Von Uwe Hegewald

Zwischen Uckermark und Lausitz tobt die Brandenburgische Frauenwoche (28. Februar – 14. März). Für die RUNDSCHAU Grund genug, um sich in eine der vielen Veranstaltungen zu schleichen. Die Wahl fällt auf die Bunte Bühne Lübbenau, auf das Stück „Beziehungsgeflüster — oder wie optimiere ich meinen Mann?“ und auf den Internationalen Frauentag, der auf einen Freitagabend fällt.

Bereits eine halbe Stunde vor Beginn der Revue des SachsenDreyers sind nahezu alle Plätze im Schauspielhaus besetzt. Frauen mustern Frauen und deren Garderobe und geben den wenigen Männern mit einem Augenaufschlag zu verstehen: „Was hast du hier eigentlich verloren?“

Märkische Frauen verstehen die Welt nicht mehr. Während im umzingelten Berlin der Frauentag zum gesetzlichen Feiertag ausgerufen wurde, wird im Land Brandenburg am 8. März geschuftet. Ungerecht, ist der Männertag (Christi Himmelfahrt) doch seit den 1930er-Jahren in ganz Deutschland ein Feiertag. „Für mich soll`s rote Rosen regnen“ haucht Sylvia Burza den Hildegard Knef-Klassiker von der Bühne und beendet abrupt das (typisch) weibische Schnattern.

Eine eigens aus den Niederlanden eingeflogene Seminarleiterin, die frappierende Ähnlichkeit mit Matthias Greupner aufweist, sorgt für erste Lachsalven.

Um einen gefühlten halben Meter versinken Frauen und Männer in ihren Sitzen, als sich der Entertainer auf Opfersuche begibt. „Lieber Gott, lass ihn bloß an mir vorbeigehen.“

Letztendlich erwischt es Melanie und Uwe, die aufgefordert werden, sich gegenseitig Komplimente zu machen. Während er noch ein zögerliches „sie macht mich sprachlos“ herausstottert, schmachtet sie ihm ein „er ist mein Hengst“ entgegen. Nach ein paar Minuten ist der Spuk vorbei. Für das temporäre Bühnen-Ehepaar gibt’s vom Publikum artigen Applaus.

Der steigert sich von Sketch zu Sketch, die nur so gespickt sind von bissigen Geschichtchen. Freche Lieder und scharfzüngige Texte garnieren die Revue, bei der sich die Ein-Mann-Kapelle Matthias Härtig als souveräne Begleitung erweist. Im Saal bahnt sich feminine Ausgelassenheit ihren Weg. Beim Song „Liebe im Wald“ wird der Refrain textsicher mitgesungen und beim bitterbösen Beitrag zu „Tauben im Park“ mitgeschunkelt.

Zumindest beim Publikum der linken Saalhälfte, in die die niederländische Seminarleiterin noch einen Funken Hoffnung setzt. In der rechten Saalhälfte am Lübbenauer Gleis 3 sei der Zug zum Empfangen nützlicher Hinweise bereits abgefahren. Nicht jedoch die Stimmung. Das eine oder andere Gläschen Sekt oder Wein, das vom Team um Barfräulein Martina Broschinski in der Pause serviert wird, heizt diese zusätzlich ein.

Frau fühlt sich bestätigt, wenn Sylvia Burza mit schonungslosen Wahrheiten ins (Schauspiel-)Haus fällt. Wenn es Männer im Frühjahr in die Gärten zieht, sei das „artgerechte Haltung“, wenn sie auf der Couch lümmeln „Stagnation“ und wenn Mann plötzlich und unerwartet bei seiner Partnerin einzieht, sollten sich diese die Zeit als „freiwilliges, soziales Jahr anrechnen lassen“, so die Kabarettistin.

Die Heiterkeit erreicht ihren Siedepunkt, als Matthias Härtig einen Stargast ankündigt. Volks-Rock‘n‘-Roller Andreas Gabalier tobt über Bühne und Parkett, wobei der Sänger auch dieses Mal verblüffende Ähnlichkeit mit Matthias Greupner aufweist. Ginge es nach vielen Frauen im Saal, könnte die Revue jetzt nahtlos in einen Tanzabend übergehen.

Aber das wäre wohl des Guten zu viel, an dieser denkwürdigen Frauentagsfeier, die zumindest einen bitteren Moment in sich trägt: Melanie und Uwe müssen ihre Bühnenpremiere beim SachsenDreyer ohne Künstlergage beenden. Bleibt abzuwarten, ob sich das bei den weiteren Aufführungen am Dienstag, 12. März und Freitag, 15. März (Beginn: jeweils 19.30 Uhr) wiederholt.