An die Gänsehaut-Momente von vor einem Jahr können sich die Frauen und Männer noch gut erinnern: Denn ihre Montags-Probe des Bürgerchores Hoyerswerda war an jenem Septembertag 2021 etwas ganz Besonderes. Ihren seit Wochen mehrstimmig einstudierten Gundermann-Song „Lied der Raumschiffe und Kosmonauten“ haben die 60 Sängerinnen und Sänger an diesem Tag zum ersten Mal gemeinsam mit Felix Räuber, Musiker und Sänger der Dresdner Erfolgsband „Polarkreis 18“, gesungen.
Felix Räuber war da schon einige Wochen lang mit einem Filmteam in der Lausitz unterwegs, um der Frage „Wie klingt Heimat?“ für eine mehrteilige Doku-Serie nachzugehen. Die Klänge aus dem Braunkohlentagebau spielten dabei genauso eine Rolle wie das Plätschern der Wellen am Ufer des Bergbaufolgesees oder die sorbischen Gesänge der Lausitzer Osterreiter.

Premiere beim Filmfestival Cottbus am Sonntag

Zwei Folgen der insgesamt sechsteiligen Doku-Serie „Wie klingt Heimat“ werden am Sonntag, 13. November, beim 32. Filmfestival Cottbus Premiere haben. Ab 12 Uhr sind die Filmdokumentationen „Wie klingt Wandel?“ (über die Lausitz) und „Wie klingt Glauben?“ (über das sorbische Siedlungsgebiet) in der Stadthalle Cottbus zu sehen.
Zur Premierenfeier mit dabei ist auch der Bürgerchor Hoyerswerda. Für den Auftritt vor dem Premierenpublikum wurde mit Chorleiter André Bischof ein extra Programm einstudiert. Im Mittelpunkt steht natürlich das „Lied der Raumschiffe und Kosmonauten“ von Gerhard Gundermann aus dem Jahr 1983. Im Text heißt es da: „Keinen anderen Landeplatz bietet uns das Weltenall, wenn er auseinander platzt, jener Erdenball“. Dieser Satz könnte von heute stammen, sagt die Sängerin Annemarie Kreisel, die nach schweren Schicksalsschlägen erst seit Kurzem im Bürgerchor mitmacht.

„Wie klingt Heimat?“ fängt Töne aus dem Tagebau ein

Chorleiter André Bischof war für die Dreharbeiten vor einem Jahr Interviewpartner für Felix Räuber und sein Filmteam und ist jetzt schon sehr gespannt auf die Arbeit der Filmemacher. Er findet es eine schöne Idee, die Felix Räuber mit „Wie klingt Heimat?“ umgesetzt hat.
Überall in Sachsen wurden Musikstücke, Lieder und Klänge zusammengetragen, die den hier lebenden Menschen Heimat bedeuten. Der Teil 2 erzählt vom Lausitzer Seenland, in dem bis 1990 die Braunkohle für die ganze DDR gefördert wurde. Deshalb sind in diesem Film vielfältige Arbeitsgeräusche von Tagebaubaggern zu hören, die die Natur für immer verändert haben, erklärt André Bischof. Eingespielte Orchesterklänge begleiten das „Lied der Raumschiffe und Kosmonauten“ im Film.

Bürgerchor Hoyerswerda singt mit Felix Räuber

Wenn die Folge am kommenden Sonntag in der Cottbuser Stadthalle uraufgeführt wird, werden der Bürgerchor Hoyerswerda und Felix Räuber wieder zusammen singen. Diese Möglichkeit verschafft ihnen der Leiter des Filmfestivals Bernd Buder, sagt Andre Bischof. Im Saal sitzend will der Chor Gundis Lied „Weißt du noch“ anstimmen und das Publikum überraschen. Auf der Bühne singen sie dann mit Felix Räuber als Höhepunkt das „Lied der Raumschiffe und Kosmonauten“ unplugged als extra Festivalversion. Dann wird es wohl wieder so ein Gänsehaut-Moment sein.
Felix Räuber hat für seine mehrteilige Doku "Wie klingt Heimat?" auch in den Lausitzer Tagebauen Tonaufnahmen gemacht.
Felix Räuber hat für seine mehrteilige Doku „Wie klingt Heimat?“ auch in den Lausitzer Tagebauen Tonaufnahmen gemacht.
© Foto: Siegfried Michael Wagner