Von Catrin Würz

Ein einsamer Spaziergang am Seeufer bei klarer Winterluft, ein prasselndes Kaminfeuer, vor dem Feriengäste mit einem guten Buch auf der Couch liegen, tagsüber ein Skikurs in der Snowtropolis-Halle, das Verwöhnprogramm in einer Sauna-Landschaft oder vielleicht ein Besuch in einem guten Museum? Was sich hier wie eine Oase der Entspannung auftut, ist das Programm, mit dem der Tourismusverband Lausitzer Seenland neuerdings zum winterlichen Kurzurlaub in die Region einlädt. Im Ferienjournal von 2018 wurde der Winterzeit im Lausitzer Seenland zum ersten Mal eine Doppelseite mit Tipps für „Genusstage an stillen Seen“ gewidmet – samt Fotos von verschneiten Ufern und bi­zarren Winterlandschaften an der Tagebaukante. Verbandsgeschäftsführerin Kathrin Winkler ist fest davon überzeugt. „Wir haben auch in den strengen Wintermonaten so einiges zu bieten. Vor allem Ruhe und Entspannung, jenseits aller Hektik. Wer zu den Jahreswechseltagen an der Ostsee war und dort das Gegenteil erlebt, weiß, was wir meinen“, sagt die Verbandschefin selbstbewusst. Für den Feriengast gäbe es auch außerhalb der Radel-, Schifffahrts- und Badesaison so einiges zu erleben. Wellness-Angebote, Tagebautouren in Welzow, Schokolade selbst herstellen in der Confiserie Felicitas in Hornow oder Schloss- und Festungsbesuche in Hoyerswerda und Senftenberg wären da zu nennen.

Seit einigen Jahren forscht der Tourismusverband an neuen Konzepten, wie die Saison an der Seenkette im Frühjahr und Herbst verlängert werden kann – und macht auch vor dem richtigen Winter nicht Halt. „Freilich werden wir nie ein großes Winterferiengebiet sein“, weiß auch Kathrin Winkler. „Aber wir wollen zumindest mehr Gäste gewinnen als bisher“, sagt sie.

Trägt die kleine Winter-Werbeoffensive von 2018 nun also schon erste Früchte? Der Familienpark Großkoschen am Senftenberger See kann auch im Januar und Februar gut die Hälfte seiner Ferienhäuser als „winterfest“ vermarkten. Über die Silvestertage waren sie ganz gut gebucht, doch derzeit sei eher Ruhe eingezogen, bestätigt Dana Hüttner vom Zweckverband Lausitzer Seenland Brandenburg. Der Zweckverband baut derzeit eine Indoor-Spiel- und Spaß-Halle im Familienpark neu auf. Auch diese Investition soll letztlich dazu beitragen, Gäste außer­halb der Sommersaison an sich zu binden. „Wir werden testen, wie das anläuft“, sagt Dana Hüttner. Wird das ein Erfolg, wolle der Familienpark 2020 sein Augenmerk stärker auf die Wintermonate richten. „Vielleicht mit Sonderangeboten für die Zeit der Winterferien“, sagt sie.

Das Strandhotel in Senftenberg, das ebenfalls vom Zweckverband betrieben wird,  hat indes im Januar traditionell seine Schließzeit und öffnet erst ab 4. Februar wieder für Gäste. Ab dann ist es jedoch ein Partner der landesweiten Tourismus-Kampagne „Winterliches Brandenburg“. Die Kampagne bietet besondere Preisofferten während der Wintersaison in Drei- und Vier-Sterne-Hotels. „Das bringt auch zusätzliche Gäste“, bestätigt Dana Hüttner.

Annett Leiker ist die Inhaberin der Pension „Radlers Lust“ in Großkoschen. Ihre Ferienwohnungen bieten mit eigenem Holzofen und vor Ort buchbaren Massage-Terminen wesentliche Punkte für das Verwöhnprogramm eines winterlichen Kurzurlaubes. „Dennoch funktioniert das nicht, solange wir in Großkoschen keine abendliche Gastronomie haben“, ärgert sie sich. Die Gäste seien nun mal so gestrickt, dass sie ein Rundum-Wohlfühlpaket wollen. Der Gast könne bei Annett Leiker zwar ein gutes Frühstück bekommen, doch für ein leckeres Abendessen muss er ins Auto steigen und nach Senftenberg, Geierswalde oder Lauta fahren. Weder im Familienpark noch am Koschener Strand habe eine der Gaststätten im Winter geöffnet. „Wenn wir wirklich mehr Gäste außerhalb der Saison am Senftenberger See wollen, muss zuerst daran etwas verändert werden“, legt sie den Finger in die Wunde.

Am benachbarten Geierswalder See macht die Gastronomie dagegen keine oder nur kurze Winterpausen. Der Gasthof „Zur Grubenlampe“ hat das ganze Jahr über geöffnet. Auch der „Leuchtturm“ am Geierswalder See ist fast rund ums Jahr für seine Gäste – und natürlich auch für Gäste der schwimmenden Häuser im Ferienhafen Scado – da. Der „Leuchtturm“ geht ab Ende Januar lediglich für rund zweieinhalb Wochen in einen kurzen „Winterschlaf“, um anstehende Umgestaltungs- und Renovierungsarbeiten durchzuführen, bestätigt Klaus-Dieter Struthoff, der mit Ehefrau Heike die markante Ferienanlage aufgebaut hat. Struthoff sieht im weiter wachsenden Wintertourismus Potenzial „und zudem eine Notwendigkeit, denn wir wollen ja auch die Arbeitsplätze für das ganze Jahr sichern“, sagt er. Die Struthoffs investieren derzeit in eine neue Sauna-Anlage, die den Leuchtturm eben auch im Winter noch attraktiver für Feriengäste machen soll.

Beileibe keine Nebensaison, sondern Hauptsaison ist dagegen derzeit in der Snowtropolis-Skihalle in Senftenberg. „Die Monate von Dezember bis März sind unser Hauptgeschäft“, bestätigt Mitarbeiterin Anja Stoll. Die 22 Ferienhäuser auf dem Gelände sind derzeit zumindest an den Wochenenden gut gebucht von Familien, die in der Skihalle und auf der Eisbahn aktiv sein wollen. „Für die Winterferien ist die Nachfrage sehr gut. Dann erweitern wir auch unsere Öffnungszeiten“, kündigt sie an.

Für Tourismusverbandschefin Kathrin Winkler sind dies alles kleine Bausteine, mit denen man den Weg zu noch mehr Gästezahlen auch im Winter pflastern kann. „Wir wissen: Das muss langsam wachsen. Und wir haben Geduld.“