbarbetrieb in Jannowitz mit 25 bis 30 Kilogramm auf den Hof. Acht Monate lang werden sie dann bei Domins gehegt, gepflegt und gemästet. Das Futter stammt von den Schlägen des Landwirtschaftsbetriebes. Thomas Domin liefert es zum Futtermittelwerk nach Gröden. Als Schweinemast-Pellets kommt es wieder zurück auf den Peickwitzer Hof.
Von industrieller Massentierhaltung ist der Stall des Familienbetriebes meilenweit entfernt. In Peickwitz liegen die 40 Schweine brav grunzend auf dem Stroh. In ihren Buchten können sie sich austoben und haben wesentlich mehr Platz als in Großställen.
Wenn es nach der Nachfrage geht, könnte Thomas Domin seine Schweinemast vergrößern, damit er in der Woche fünf oder noch mehr Schweine schlachten kann. Dann wird die Qualität aber nicht unbedingt besser, sagt er. Stattdessen sind Tierschutz und nachhaltige Landwirtschaft für ihn wichtig.
Die Idee von einem Hofladen zur Direktvermarktung der eigenen Produkte ist inzwischen fast 20 Jahre alt. Damals hat Thomas Domin mit seinem Vater Frank kurzerhand das alte Düngelager der einstigen LPG zum Hofladen umgebaut. Über die Jahre ist der Hofladen zu einem wichtigen Standbein des Landwirtschaftsbetriebes geworden. Seine 40 Schweine und Bullenkälbchen müsste der Landwirt normalerweise zu Weltmarktpreisen verkaufen. Für einen Kleinerzeuger würde da so gut wie nichts hängen bleiben, erklärt Domin die hofeigene Strategie zur Direktvermarktung. Mit der eigenen Fleischtheke gelingt es ihm, seine Produkte zu fairen Preisen loszuwerden. Wie wertvoll das zusätzliche Standbein für den Landwirtschaftsbetrieb ist, hat sich im Dürresommer 2018 gezeigt. Die Ernteeinbußen von bis zu 50 Prozent bei Getreide und Mais konnten Domins mit den Einnahmen aus der hofeigenen Biogasanlage und eben auch aus dem Hofladen zumindest erträglich machen.
Regionalität schmeckt den Verbrauchern. Darauf fußt das Peickwitzer Erfolgsrezept. Dass Wurst, wie man sie nur beim Bauern bekommt, anders schmeckt, steht für Thomas Domin fest. Dem Geschmackstest auf der Grünen Woche sieht er gelassen entgegen: mit 35 Kilogramm Knackern und Pfefferbeißern. Punkten will er auch mit seinen drei Kisten voller Gläser gefüllt mit Hausmacher Leberwurst, Blutwurst und Hackepeter - alles made in Peickwitz.