Lübbens Bahnhof hat es ins Rampenlicht der medialen Aufmerksamkeit geschafft. Anlass sind nicht das Kleine Radhaus, wo Pendler einen abgeschlossenen Stellplatz für ihr Fahrrad mieten können oder der seit der Neugestaltung im vergangenen Jahr sehr aufgeräumte und barrierefreie Bahnhofsvorplatz. Anlass ist der immer noch fast leere Pendlerparkplatz auf der Westseite. An einem Dienstag parkte dort genau ein Auto. Und so bieten die verwaisten Stellflächen seit Monaten Anlass für Spot.
Jüngstes Beispiel ist der Instagram-Post des Satiremagazins „Extra3“. Versehen mit dem Hashtag #RealerIrrsinn, ist sofort klar, welche Richtung der Beitrag nehmen wird. Knapp drei Minuten lang wird mit einem leicht ironischen Unterton und passend geschnittenen Antworten befragter Pendlerinnen der vermeintliche Fehler bei der Planung des Parkplatzes ausgewalzt. Exakt das gleiche Video veröffentlichte Extra3 bereits eine Woche früher bei Youtube.
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Fernsehsender amüsiert über den leeren Lübbener Pendlerparkplatz berichtet. Die Aufnahmen, die Extra3 verwendet, sind bereits im Februar erstmals gesendet worden. Im April drehte ein Team des ZDF-Länderspiegel einen eigenen Beitrag zum Thema und überschrieb ihn mit „Pendlerparkplatz ohne Pendler“.
Wild sah die Rückseite des Lübbener Bahnhofs vor der Umgestaltung aus.
Wild sah die Rückseite des Lübbener Bahnhofs vor der Umgestaltung aus.
© Foto: Katrin Kunipatz

Pendlerparkplatz auf der Südseite ist proppevoll

Tatsächlich mutet die Situation für Uneingeweihte verrückt an. Während auf der Ostseite des Bahnhofs Autos in den Wohngebietsstraßen abgestellt werden, weil der Pendlerparkplatz an der Parkstraße schon um 8.30 Uhr proppevoll ist, bleiben die 105 Plätze auf der anderen Seite des Bahnhofs ungenutzt. Grund ist die Bequemlichkeit der Menschen.
Nicht nur Parkflächen auch ein Fußweg ist an der Majoransheide entstanden.
Nicht nur Parkflächen auch ein Fußweg ist an der Majoransheide entstanden.
© Foto: Katrin Kunipatz
Immer wird der 750 Meter lange Umweg über die Bahnschranken beschrieben und zwischendurch dürfen Reisende schimpfen, verärgert ins Mikrofon sprechen, von Planungsfehlern reden und erklären, in welcher Reihenfolge man besser hätte bauen sollen. Aber auch Bürgermeister Jens Richter (CDU) kommt zu Wort. Ruhig erklärt er, warum die Situation ist, wie sie ist. Und er verweist auf die Deutsche Bahn, die den Baustart für 2025 plant. Der Tunnel wäre dann voraussichtlich ab 2026 nutzbar. Ein Fakt, den die Deutsche Bahn bestätigt.

Nur wenig abfällige Kommentare für Lübben

Wozu also all die Aufregung? Diese Frage stellt sich auch der überwiegende Teil der Kommentatoren bei Instagram. Viel Zustimmung erhält fpuntmarc für den Hinweis: „750 Meter sind nicht zumutbar? Das schafft man in unter acht Minuten und kann neben ein bisschen Bewegung frische Luft schnappen.“ Andere Nutzer sehen es ähnlich. izylikesundaymornings schreibt: „Für Menschen mit Mobilitätseinschränkung können 750 Meter ein Problem sein, aber wer die nicht hat, meckert hier echt aufm hohen Niveau.“ Nur wenige nutzen die Chance, um Dampf abzulassen. „Verantwortlichen sofort entlassen und zur Kasse bitten“, notiert terrier_with_lifestyle. Und natürlich fehlt auch der Schildbürger-Vergleich nicht.
Aber nicht nur der öffentlich-rechtliche Rundfunk nutzte die Situation, um Aufmerksamkeit zu erhaschen. Auch Bild der Frau, das RTL-Frühstücksfernsehen und RTL Explosiv waren schon in Lübben, teilt Stadtsprecherin Bettina Möbes mit.

Hoffnung: Mediale Aufmerksamkeit sichert Umsetzung

Bürgermeister Richter verriet, dass im Juli die Produktionsfirma von „Mario Barth deckt auf!“ auf dem Parkplatz drehte. Zum genauen Sendetermin kann Richter in der Stadtverordnetenversammlung Ende Juli noch keine Aussage machen. Die Sendung werde erst im September aufgezeichnet und voraussichtlich im November gesendet, so der Bürgermeister. Der großen medialen Aufmerksamkeit kann er dabei durchaus Positives abgewinnen. Denn auch die Deutsche Bahn registriere das Interesse an dem Projekt. „Ich hoffe, dass wir tatsächlich 2025 und 2026 den Tunnel bauen können“, sagt er.
Die Nachbarstadt Lübbenau jedenfalls hat das Interesse von Mario Barth als Werbeplattform genutzt. Bürgermeister Helmut Wenzel hat mitgespielt und Mario Barth nach dem ersten Dreh und der Ausstrahlung des Beitrags noch einmal nach Lübbenau eingeladen. Geschickt hat Wenzel dabei das Pinguinbad und später den Spreewald als Kulisse gewählt.
Sollte es der Lübbener Parkplatz zur Hauptsendezeit ins Fernsehen schaffen, wäre auch Lübben zusätzliche Aufmerksamkeit gewiss. „Vielleicht sollte man den Kontakt zu Mario Barth nutzen, um andere Projekte wie den Radweg an der B115 öffentlichkeitswirksam darzustellen“, schlägt der Grünen-Stadtverordnete Thomas Fischer vor.

Deshalb kommt der Tunnel in Lübben nach dem Parkplatz:

● Der Lübbener Bahnhof soll barrierefrei und attraktiver für Pendler werden sowie eine neue Toilette erhalten.
● Für dieses Ziel standen Lübben Fördermittel in Höhe von 2,4 Millionen Euro zur Verfügung.
● Mit dem Wissen, dass die Deutsche Bahn für 2025/26 eine Verlängerung des Tunnels bis auf die andere Seite des Bahnhofs plant, begann die Stadt Lübben an der Majoransheide einen neuen Parkplatz zu planen.
● Umgestaltet wurden beide Seiten des Lübbener Bahnhofs in den Jahren 2021 und 2022.
● Die Fläche, wo der Tunnel einmal enden wird, ist nur provisorisch befestigt.
● Dort werden dann weitere Fahrradstellplätze und Kurzzeit-Parkplätze entstehen.
● Im Zusammenhang mit den Bauarbeiten wurde außerdem die Straße Majoransheide erneuert.
● Insgesamt investierte die Stadt rund eine Million Euro im gesamten Projekt.
● Rund 600.000 Euro entfallen auf den Eigenanteil der Fördermittel und rund 450.000 Euro betreffen den Straßenbau und die Entwässerung.