Wiedersehensfreude, Abschieds-Tränen auf dem Flur, Abklammerungsängste, morgendlicher Eltern-Stau, Parkplatznot und Erzieherinnen am Limit: Die 86 Kitas im Landkreis Oberspreewald-Lausitz und die 25 Tagesmuttis sind am Montagmorgen in ihr altes Kindergarten-Leben zurückgekehrt.
Der Neustart im Corona-Ausnahmezustand ist weitestgehend reibungslos verlaufen. Frust und Freude halten sich trotz aller Euphorie die Waage. Denn vom Normalbetrieb kann aufgrund vieler Einschränkungen und Auflagen keine Rede sein. Die lange Abwesenheit der Kinder hat Spuren hinterlassen. Die Rückkehr nach zwölf Wochen Zwangspause ist kein Durchmarsch. Der Kalt-Start hinterlässt Spuren bei Eltern und Erzieherinnen.
Ein volles Haus meldet Kita-Leiterin Rena-Helen Fiedler in Hosena am Montagmorgen um 9 Uhr. Von den 73 „Bienenschwarm“-Kindern stehen 66 wieder auf der Matte. Für Eltern und Erzieher ist damit der Alltag, die Normalität wieder zurück. Und doch ist alles anders.
Kita-Eingewöhnung nach langer Corona-Zwangspause
„Türen auf und wir machen dort weiter, wo wir vor einem Vierteljahr aufgehört haben - so einfach funktioniert das nicht. Auch wenn sich Politiker das vielleicht so vorstellen“, sagt Daniela Friedrich. Die Krippenerzieherin ist seit knapp 30 Jahren im Dienst und weiß, wovon sie spricht. Bei den ganz Kleinen müssen einige Kinder nach so langer Abwesenheit erst wieder stundenweise eingewöhnt werden. Auch bei der zweijährigen Cassiopeia muss Krippenerzieherin Franziska Feller noch die Tränen trocknen.
Der Neustart nach langer Corona-Pause ist in den Kindergärten des Landkreises auch ein Start, der mit heißer Nadel gestrickt werden musste. Denn lange Zeit zur Vorbereitung hatten die Erzieherinnen nicht. „Erst am Donnerstag hat detailliert festgestanden, welche Reglungen für den Kita-Betrieb gelten und welche Hygieneauflagen zu beachten sind“, bestätigt Hosenas Kita-Chefin. Eltern, die am Telefon wissen wollten, wie es losgeht, musste Rena-Helen Fiedler deshalb bis zuletzt vertrösten, weil sie die Regularien selbst nicht kannte.
Kita-Gruppen jetzt streng geschlossen
Dass der Neustart trotz aller Widrigkeiten geschmeidig über die Kita-Bühne geht, ist dem großen Engagement der Erzieherinnen zu verdanken. Sie desinfizieren jetzt nach Plan zusätzlich zur pädagogischen Arbeit Türklinken, Spielzeug, Tischoberflächen, Waschbecken und Toiletten. Im „Bienenschwarm“ in Hosena gibt es anstelle der bunten Handtücher für jedes Kind jetzt Papier-Zupf-Handtücher aus dem Spender. Während sich früher die Kinder in offenen Spielgruppen verabreden konnten, sind die Gruppen jetzt streng geschlossen. „Infektionswege können wir so besser nachverfolgen“, erklärt die Kita-Leiterin.
Dass die Kita-Welt jetzt eine andere ist, macht auch das morgendliche Begrüßungs-Ritual deutlich. Anstelle von Umarmungen, Handschlag oder Küsschen werden nun die Ellenbogen sachte aneinander gestoßen. „Eine Gruppe gibt sich zur Begrüßung den Fuß“, erklärt Erzieherin Doreen Drayling, dass sich die Kita-Etikette gründlich geändert hat.
Gefühl der Normalität kehrt in Kitas wieder zurück
Trotz der Einschränkungen mit ausgefallener Abschlussfahrt in den Saurierpark nach Kleinwelka überwiegt die Freude. Denn mit jedem Kind, das nach zwölf Wochen wieder erstmals seine Jacke an den Garderoben-Haken baumelt, kommt bei den zehn Erzieherinnen in Hosena das Gefühl der Normalität langsam wieder zurück. So ist am Montag im „Bienenschwarm“ in Hosena wieder erstmals die große Eingangspforte für die Eltern geöffnet. Während der Notbetreuung haben die Eltern die Kinder an den kleinen Außentüren der jeweiligen Gruppenräume abgegeben.
Wie groß die Sehnsucht der Kinder nach ihren Spielkameraden und Erzieherinnen war, konnte Hosenas Kita-Leiterin immer dann ahnen, wenn Kinder während des Notbetriebs am Zaun standen und winkten. „Wir haben versucht, trotz des Corona-Verbots in Kontakt zu bleiben und den Faden nicht reißen zu lassen“, sagt sie. So gab es im Spielwald einen geheimen Kita-Briefkasten, in dem immer etwas zum Naschen und Basteln lag. Geburtstagsgeschenke wurden in der Not einfach über den Kita-Zaun gereicht.
Eltern an der Schmerzgrenze
Mit ihrer Mutter am Zaun gestanden hat auch ab und an die dreijährigen Anastasia aus Hosena. Trotz der langen Zwangspause hat sie bei der Rückkehr am Montag keine Berührungsängste. Mit ihren blonden Flechtzöpfen und blauem Knuddel-Teddy freut sie sich am meisten auf Spielfreundin Joleen aus Hohenbocka. Mit der Kita-Öffnung für alle kann jetzt auch Anastasias Mutter Elisabeth Noack wieder neu durchstarten. Die Zweifach-Mama hat durch Corona ihren Arbeitsplatz in der Gastronomie verloren und kann dank der gesicherten Kitabetreuung jetzt wieder auf Jobsuche gehen.
Kitas in Senftenberg fast alle voll ausgelastet
Die Kita „Bienenschwarm“ im Ortsteil Hosena gehört zu den insgesamt 16 Kitas und Horte in der Stadt Senftenberg. Die Kindertagesstätte „Bienenschwarm“ befindet sich in städtischer Trägerschaft. Während der Notbetreuung wurden im „Bienenschwarm“ 27 Kinder betreut, in der erweiterten Notbetreuung 37 Kinder. Der Neustart am Montag wurde mit 66 Kindern vollzogen.
Für knapp 2500 Kinder im Alter zwischen 0 und 12 Jahren stehen in Senftenberg 1697 Plätze in Kindertagesstätten zur Verfügung.
Die durchschnittliche Betreuungsquote in der Krippe liegt in Senftenberg bei 61 Prozent, im Kindergarten bei 94 Prozent und im Hort bei 64 Prozent (Stand Dezember 2018)