Dieses folgenschwere Unglück können auch gestandene Polizisten und Rettungskräfte wohl nicht so einfach wegstecken: Am vergangenen Mittwochnachmittag werden sie gegen 16.15 Uhr zu einem tragischen Unfallgeschehen gerufen. Am Bahnübergang in Schwarzkollm bei Hoyerswerda ist eine Fußgängerin von einem einzeln fahrenden Triebwagen erfasst und tödlich verletzt worden. Ein sofort hinzugerufener Notarzt konnte dem Opfer nicht mehr helfen, es verstarb noch an der Unfallstelle.
Bei der Toten handelt es sich um ein 14-jähriges Mädchen. Das gibt die Polizei am Donnerstag bekannt, nachdem in einer ersten Mitteilung vom Mittwochabend zunächst noch von einer Frau die Rede war. Wie es dazu kommen konnte, dass sich die Jugendliche auf den Gleisen befand, als sich die Lok dem Bahnübergang näherte, ermittelt nun die Polizei.
„Wir gehen davon aus, dass die Schranken am Bahnübergang geschlossen waren, als sich das Unglück ereignete“, teilt Polizeisprecher Kai Siebenäuger von der Polizeidirektion Görlitz mit. Demzufolge muss das Mädchen unter den geschlossenen Bahnschranken hindurchgegangen sein, bevor sich der Zusammenstoß ereignete. Warum sie das getan hat, dazu gibt es noch keine Erkenntnisse. „Die Ermittlungen der Polizei dauern noch an, es werden noch weitere Zeugen befragt“, bestätigt Polizeisprecher Siebenäuger.
Polizei und weitere Einsatzkräfte sind am Bahnübergang in Schwarzkollm tätig. Dort soll nach ersten Erkenntnissen eine Person von einem Zug erfasst worden sein.
Polizei und weitere Einsatzkräfte sind am Bahnübergang in Schwarzkollm tätig. Dort soll nach ersten Erkenntnissen eine Person von einem Zug erfasst worden sein.
© Foto: Henry Gbureck

Mehrere Wartende werden Augenzeuge des Unglücks in Schwarzkollm

Den Vorfall hatten am Mittwochnachmittag mehrere Augenzeugen beobachten müssen, die sich nahe dem kleinen Haltepunkt in Schwarzkollm aufhielten, beziehungsweise an der Bahnschranke in ihren Fahrzeugen warteten. Mehrere Personen, darunter auch der Dienst tuende Fahrdienstleiter, erlitten einen Schock. Deshalb wurde das Kriseninterventionsteam des Landkreises Bautzen sowie ein Einsatznachsorgeteam der Polizei zu Hilfe gerufen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter der psychosozialen Krisenintervention und Notfallseelsorge unterstützen bei der Bewältigung solcher Ausnahmesituationen. Das Team aus Bautzen wird zirka 70 Mal pro Jahr angefordert.
Die Deutsche Bahn teilt auf Nachfrage der Lausitzer Rundschau mit, dass es über das richtige Verhalten an Bahnübergängen umfangreiche Aufklärungs- und Informationskampagnen gibt, „die auch von Polizeibeamten und Mitarbeitenden der DB Sicherheit in die Öffentlichkeit und in Schulen getragen werden“, erklärt Bahn-Pressesprecher Jörg Bönisch. Dabei würden auch die unterschiedlichen Altersgruppen zielgerichtet angesprochen. Wie groß das Problem ist, dass geschlossene Bahnschranken oder andere Warnzeichen nicht beachtet werden, darüber macht er keine Angaben.

Bahnschranke hat schon mehrfach für Schlagzeilen gesorgt

Um alle Fragen des tragischen Unfallherganges zu klären, ist ein Gutachter zum Einsatz gekommen, bestätigt die Polizei. Die Bahnstrecke zwischen Hoyerswerda und Hosena war bis etwa 20 Uhr gesperrt. Es kam ein Schienenersatzverkehr mit Bussen zum Einsatz.
Die Bahnschranke in Schwarzkollm war in den vergangenen Jahren schon mehrmals wegen Unglücksfällen in den Schlagzeilen. So rammte im November 2017 ein Güterzug mit Tankwagen an der damals nicht geschlossenen Schranke einen mit Müll beladenen Sattelschlepper. Ein Jahr zuvor fuhr ein 79-jähriger Autofahrer mit seinem Pkw in die geschlossene Schrankenanlage, weil er geblendet wurde. In beiden Fällen blieben die Fahrer unverletzt.

Oberschule Lauta trauert

Die Oberschule Lauta, in der das tödlich verunglückte Mädchen Schülerin in der 7. Klasse war, trauert tief um seine Mitschülerin. Die Schulleitung hat sich in einem Elternbrief an alle Eltern gewandt und ihnen mitgeteilt, wie das Geschehene verarbeitet werden kann. „Wir geben den Kindern Raum zum Trauern“, heißt es darin. Das Ereignis könne jedoch bei Kindern und Jugendlichen sehr unterschiedliche Gefühle hervorrufen. Die Schule rät, auf Ängste und Reaktionen der Kinder zu achten. Wenn nötig, könne auch professionelle Unterstützung durch Seelsorger oder Schulpsychologen vermittelt werden.

Suizid-Gefahr: Wie Sie Hilfe finden

Auch wenn es sich bei dem Unfall nach Polizeiangaben nicht um einen Suizid handelt, möchten wir an dieser Stelle auf Hilfsangebote für Menschen hinweisen, die sich in vermeintlich ausweglosen Situationen befinden. Hier finden Sie eine Übersicht der Rufnummern. Auch Online-Beratungsmöglichkeiten sind hier aufgeführt.
Wenn Sie sich selbst mit dem Gedanken der Selbsttötung tragen, können Sie zum Beispiel die Telefonnummer der Telefonseelsorge wählen. Der Anruf ist gebührenfrei.
Sie erreichen die Telefonseelsorge unter der Telefonnummer 0800/1110111 oder der Telefonnummer 0800/1110222.
Sie können sich auch per E-Mail an die Telefonseelsorge wenden. Dazu ist eine Registrierung auf der Website der Telefonseelsorge notwendig und Sie geben Ihre E-Mail-Adresse an. Die Telefonseelsorge weist darauf hin, dass Ihre Mailadresse in keinem Fall veröffentlicht wird und auch nicht von den Seelsorgern gesehen werden kann.
Zum E-Mail-Formular der Telefonseelsorge: online.telefonseelsorge.de/registrierung. Mit einer solchen Registrierung per E-Mail ist auch eine Chatberatung bei der Telefonseelsorge möglich: online.telefonseelsorge.de.
Eine Übersicht und Listen mit weiteren Beratungsangeboten führt die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention auf ihrer Website:
Für Kinder, Jugendliche oder deren Eltern gibt es besondere Hilfsangebote. Nummer gegen Kummer e.V. ist Mitglied im Deutschen Kinderschutzbund und hat zwei telefonische Beratungsangebote eingerichtet: das Kinder- und Jugendtelefon und das Elterntelefon. Die Hilfsangebote sind kostenlos, anonym und vertraulich.
Das Kinder- und Jugendtelefon ist unter der gebührenfreien Rufnummer 0800/1110333 montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr zu erreichen. Das Elterntelefon ist unter der gebührenfreien Rufnummer 0800/1110550 von montags bis freitags, 9 bis 11 Uhr, sowie dienstags und donnerstags, 17 bis 19 Uhr, zu erreichen.
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