Von Andrea Budich
Der Krankenstand zwischen Ortrand und Lübbenau ist 2018 deutlich gesunken. Zu diesem Ergebnis kommt der jetzt veröffentlichte Gesundheitsreport der DAK-Gesundheit.
Erstmals seit Jahren liegt damit die Zahl der krankheitsbedingten Fehltage im Landkreis Oberspreewald-Lausitz unter dem Landesschnitt in Brandenburg. Mit 5,2 Prozent gehört der Landkreis OSL beim Krankenstand zu den Schlusslichtern im Land. Gesünder leben nur noch die Potsdamer. Im Barnim, in Märkisch-Oderland und der Uckermark werden deutlich mehr Krankenscheine unterschrieben, stellt Annett Koßmann fest. Sie führt in den Kreisen Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz seit zehn Jahren die Geschäfte für die rund 22 000 DAK-Versicherten. Den ersten Gesundheitsbericht, der auf statistischen Erhebungen und Befragungen der Versicherten basiert, gab es von der Deutschen Angestellten Versicherung (DAK) 1997 und seit dem Jahr 2000 regelmäßig.
Häufigste Ursache für Fehltage im OSL-Kreis ist das Muskel-Skelett-System. Das Kreuz mit dem Kreuz bleibt den Lausitzern trotz des niedrigen Krankenstandes erhalten, sagt Annett Koßmann mit Blick auf die aktuelle Erhebung. Wegen Rücken, Bandscheibe, Knie & Co schreiben die Mediziner nach wie vor die meisten Krankenscheine aus. Dies ist seit vielen Jahren unveränderlich. Zugenommen haben im Vergleich zum Vorjahr Krankschreibungen wegen Erkältungen, Bronchitis und Mandelentzündungen. Die Häufigkeit der psychischen Erkrankungen hat im Vergleich zu 2017 spürbar abgenommen. Der Landesschnitt Brandenburg liegt deutlich höher.
Die meisten Krankenscheine wurden OSL-weit von Mitarbeitern aus Verkehrsbetrieben, von Kurierdiensten und der Lagerei eingereicht. Etwas abgeschlagen folgen die Beschäftigten aus öffentlichen Verwaltungen und aus dem Gesundheitswesen.
Frauen sind dabei allgemein weitaus häufiger krank als Männer. Das gleicht sich erst im Rentenalter an, verweist die DAK-Leiterin auf ein Ergebnis der Untersuchungen.
Schwerpunkt-Thema des aktuellen Gesundheitsreports ist die Sucht. Erwerbstätige in Brandenburg mit Hinweisen auf eine mögliche Suchtproblematik haben einen fast doppelt so hohen Krankenstand wie Kollegen ohne Hinweise. Den meisten Betroffenen fällt es sehr schwer, sich ihre Sucht selbst einzugestehen, weiß Annett Koßmann aus Erfahrung. Die Statistik belegt, dass Arbeitnehmer mit einer Sucht öfter krankheitsbedingt am Arbeitsplatz fehlen.
Alkohol spielt beim Arbeitsunfähigkeitsgeschehen die größte Rolle. 73 Prozent der Sucht-Krankschreibungen gehen im Land Brandenburg auf die Kappe von Alkohol. Gefährlich wird Alkohol, wenn er getrunken wird, um schlechte Stimmung zu vertreiben, Kummer zu ertränken, Einsamkeit erträglich zu machen, Stress abzubauen oder einschlafen zu können, erklärt die Gesundheitsexpertin. Dann nämlich setzt schnell eine Abwärtsspirale ein: Die Betroffenen können die Anforderungen des Alltags nicht mehr ohne Alkohol bewältigen.
Auffällig für die Lausitzer DAK-Chefin ist, dass die Suchtabhängigen den Krankenstand bei verschiedensten Diagnosen nach oben schrauben. Junge Erwerbstätige im Alter von 18 bis 29 Jahren greifen brandenburgweit zudem öfter zur Flasche als zur Zigarette. Auch bei der Computerspiele-Sucht sind junge Beschäftigte eher betroffen.
Ein Phänomen des Sommers 2019 indes war für die DAK-Chefin, dass die erste Infektwelle mit grippeähnlichen Symptomen schon Mitte August durch die Landkreise Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz gerollt ist. So früh ist das eher selten, so Annett Koßmann. Zahlreiche kurze Krankschreibungen über ein bis drei Tage gingen bei der Krankenkasse in Finsterwalde und Senftenberg in dieser Zeit ein.