Von Sascha Klein

Der Schriftzug „Die Scheune“ ist schon länger nicht mehr ganz vollständig. Nebenan steht die Gaststätte „Tor zum Seenland“ nun auch schon etliche Jahre leer. Große „Zu verkaufen“-Schilder sind an beiden Gebäuden. Zugegriffen hat in den vergangenen Jahren jedoch niemand. Das Areal bildet direkt an der B 96 den Abschluss von Lauta Dorf in Richtung Senftenberg. Allerdings: Wer dort mit dem Auto vorbeifährt, kann die Scheune gar nicht übersehen. Kurz vor dem Abzweig nach Hosena steht sie wenige Meter neben der Straße.

Paul Gerasch steht als Einziger mit seinem Auto auf dem großen Parkplatz vor Gaststätte und Scheune. Er steigt aus. „Hier habe ich als Teenager meine ersten Veranstaltungen erlebt“, sagt der 20-Jährige und zeigt in Richtung Scheune. Es seien schöne Erinnerungen – unbeschwert, im Schoß des Dorfes. Im vergangenen Sommer hat Gerasch sein Abitur am Lessing-Gymnasium in Hoyerswerda abgelegt. Jetzt wäre der Weg frei in Richtung große, weite Welt. Ganz so weit weg will der junge Mann aber gar nicht.

„Ich will die Scheune wieder ein wenig aus ihrem Schlaf holen“, sagt Paul Gerasch. „Ich will zeigen, dass das ein tolles Objekt ist.“ Den Anfang hat er bereits gemacht. Zu Silvester 2018 hat er eine Party organisiert, mit Live-Band, DJ, Essen und Höhenfeuerwerk. Die Karte hat 52 Euro gekostet. Gerasch hat fast alles alleine organisiert und herangekarrt. Mehr als 100 Gäste waren da, etliche aus dem Dorf, aber etliche auch aus Senftenberg und dr Region. Am Ende hat er Verlust gemacht, aber das hat er einberechnet. Denn: Er will ein Gefühl dafür entwickeln, was geht und was nicht geht mit der alten Scheune. „Mein Ziel ist, im Jahr vier bis fünf größere Veranstaltungen dort zu machen“, sagt Paul Gerasch.

Aus dem Nichts zum Veranstaltungsmacher? Der 20-Jährige hat eine Vorgeschichte. Schon vor fünf Jahren hat er eine Firma gegründet: „event+emotion“. Er ist nach eigenen Aussagen einer der jüngsten DJs Deutschlands gewesen und bietet mit seinem Unternehmen DJ-Service und Veranstaltungsplanung aus einer Hand. Auf seiner Liste: dutzende Feiern und Hochzeiten. „Nach dem Abitur habe ich gedacht: Jetzt habe ich viel mehr Zeit und habe mit den Terminkalender vollgemacht“, sagt er und lacht. Langweilig wird ihm mit Sicherheit nicht werden.

   Vor kurzem hat er zum Frauentag die jüngste Party in der Scheune geschmissen – mit Büffett, Cocktailbar, Sektempfang und erstmals ein wenig Gewinn. „Der ist nicht der Rede wert“, sagt er – aber es ist wieder so ein Test, ob sich mehr Veranstaltungen im altehrwürdigen Gemäuer lohnen würden. In diesem Jahr hat Paul Gerasch noch einiges vor: Sommerparty, Oktoberfest, Silvester.

Demnächst steht die Frage, wo und was der 20-Jährige studieren will. Er ist noch nicht ganz sicher: Tourismus- oder Veranstaltungsmanagement oder doch Hotel-Management? Ziel ist auf jeden Fall Dresden. Dort leben will er aber nicht: „Dresden ist schon cool und schön, aber man ist von hier aus auch in 45 Minuten dort“, sagt er und zeigt Richtung Landeshauptstadt. „Ich will ungern die Region verlassen. Das ist meine Heimat. Ich will hier bleiben.“

Und gleich nebenan steht ein Stückchen Traum – die leer stehende Gaststätte und die Feierscheune mit Potenzial. Im Obergeschoss des Hauses könnten Ferienwohnungen sein, unten eine Gaststätte, daneben die Scheune als Feiersaal. Gerasch findet es schade, dass dieses Ensemble seit Jahren wie im Dornröschenschlaf ist – trotz besten Lage an der Bundesstraße und mit dem fast schon passenden Namen: „Tor zum Seenland“. „Es war schon immer mein Traum, so etwas zu machen“, sagt er. „In einem der Gebäude könnten Ferienwohnungen entstehen, daneben die alte Gaststätte, ein Biergarten und eben die Möglichkeit, größere Feiern zu veranstalten.“

Doch dafür müsste Paul Gerasch investieren – viel investieren. „Das würde mich bis zum Rentenalter beschäftigen, eine solche Immobilie abzubezahlen. Und es fehlt einfach an Menschen und Investoren, die an den Erfolg des großen Projektes glauben“, sagt er. „Als Auszubildender oder Student ist das alles etwas schwer, auch wenn man seine genauen Vorstellungen hat.“ Doch wer weiß: Vielleicht kommen sie irgendwann noch einmal zusammen – der junge Typ aus dem Dorf und die alte Scheune.